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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Martini?«
    »Coca-Cola?« fragte sie zögernd.
    Spöttisch runzelte er die Stirn, dann lächelte er. »Ganz wie Sie wünschen.« Er drehte sich um und zog an einer Schnur, die an der Wand herunterhing.
    Fast augenblicklich erschien der Butler. »Sie wünschen, Sir?« »Coca-Cola für Miß Flood, Jordan«, sagte Ostere.
    Das Gesicht des Butlers blieb undurchdringlich. »Jawohl, Sir«, antwortete er und wollte sich entfernen.
    »Mit viel Eis«, fügte Marja hinzu.
    Der Butler sah sie an. »Mit viel Eis, Ma’am.« Er verließ das Zimmer. Marja wandte sich ihrem Gastgeber zu. »Ich hoffe, ich bin nicht zu früh gekommen. Joker sagte mir, ich solle sofort gehen.«
    Ostere hatte sich etwas Whisky in ein Glas mit Eiswürfeln gegossen. Er hob das Glas und sah sie an. »Niemand, der so hübsch ist wie Sie, könnte jemals zu früh kommen, Marja.«
    Eine Glocke ertönte in der Wohnung. »Entschuldigen Sie mich bitte«, bat Ostere. »Einige meiner Gäste kommen, und ich muß sie begrüßen.«
    Der Butler brachte Marja das Coca-Cola. Sie sah sich rasch im Raum um. Er mochte etwa zwölf bis dreizehn Meter lang sein. An einem Ende befanden sich mehrere Glastüren, die auf eine Terrasse hinausgingen.
    Ostere kam mit den neuen Gästen ins Zimmer. Marjas Augen weiteten sich.
    Eine der Frauen war eine Filmschauspielerin, die sie schon oft im RKO-Kino auf der 86. Straße gesehen hatte. Und einer der Männer war ein bekannter Journalist, dessen Artikel sie häufig in der Morgenzeitung las.
    Bevor Ostere die Vorstellung beendet hatte, klingelte es erneut, und er eilte hinaus, um weitere Gäste zu begrüßen. Marja staunte von neuem. Obwohl nicht alle Namen ihr etwas sagten, waren sie ihr doch irgendwie aus den Zeitungen bekannt.
    Sie blieb die ganze Zeit über sehr still und scheu, denn sie wußte nicht, was sie mit diesen Leuten reden sollte. Aus den Unterhaltungen hörte sie heraus, daß Ostere ein reicher Mann war, der häufig Geld in Theaterstücke investierte.
    Er war ein sehr aufmerksamer Gastgeber; denn obwohl er ständig umherging und sich mit seinen Gästen unterhielt, kehrte er doch immer wieder zu ihr zurück, um sich zu vergewissern, daß sie sich wohl fühlte und es ihr an nichts fehlte. Sie mochte ihn. Er war ein netter, eifriger, kleiner Mann.
    Einmal hatte der Journalist sie etwas abseits von den anderen in einer Ecke in ein Gespräch verwickelt und sie gefragt, welchen Beruf sie habe. Zunächst wußte sie nicht, was sie auf diese Frage antworten sollte. Dann hatte sie einen rettenden Gedanken.
    »Ich bin Tänzerin«, antwortete sie. Und das entsprach auch einigermaßen der Wahrheit.
    In diesem Augenblick tauchte Ostere plötzlich neben ihnen auf und lächelte beifällig über ihre Antwort.
    »Wo treten Sie auf?« fragte der Journalist. »Ich werde in meiner Spalte etwas über Sie schreiben.«
    »Soweit bin ich noch nicht«, antwortete sie lächelnd. »Aber ich werde mich an Sie wenden und Sie daran erinnern, wenn es soweit ist.«
    Der Journalist hatte bereits ziemlich viel getrunken und war leicht beschwipst. Er wußte ganz genau, was für Mädchen Ostere für gewöhnlich an solchen Abenden bei sich hatte, und er wollte sie in Verlegenheit bringen. »Tanzen Sie uns doch etwas vor«, forderte er sie heimtückisch auf. »Ich glaube es Ihnen nicht.«
    Im Raum wurde es bei seinen Worten ganz still. Die anderen sahen Marja neugierig an und warteten darauf, was sie tun würde. Ihnen allen waren Osteres Mädchen kein Geheimnis.
    Marja sah ihn unverwandt an, als sie antwortete: »Ich würde es nur zu gern tun, aber leider kann ich im Augenblick nicht. Ich leide nämlich gerade an der Berufskrankheit der Tänzerinnen.«
    »Was für eine Berufskrankheit?« rief der Journalist laut und beinahe triumphierend. »Davon habe ich noch nie etwas gehört.« »Dann verstehen Sie wohl auch nicht viel von der Sache, oder?« fragte Marja spöttisch. »Haben Sie noch nie etwas von wunden Füßen gehört?«
    Das Gelächter, das im Zimmer ausbrach, lockerte die Spannung, und Ostere klopfte ihr auf die Schulter und flüsterte: »Tapferes Mädchen.«
    Gegen halb drei begannen die Gäste wegzugehen, und um drei waren Marja und Ostere wieder allein. Er ließ sich in einen Sessel fallen und sah sie an. »Ich bin nur froh, daß es für diese Woche vorbei ist«, rief er aus.
    Sie sah ihn verwundert an. »Warum tun Sie es denn, wenn es Ihnen keinen Spaß macht?«
    Er lächelte. »Ich muß es tun, meine Kleine. Das Geschäft verlangt es. Außerdem

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