Die Monster-Strige
wollte.
Er bewegte zuckend seinen Kopf nach links und rechts, wie ein monströses Huhn, das auf dem Erdboden nach Futter suchte. Nur wollte der Horror-Vogel ein anderes Futter, und die Sitzbänke schleuderte er einfach zur Seite.
Er kam gut durch.
Aus seinem Maul drangen keine Geräusche. Die gefühllosen Augen waren eisig und bunt. Wieder hackte er zu.
Ken Finlay lag noch ein Stück vor dem Pfarrer, auf der linken Seite zwischen den Bänken eingeklemmt, und er zog den Kopf ein, als der gekrümmte und sehr spitze Schnabel auf ihn zujagte, ihn aber nicht erwischte, sondern in die Bank vor ihm hackte und darin festklemmte.
Er zog den Schnabel nicht wieder hervor und zeigte, wozu er fähig war.
Den Schnabel noch im Holz stecken lassend, riß er die Bank einfach hoch und schleuderte sie zur Seite. Jetzt war der Weg zu Ken Finlay frei!
Der Engländer wußte genau, daß ihm der nächste Schnabelhieb den Tod bringen würde. Er lag seitlich auf dem Boden, den Kopf in den Nacken gelegt. So sah er den Vogel ankommen, der ihm noch riesiger, mächtiger und auch tödlicher vorkam. Er war ein Untier, etwas, das aus der Hölle gekommen war, um den Tod zu bringen.
Die Schnabelspitze schwebte über ihm.
»Nein, nicht!«
Es war der Geistliche gewesen, der gerufen hatte. Er hatte es geschafft, wieder auf die Beine zu kommen. Er hielt die Hände gefaltet und dem Monstrum entgegengestreckt, als könnte er es durch diese Bewegung von der endgültigen Tat abhalten.
Die Monster-Strige kümmerte sich nicht um ihn.
Urplötzlich zuckte ihr Schnabel vor.
Ken Finlay schrie auf, aber der Schrei erstickte in seiner Kehle zu einem Gurgeln, und wie aus einer Schattenwand hervor sah er die Spitze auf sich zurasen.
Bevor der Schnabel den Menschen erreichen konnte, klappte er auf, wurde gedreht und schnappte zu.
Finlay zappelte schon, als er noch Kontakt mit dem Boden hatte. Und er zappelte noch stärker, als die Monster-Strige zurückging, den Kopf dabei anhob und ihn schräg nach hinten legte, als wollte sie den Mann verschlucken wie einen großen Wurm.
Ken Finlay war stumm geworden. Das Entsetzen hatte ihm die Stimme verschlagen.
Nicht mal ein Röcheln drang aus seinem Mund. An beiden Körperseiten spürte er den Druck der Schnabelhälften wie eine Klammer, und er wußte, daß er sich aus eigener Kraft nicht befreien konnte.
Niemals…
Aber da war plötzlich die Stimme des Fremden zu hören, die so volltönend klang und auch beruhigend. »Er wird dich nicht töten, mein Freund…«
***
Der Eiserne Engel war in die Luft gestiegen und konnte sich vorstellen, daß es seine beiden Freunde John Sinclair und Suko nicht gepaßt hatte, aber er mußte in diesem Fall seine eigenen Pläne durchführen, und nur so würde er zum Ziel können.
Erst er, dann die anderen.
Es war sein Fall.
Es war sein Schicksal.
Es war die Tragik des versunkenen Kontinents, von dem noch vieles aufgearbeitet werden mußte. Es ging einfach nicht, daß er sich zurückzog und seinem Feind alles überließ. Er mußte weitermachen, er würde weitermachen, und würde, wenn nötig, auch über seinen eigenen Schatten springen, das stand fest.
Seine Flügel bewegten sich oberhalb des Rückens. Sie sorgten dafür, daß er dem Ziel rasch näher kam. John und Suko würden länger brauchen, und er hoffte, daß er bis dahin die Fronten bereits geklärt hatte.
Sein Weg führte ihn über die Dächer der Häuser hinweg, auf die er niederschaute.
Er sah auch die Menschen im Freien, und die Menschen sahen ihn. Sie konnten seine Existenz nicht begreifen, und es waren nicht nur Kinder, die ihn anschauten.
Was die Menschen dachten, war ihm egal. Er mußte sie nur vor der Heimsuchung der prähistorischen Monster-Strige befreien. Alles andere würde sich regeln.
Er sah den Turm sehr bald schon dicht vor sich. Er sah auch, daß er sich leicht bewegte. Er hörte die Schläge nicht mehr, die ihn auf seinem Flug noch begleitet hatten.
Hatte die Strige es geschafft?
Er landete.
Der Eingang zur Kirche war völlig zerstört. Die Tür gab es nicht mehr, und ein Teil des Dachs war ebenso eingefallen wie große Stücke der Mauer in Eingangsnähe.
Das alles fiel ihm auf. Aber es war jetzt unwichtig, denn er schaute gegen den Rücken der Monster-Eule, die den Kopf nach hinten gedrückt hatte, als wollte sie etwas schlucken.
Der Eiserne huschte zur Seite. Und noch während dieser Bewegung zog er sein mächtiges Schwert.
Dann sah er das Opfer im Schnabel, und er erkannte auch die
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