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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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verstehen, denn ich habe gesehen, aus welcher Umgebung sie stammen, und ich kenne die grenzenlose Armut, in der sie ihr Leben begonnen haben. Aber dieser eine ist mir unbegreiflich. Er hat von Jugend auf alles gehabt. Soweit wir das beurteilen können, kann er sich heute jeden Wunsch erfüllen. Vielleicht tut er es nur aus Langeweile, vielleicht aus Lust am Töten? Ich kann’s mir einfach nicht erklären. Ich weiß nur, daß noch mehr Menschen sterben müssen, wenn wir kein Mittel finden, ihm das Handwerk zu legen. Und nicht nur Gangster werden dann sterben, sondern auch unschuldige Leute, wie zum Beispiel Barbara Lang in Florida.«
    Captain Strang holte seine Pfeife aus der Tasche und klopfte sie im Aschenbecher aus. Er steckte sie ohne Tabak in den Mund und sah Baker an. Sein Lächeln paßte nicht zum grimmigen Ton seiner Stimme. »Ich bin nun schon dreißig Jahre bei der Polizei und wollte eigentlich nie eine feste Stellung haben«, sagte er.
    Das Telefon klingelte. Cesare ging an den Apparat und meldete sich: »Hier Cardinali.« Die ihm unbekannte Stimme war grob und hart: »Cardinali?« fragte sie drohend. »Das Stilett hat seine Rolle ausgespielt. Wir kriegen dich doch früher her oder später. Warum willst du dir’s nicht einfacher machen?«
    Die Stimme schwieg. Gereizt drückte Cesare die Gabel herunter und ließ sie wieder los. »Hallo, wer ist denn dort? Wer ist dort?«
    Keine Antwort. Er legte den Hörer auf und ging wieder zum Sofa. »Wer war’s denn?« fragte Luke neugierig.
    »Eine Warnung«, erwiderte er. »Vermutlich von einem billigen Ganoven.«
    Sie nickte nachdenklich. »So fangen sie’s gewöhnlich an. Ich kenne die Masche von früher. Sie werden versuchen, dich mürbe zu machen.«
    Cesare war zornig. »Falls die sich einbilden, sie könnten mich durch Telefonanrufe in Panik versetzen, werden sie merken, daß ich anders bin als die Schweine, mit denen sie sonst zu tun haben!« Wütend ging er zur Tür.
    »Wohin willst du?«
    Er drehte sich um. »Mal nach unten, um dafür zu sorgen, daß Ileana das Flugzeug erreicht. Willst du mitkommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, danke«, entgegnete sie, »ich kann durchaus weiterleben, ohne deiner Freundin Lebewohl zu sagen.«
    Cesare verließ das Gebäude der italienischen Luftfahrtgesellschaft und ging zu dem Parkplatz, wo er seinen Wagen abgestellt hatte. Ileana besorgte ihren Auftrag bestimmt gut. Die Mitteilung für Matteo gelangte an ihr Ziel, da durfte er ohne Sorge sein.
    Aber - wer außer Ileana hätte in einer solchen Situation noch die Nerven gehabt, Ausschau nach lukrativen Eroberungen zu halten? Er lächelte vor sich hin bei der Erinnerung, wie sie die neue Bekanntschaft gemacht hatte. Der große weiße Stetsonhut war der Magnet gewesen, und - natürlich! - trug ihn ein junger, offenbar reicher Ölmensch aus Texas. Nun, er würde noch vor der Landung um etliches ärmer geworden sein!
    Cesare betrat den Parkplatz und ging die Wagenreihe entlang. Es war schon spät, deshalb standen dort relativ wenig Fahrzeuge. Auf einmal hörte er Schritte, genau im gleichen Rhythmus mit den seinen. Eine Sekunde blieb er stehen und blickte sich um.
    Kein Mensch war zu sehen. Achselzuckend ging er weiter. Da
    - wieder die Schritte. Als er haltmachte, um sich eine Zigarette anzuzünden, verstummten auch die Schritte. Rauchend setzte er seinen Weg fort. Kurz danach hörte er die Schritte abermals. Schwere, zielbewußte Schritte. Diesmal war er sicher, daß sie ihm folgten. Er ging langsamer, um festzustellen, ob sie sich seinem Tempo anpaßten. Ja, das taten sie.
    Er ließ das Stilett in seine Hand gleiten. Sobald er das kalte Metall fühlte, wurde er ruhig. Er trat zwischen zwei Autos und wirbelte dann jäh herum, die Spitze des Dolches nach vorn gestreckt. »Wer ist da?« Seine Stimme hallte sonderbar über den Parkplatz.
    Keine Antwort. Er wartete und lauschte angestrengt. Alles still. Also war es wohl nur der Widerhall meiner eigenen Schritte, den ich hörte, dachte er. Ich bin doch sonst nicht so schreckhaft!
    Er ließ das Stilett wieder in seine Hülle zurückschnappen und stieg kopfschüttelnd in den Wagen.
    Als er den Motor seines Alfa Romeo startete, spürte er wieder das leichte Prickeln auf der Haut, wie stets nach überstandener Gefahr.
    Vierundzwanzigstes Kapitel
    »Zwei Tage läuft unsere Operation nun schon«, sagte Captain Strang. »Was meinen Sie zu den Aussichten?«
    Baker zuckte die Achseln. »Ich weiß wahrhaftig nicht, wie es klappen

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