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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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teilnimmst und weiterhin hier arbeitest.« Ihre Hände machten eine einfache, vielsagende Bewegung.
    »Sie scheinen mir immer wieder etwas Gutes tun zu wollen«, sagte sie. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
    Er lächelte verlegen. »Vielleicht tue ich es, weil ich dich mag.« Sie sagte nichts.
    »Du bist zuverlässig, Marja«, fuhr er fort. »Jeden Abend bist du da und machst mir keine Unannehmlichkeiten wie die anderen Mädchen. Vielleicht deshalb.«
    »Ich weiß trotzdem nicht, wie ich Ihnen jemals danken kann«, sagte sie.
    Er wollte etwas erwidern, aber in diesem Augenblick klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch. Er nahm den Hörer ab. »Martin.« Die Stimme auf der anderen Seite sprach ein paar Sekunden. Joker blickte zu Marja auf. Sie wandte sich zum Gehen. Mit einer Handbewegung bat er sie zu bleiben.
    »Warten Sie bitte einen Augenblick«, sagte er.
    Er bedeckte die Sprechmuschel mit einer Hand, während er mit ihr sprach. »Da ist schon eine Gelegenheit, mir zu danken, Marja«, sagte er. »Ich habe hier einen sehr wichtigen Mann am Telefon. Ihm fehlt für seine Party heute abend eine Dame. Wenn du hingehen willst, springen für dich dabei fünf Dollar heraus.«
    Sie zögerte. »Ich ... ich glaube, lieber nicht, Mr. Martin. Ich würde da nicht hinpassen.«
    Er verstand, was sie meinte. »Kannst ruhig gehen«, erwiderte er. »Der Mann ist in Ordnung. Da gibt’s keine heißen Sachen. Du brauchst weiter nichts zu tun, als mit ihnen zu tanzen und ein bißchen mitzumachen, wenn es lustig wird. Um halb vier bist du dort fertig.« Noch immer war sie unschlüssig. »Sind Sie sicher?«
    Er nickte. »Natürlich.«
    »Aber ich habe doch nichts Richtiges anzuziehen.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, lieber nicht.«
    »Du kannst dein Kleid von hier nehmen«, erklärte er ihr. »Morgen abend bringst du es dann zurück. Du würdest mir einen großen Gefallen tun.«
    Sie atmete tief ein. Sie wußte nicht, wie sie ihm diesen Wunsch abschlagen konnte. Er war immer so nett zu ihr gewesen. »Also gut.« Er lächelte. »Braves Mädchen.« Er machte eine freundliche Handbewegung. »Hol deine Handtasche und komm wieder her. Ich gebe dir dann die Adresse.«
    Er wartete, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, bevor er wieder in den Apparat sprach. Er redete jetzt hastig und leise. »Ich schicke dir ein grünes Pflänzchen, Jack, also Vorsicht. Ich möchte nicht, daß sie abgeschreckt wird.«
    Er schwieg, während die Stimme am anderen Ende der Leitung auf sein Trommelfell prasselte. Dann wurde es still, und er sprach erneut. Und dieses Mal lag ein Lachen in seiner Stimme. »Paß auf, es ist das Tollste, was du je gesehen hast. Aber du darfst den Kopf nicht verlieren. Sie ist noch minderjährig, und wenn etwas schiefgeht, gibt’s Ärger. Sei also vernünftig und laß dir Zeit. Es wird schon alles werden.« Er legte gerade den Hörer auf, als Marja wieder ins Büro trat.
    Vor dem großen Appartementhaus stieg sie aus dem Taxi. Der Pförtner hielt ihr die Tür auf, während sie den Fahrer bezahlte und aus dem Wagen stieg. »Mr. Osteres Wohnung, bitte.«
    Der Ausdruck seiner Augen verriet, daß er Bescheid wußte. »Dachgartenwohnung D, siebzehntes Stockwerk.«
    Der Fahrstuhlführer hatte den gleichen Ausdruck in den Augen, als er sie nach oben fuhr. »Nach links«, sagte er und hielt ihr die Tür auf. Während sie auf die Klingel drückte, hörte sie die Fahrstuhltür hinter sich zugleiten. Die Wohnungstür wurde geöffnet. Ein Mann im Frack stand vor ihr.
    »Mr. Ostere?« fragte sie. »Ich bin Marja Flood.«
    Das Gesicht des Mannes blieb unverändert. »Bitte, treten Sie ein«, sagte er zurückhaltend. »Ich sage Mr. Ostere Bescheid, daß Sie da sind.«
    Sie wartete in der Diele. Der Mann verschwand und kam kurz darauf mit einem kleineren Mann in einem dunklen Anzug zurück.
    Er ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu. »Mein Name ist Jack Ostere«, erklärte er lächelnd.
    Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sie. »Zum Teufel!« rief er lebhaft. »Zum erstenmal in seinem Leben hat Joker recht. Sie sind eine Schönheit.«
    Sie lächelte zufrieden. »Danke, Mr. Ostere.«
    »Sagen Sie einfach Jack«, erwiderte er rasch. »Aber kommen Sie jetzt herein. Ich mache Ihnen einen Drink zurecht, bevor die anderen kommen.«
    Er nahm ihren Arm und führte sie in das größte Wohnzimmer, das sie jemals gesehen hatte.
    Vor einer kleinen fahrbaren Hausbar blieb er stehen. »Was darf es sein? Manhattan?

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