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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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ich habe ihn selbst bereits benutzt, und glauben Sie mir, er wirkt sehr gut. Sie müssen ihn in Speisen einrühren, die Sie mit eigener Hand zubereiten, und Ihren Geliebten davon essen lassen.
    Habe ich Ihnen erzählt, dass ich, wenn ich so schläfrig bin, beginne, meine Ehemänner vor mir zu sehen? Es ist ziemlich beunruhigend. Sie stehen im Schatten. Sie lächeln nicht. Was schreibe ich da? Ich kann kaum noch meinem eigenen Federhalter folgen, ich bin so müde. Nun, meine Liebe, muss ich schlafen. Ich stehe für immer in Ihrer Schuld.
    Ihre liebende

Cinnamon Averell Graves

Eine Unterbrechung
    Ich hatte Cinnamons und Charlottes Briefe spät in der Nacht zu lesen begonnen, nach einem Abendessen mit meiner Mutter und einem alten Schwarz-Weiß-Film im Fernsehen, den ich mir angeschaut hatte, nachdem sie um elf zur Arbeit gegangen war. Und es überraschte mich, als ich etwa die Hälfte der Briefe gelesen hatte, aus dem Fenster schaute und die Sonne sah, die bereits langsam über die Hügel emporstieg und den See mit einem fahlen Licht übergoss. Ich gähnte und streckte mich und sagte dann dem Geist in meinem Zimmer, dass ich eine kleine Pause brauchte. Heute war er fliederfarben und schien die ganze Nacht hindurch schnell pulsiert zu haben, wie das freigelegte Herz eines Kaninchens, das immer noch schlägt. Als ich versuchte, ihn direkt anzuschauen, machte er sich unsichtbar.
    Ich ging nach unten, setzte Kaffeewasser auf, schaltete den Fernseher ein und musste lachen. Direkt vor mir auf dem Bildschirm, in Reih und Glied wie Jungs bei einem Buchstabierwettbewerb, saßen die Laufkumpels und quatschten eine hübsche, zierliche Frau voll, die kicherte, als hätte sie den Verstand verloren. Es war eine Wiederholung ihres Interviews für das Frühstücksfernsehen. Doch ich bekam nur das Ende mit. Die Frau dankte den Kumpels für ihre Teilnahme, und dann schwenkte die Kamera auf einen ausgesprochen gut aussehenden Reporter, der zielstrebig nach vorne trat.
    «In der vergangenen Woche», sagte er, «haben Berufstaucher mehrfachden Versuch unternommen, auf den Grund dieses fünfzehn Kilometer tiefen Gletschersees im Staate New York hinabzugelangen, um zu überprüfen, ob Flimmy, das ‹Ungeheuer›, das letzte Woche hier entdeckt wurde, das einzige Exemplar seiner Spezies ist. Bemerkenswerterweise ist es keinem einzigen Taucher gelungen, bis zum Grund des Sees vorzudringen. Dieses Gewässer ist so tief, dass die Taucher es nicht weiter als etwa hundertdreißig Meter unter die Oberfläche schaffen. Heute jedoch wird sich das ändern. Heute» – hier schwenkte die Kamera etwas zur Seite und zeigte eine leuchtend gelbe Maschine neben dem Reporter –, «wird eine Tiefseetaucherkugel in die sagenumwobenen Gewässer des Flimmerspiegelsees eintauchen und entdecken, was, wenn überhaupt, dort unten an Leben vorhanden ist, unter der Oberfläche dieses stillen, schönen Sees. Und», fügte er mit großer Feierlichkeit hinzu, «wie tief genau der See ist.» Hier schwenkte die Kamera erneut und zeigte meinen See, rosa und golden im Sonnenaufgang, mit Nebelfetzen umkränzt.
    Ich schaltete den Fernseher aus und blickte in Richtung See, sah die gelbe Taucherkugel, die wie ein Projektil von einer übergroßen, pontonartigen Vorrichtung zu Wasser gelassen wurde. Ich schaute zu, bis sie verschwunden war, und wandte mich ab, damit ich mir nicht vorstellen musste, wie sie sich in die dunklen Gewässer der tiefsten Stellen unseres Sees vorantastete.
    Exakt um sieben Uhr klingelte es an der Haustür. Einen Moment lang fürchtete ich, es könnte Ezekiel Felcher sein – am vorangegangenen Tag hatte ich das Haus nicht verlassen, seinen Abschleppwagen jedoch einige Stunden lang vor unserem Haus geparkt gesehen –, und beschloss fast, nicht hinzugehen, aus Angst, die Nerven zu verlieren und ihm ordentlich eins auf die Glocke zu geben. Doch dann fiel mir ein, dass schließlich auch meiner Mutter etwas passiert sein konnte, etwa dass ein Sattelschlepper sie überfahren hatte, als sie aus dem Krankenhaus kam, dass ein Junkie dort herumgeballert hatte oderdass sie, während sie nach der Schicht ihre Berichte schrieb, ein friedliches Aneurysma ereilt hatte, und ich lief zur Tür, schnell, die Tränen bereits in den Augen.
    Als die Tür aufging, schaffte ich es nur mit Mühe, die aufgestiegenen Tropfen nicht aus meinen Augen kullern zu lassen, denn da standen die Laufkumpels, alle sechs, grinsten mich an und sagten ihr sanftes: «Hey!»
    «Willie

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