Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
Vom Netzwerk:
komme ich von Afrika nach Jamaika und mit achtzehn, neunzehn von Jamaikanach Philadelphia. Sie verkaufen mich, weil ich angeblich lüge, aber das ist alles nicht wahr. Wahr ist, dass ich meinen Master, MacAdam, um den Finger gewickelt habe. Hab ihn zu einem reichen Mann gemacht, und wie er stirbt, mag die Witwe MacAdam mich nicht und brennt mich mit dem Schüreisen am Hals, rundum, bis ich eine rosa Kette auf meiner Haut habe. Da hasse ich sie, aber ich kann es ihr auch nicht verdenken, wo ich doch ihren Mann um den Finger gewickelt hatte.
    An dem Tag damals wollte Duke keine Sklaven kaufen, aber er hatte keine Wahl, weil nirgendwo Sklaven mit guten Zähnen zu haben sind. Alle sind irgendwie krank, können nix Richtiges. Da kommt er zu dem stinkigen Sklavenhaus, will hier aber auch nichts kaufen, es wird ihm übel, fast geht er. Doch dann sieht er, wie Cuff beinahe von einem Mann gekauft wird, der böse aussieht. Duke sieht ganz deutlich das Böse an ihm, sieht, wie sich der Dicke die roten Lippen leckt, als er den hübschen Indianer sieht. Also kauft Duke ihn. Er hat einen Sohn in Cuffs Alter, und ich glaube, es ist wegen Richard, dass er Cuff kauft. Und dann sieht er Mingo, sieht, was für ein guter Zimmermann er ist, und er kauft ihn auch. Denkt, ach, jetzt bin ich schon mal Sklavenbesitzer, dann kann ich mir auch gleich ein Haus bauen lassen. Als er gehen will, saug ich mich mit den Augen fest an ihm. Bring ihn dazu, dass er sich umdreht. Wir schauen uns an, und es gibt einen Blitz zwischen uns. Er kauft mich.
    Nehme an, dass er einsam ist. Missus Temple, die weigert sich, nach Templeton zu kommen, weil es da so rau zugeht. Sie lebt ihr eigenes Leben in Burlington, mit Büchern und Gesellschaften und Musik und ihrem Vater. Um die Wahrheit zu sagen, rechnet niemand damit, dass die Missus noch nach Templeton kommt. So viele Jahre schon versucht Duke, sie dorthin zu kriegen, aber sie sagt immer nur Nein. Nein, nein, nein. Sie hat Angst. Aber er ist einsam und arbeitet zu viel. Remarkable Prettybones, die Haushälterin, kann nicht die Bohne kochen, sie lässt den Haferschleim anbrennen, verkohlt den Schinken.Ich nenn sie Remarkable Uglybones, weil hübsch ist die wirklich nicht, die alte Hexe. Ich komme und fange an zu kochen, und Duke wird wieder dicker. Sieht glücklicher aus. Und ich spüre seine Augen auf mir, den ganzen Tag.
    Duke ist ein guter Mann, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Er kämpft mit sich. Fasst mich nicht an, lange Zeit nicht. Und wenn er mich nicht anfasst, kann ich ihn auch nicht um den Finger wickeln, so geht das nicht. Ein Zauber wie der wirkt nur so. Und am Anfang ist Duke auch so beschäftigt, dass er gar keine Zeit hat, mich anzufassen, er verkauft Land schneller, als ein Mann schnaufen kann, den ganzen Tag ist er draußen beim Vermessen, reitet nach Albany, reitet nach Philadelphia, reitet zu seiner Familie nach Burlington. Aber ich führe das Haus gut. Ich koche gutes Essen, mache alles schön im Haus. Ich mag es, wenn alles ordentlich und blitzsauber ist. Mingo, der baut Temple Manor fast ganz allein, ein Haus aus Stein, riesig groß mit einem gelben Dach. Aber ich mache das Haus schön, ich streiche es weiß, hänge Vorhänge auf, lackiere die Schränke, obwohl Remarkable das Lob dafür bekommt, die hässliche magere Kröte. Ich koche, und selbst in Hungerszeiten, wenn in Templeton alle Babys schreien, weil sie Hunger haben, haben wir immer etwas zu essen. Ich kaufe unser Fleisch bei Davey, oben am Hügel, und Mingo, der fängt Fische. Ich fange auch Fische mit Mingo, aber einmal, als ich auf seinem kleinen Boot mit ihm rausfahre, da sehe ich ein riesiges, böses Ding tief unten im Wasser, und Mingo legt mir die Hand aufs Bein, und es ist schwierig, ihn abzuwehren und nicht ins Wasser zu fallen, weil da unten irgendwas ist, das mich bei lebendigem Leibe fressen will. Und ich fahre nie wieder mit ihm raus, nie wieder. Bloß weil wir beide schwarz sind, heißt das noch lange nicht, dass ich für Mingo bestimmt bin, sage ich ihm. Und danach lässt er mich in Ruhe.
    Obwohl ich immer dafür sorge, dass ihr Magen gefüllt ist, wird Remarkable nicht meine Freundin. Sie bringt diesen kleinen Engel Cuff auf ihre Seite und schafft es, dass er mich auch hasst. Einige Zeit warenCuff und ich nämlich Freunde, er hat mir sogar ein bisschen Lesen beigebracht. Wörter wie
Wasser, Apfel, Schlange, Pferd.
Aber als Remarkable ihn in die Finger kriegt, verändert er sich. Es tut weh, aber ich habe

Weitere Kostenlose Bücher