Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Alle reichen Texaner, die ich kennenlerne, sind entweder verheiratet oder Schwindler. Der letzte hat doch tatsächlich von mir verlangt, ich sollte ihm bei Einkäufen für seine Frau helfen!«
    Während Lukes Miene immer eisiger wurde, mußte Cesare unwillkürlich lächeln. »Das ist ja wirklich ein Jammer, Ileana«, sagte er.
    »Ich kann nicht hören, was du sagst«, rief Ileana, »aber egal -ich habe Tonio gebeten, Sekt für uns kalt zu stellen. Sei so lieb und gieß mir ein Glas ein.«
    Er ging zur Hausbar. Der Sekt war in einem Eiskübel, daneben standen zwei Gläser. Mit feierlicher Miene nahm er ein drittes Glas, stellte es neben die anderen, ließ den Korken knallen und schenkte ein.
    Ileana betrat lächelnd das Zimmer. »Ich konnte es kaum abwarten, bis du.« Ihr Lächeln schwand, als sie Luke Nichols mitten im Zimmer stehen sah. Sie warf Cesare einen fragenden Blick zu.
    Er sah die beiden abwechselnd an und genoß die Situation. »Ich glaube, die Damen kennen sich flüchtig«, sagte er. »Gestatten Sie, daß ich vorstelle.« Er tat das in seiner charmanten Art, dann reichte er jeder ein Glas Sekt, hob sein eigenes und prostete ihnen lächelnd zu. »Auf gute Freundschaft!«
    Ileana trank, dann sagte sie auf französisch zu Cesare: »Wenn sie auch eine magere Ziege ist - findest du nicht deine Wohnung trotzdem zu eng für drei?«
    Er antwortete, ebenfalls französisch: »Sie hat verborgene Talente, von denen du nichts ahnst.«
    »Das bezweifle ich nicht«, erwiderte Ileana trocken. »Aber wenn die Hoteldirektion schon gegen einen einfachen Damenbesuch protestiert, wie wird sie dann wohl über einen doppelten denken? Oder hast du den Leuten gesagt, du seiest Mohammedaner geworden?«
    Da kam Cesare eine Idee. Jetzt wußte er, wie er die Verbindung mit Matteo aufnehmen konnte. Mit einem Lächeln, das seine zynischen Gedanken nicht verbarg, fuhr er auf französisch fort: »Das interessiert die Direktion kein bißchen. Ich habe nämlich dem Geschäftsführer schon gesagt, daß du heute abend nach Italien abreisen wirst und daß bis zu deiner Rückkehr Miss Nichols dein Zimmer bewohnt. Was sagst du dazu?«
    Ileanas Augen funkelten. »Daß mir das nicht im Traum einfällt«, sagte sie auf französisch. »Ich lasse mich doch nicht wegschicken, damit du dich mit dieser Nutte amüsierst!« Sie schleuderte ihr Sektglas nach ihm und lief ins Schlafzimmer zurück.
    Das Glas flog gegen die Hausbar und zersprang in tausend Scherben. Cesare betrachtete sie, dann blickte er Luke an und sagte auf englisch: »Ileana ist ziemlich jähzornig.«
    »Wichtig für mich ist nur, ob sie verschwinden wird«, sagte Luke in tadellosem Französisch.
    Einen Moment war er verblüfft, dann lachte er schallend. »Also hast du alles verstanden?«
    »Jedes Wort. Doch du hast meine Frage nicht beantwortet. Reist sie ab oder nicht?«
    »Selbstverständlich reist sie«, sagte Cesare entschieden. »Ileana und ich sind alte Freunde. Sie tut alles für mich.«
    Tonio legte den Telefonhörer hin und ging wieder ins Eßzimmer, wo Cesare mit den zwei Frauen beim Imbiß saß. »Die Fluggesellschaft, Exzellenz«, meldete er. »Sie hat bestätigt, daß in der Nachtmaschine nach Rom ein Platz für die Baronin reserviert ist.«
    »Danke, Tonio.«
    Ileana wartete, bis Tonio gegangen war. Dann wandte sie sich an Cesare. »Ich sagte bereits, daß ich nicht abreise. Was du verlangst, ist mir gleichgültig. Ich werde es nicht tun!«
    Cesare fixierte sie nachdenklich und nahm nebenbei wahr, daß Luke Nichols ihn mit sonderbarer Miene betrachtete. »Du wirst tun, was ich verlange, Ileana«, sagte er ruhig. »Oder ist dir lieber, wenn die Einwanderungsbehörde erfährt, daß du in Wahrheit gar keine Stellung bei mir hast?«
    »Und warum schickst du nicht Miss Nichols auf Reisen?« fragte sie mühsam beherrscht.
    »Du weißt, daß das nicht geht«, antwortete er schroff. »Sie würde drüben zu sehr auffallen. Also, iß jetzt noch etwas und dann pack deine Sachen. Die Maschine nach Rom startet um Mitternacht, du weißt es.«
    Ileana warf ihr Besteck auf den Tisch, sprang vom Stuhl auf und stürzte ins Schlafzimmer. Die Tür knallte hinter ihr zu. Luke blickte hoch und ahmte Cesare mit ironischem Lächeln nach. »Ileana tut alles für mich!«
    »Halt den Mund«, sagte er wütend. »Sie reist ja ab. Genügt das etwa nicht?«
    Ileana betrat ihr Hotelzimmer, schloß die Tür hinter sich zu, ging schnell ans Telefon und nannte der Zentrale eine Nummer. »Mr. Baker bitte«,

Weitere Kostenlose Bücher