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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wie möglich.«
    »Nein, ich gehe nicht hin«, antwortete sie schnell.
    »Er wird Ihnen nichts tun, solange er nicht weiß, daß Sie für
    uns tätig sind.« In hartem Ton setzte er hinzu: »Oder wollen Sie lieber deportiert werden?«
    »Das wäre besser als tot.«
    »Verstoß gegen die Moralgesetze ist eine schwere Beschuldigung«, fuhr er fort. »Es bedeutet, daß Sie nie wieder in dieses Land kommen dürfen. Und in den Zeitungen macht sich das auch nicht gerade schön.«
    Ileana funkelte ihn wütend an. »In Europa hat man mehr Verständnis dafür, daß manche Frauen eben nicht zum Arbeiten geschaffen sind.« Sie nahm eine Zigarette aus ihrer Handtasche.
    Baker gab ihr Feuer und lehnte sich zurück. Jetzt hatte er sie endgültig geködert, das war klar. »Ich glaube, das wissen auch wir Amerikaner«, sagte er lächelnd. »Wir reden bloß nicht darüber. Haben Sie immer noch Angst?«
    Sie zog den Zigarettenrauch tief in die Lungen. »Zuerst habe ich das Ganze für einen Riesenspaß gehalten. Aber jetzt ist mir klar, daß es bitterernst ist. Ich bekomme wirklich allmählich große Angst.«
    Baker stand auf und ging um den Schreibtisch zu ihr. »Versuchen Sie, die Angst abzuschütteln«, sagte er langsam. »Wir werden Sie bewachen. Ich verspreche Ihnen, wir holen Sie raus, sobald es brenzlig zu werden beginnt.«
    Der junge Beamte pfiff durch die Zähne, als er Luke Nichols mit Cesare vor dem Flughafen in ein Taxi steigen sah. »Dieser Kerl hat wirklich Glück bei den Frauen, nicht wahr, Chef?«
    Baker nickte. Er sah das Taxi abfahren und sagte: »Los, Morton, ihnen nach!«
    Morton fädelte sich in den Verkehr ein. Ein anderer Wagen schob sich schräg vor ihnen durch. »Soll ich mich wieder vor den einschleusen?« fragte Morton.
    »Nein, fahren Sie so weiter. Er kann uns auf der Schnellstraße
    nicht entkommen.«
    Etwa zehn Minuten lang fuhren sie schweigend, bis kurz vor der Kurve bei der Jamaica Bay. Baker beobachtete gespannt den Wagen vor ihnen. Der wollte offenbar seine Position zwischen ihrem Wagen und dem Taxi, in dem Cesare saß, unbedingt halten. Aber plötzlich beschleunigte er sein Tempo und schwenkte auf die linke Fahrbahn über.
    Baker hatte das Gefühl nahenden Unheils. Er knöpfte rasch sein Jackett auf und lockerte den Revolver in der Schulterhalfter. »Bleiben Sie hinter diesem Wagen. Auf die linke Bahn rüber, schnell!« befahl Morton. »Da stimmt was nicht.«
    »Scheint mir auch so«, sagte Morton, während er einbog. Und schon hörten sie gedämpfte Detonationen. »Die schießen auf Cardinali!« schrie er.
    »Geben Sie Gas!« brüllte Baker, zog rasch seinen Revolver, beugte sich aus dem Fenster und feuerte auf den Wagen vor ihnen.
    Cesares Taxi bog von der Fahrbahn auf den Grasstreifen ab, als sie an ihm vorbeirasten. Baker konnte nicht erkennen, ob im Taxi jemand verletzt war. Er feuerte noch einmal auf den fliehenden Wagen und sah, wie der Fahrer über das Lenkrad kippte. Der Wagen schlingerte auf die Bucht zu. Kurz bevor er ins Wasser stürzte, sah Baker eine Wagentür aufgehen und einen Mann heraustaumeln.
    Morton hielt.
    Baker sprang aus dem Wagen und lief dem Flüchtenden nach. »Halt!« rief er und feuerte einen Warnschuß ab. »Stehenbleiben!«
    Für eine Sekunde drehte der Mann sich um, Baker sah in seiner Hand etwas blinken. Eine Kugel sauste an ihm vorbei, dann hörte er den Knall des Schusses.
    Er warf sich zu Boden. Der Mann lief wieder. Baker zielte tief, nach den Beinen, und zog langsam den Abzug durch. Der erste Schuß ging fehl, nach dem zweiten torkelte der Mann, stürzte lang hin, wälzte sich ein paarmal und rollte über eine kleine Bodenwelle abwärts.
    »Sind Sie verwundet, Chef?« fragte Morton atemlos.
    »Nein.« Baker erhob sich.
    »Der Fahrer des Wagens ist tot.«
    »So? Sehen Sie mal nach, was dem da drüben fehlt. Ich habe versucht, ihn in die Beine zu treffen.«
    Morton lief zu dem Mann, beugte sich über ihn und rief nach einem Moment: »Der hier ist auch tot!«
    Mit verbissenem Gesicht schob Baker seine Waffe in die Halfter zurück. Hinter sich hörte er jetzt Cesares Stimme.
    »Sie sind ein guter Schütze, Mr. Baker!«
    Baker drehte sich um und sah dem Sizilianer ausdruckslos entgegen. Der mußte Nerven wie Drahtseile haben. Soeben hatte man auf ihn geschossen, in weniger als einer Minute waren zwei Männer getötet worden, und dieser Bursche hier sprach genauso gelassen wie kürzlich in seinem Büro.
    »Diesmal können Sie mir nicht erzählen, daß nicht auf Sie

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