Die Moralisten
wünschen«, sagte der Maharishi. »Meine Freunde werden Ihnen das Gästehaus zeigen.«
Das Gästehaus lag ein paar Schritte vom Haupthaus entfernt unter den Bäumen des Parks. Die Zimmer waren winzig und enthielten nur eine schmale Pritsche, einen Stuhl und einen ungestrichenen Schrank. Im Bad gab es eine kalte Dusche, eine Toilette ohne Deckel und eine Kommode für Wäsche und Handtücher. Alle Wände waren weiß gestrichen, Bilder oder anderer Schmuck fehlten ebenso wie Radio und Telefon.
»Auf dem Rücksitz Ihrer Limousine hätten Sie mehr Platz«, brummte Fast Eddie und verzog das Gesicht.
»Hör auf zu jammern«, knurrte Judd. »Für eine Nacht wird es schon gehen.«
»Ja, ja«, seufzte Eddie. »Da hat man nun eine Auswahl von bildhübschen Mädchen um sich herum, aber im Bett ist kein Platz.«
»Na, komm«, lachte Judd. »Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Vielleicht nimmt dich eine der Schönen mit in ihr Zimmer?« »Soweit kommt's noch«, grinste Fast Eddie. »Wenn ich an diese ganzen Ungeheuer, die sich der Maharishi als Leib wächter hält, und diese Bluthunde denke, weiß ich genau, daß ich nicht einmal die Nasenspitze zur Tür hinausstecken werde. Ganz zu schweigen von meinem Schwanz. Ich bin sowieso schon so klein.«
»Leg dich schlafen. Wir müssen morgen früh raus«, sagte Judd.
Fast Eddie schlüpfte seitlich durch die Tür, damit Sofia eintreten konnte.
»Was meinst du?« fragte sie Judd. »Wozu?« fragte er.
»Glaubst du, er ist wirklich der Bruder von Dr. Za-biski?« »Ja«, erwiderte Judd. »Warum nicht?«
»Es kommt mir so merkwürdig vor«, meinte Sofia, »daß wir noch nie von ihm gehört haben, während er offenbar alles über uns weiß.«
»Was willst du damit sagen?« fragte Judd. »Der einzige Mensch, der soviel über uns weiß, ist Andropow.«
Judd starrte sie verblüfft an. »Glaubst du, er arbeitet mit den Sowjets zusammen?« Sofia zuckte die Achseln.
»Ich weiß nicht. Ich traue niemandem mehr. Vielleicht arbeitet er direkt für das Zentralkomitee. Da sitzen lauter alte Männer genau wie Andropow. Wahrscheinlich sind sie alle versessen darauf, ein Mittel zu finden, das ihnen das Leben verlängert.«
»Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, sagte Judd nachdenklich. »Der Sicherheitsdienst wußte auch nur, daß sowohl das FBI als auch die Steuerfahndung vergeblich versucht haben, dem Maharishi auf die Schliche zu kommen.« »Ich habe Angst«, gestand Sofia. »Hoffentlich sitzen wir nicht in der Falle.«
Plötzlich flog die Tür auf. Fast Eddie stürmte herein. »Was sagt ihr jetzt?« fragte er strahlend. »Ich hab'
einen Treffer gelandet!«
Judd warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Doch«, sagte Fast Eddie. »Erinnern Sie sich noch an die Stewardeß, die wir in Hawaii dabeigehabt haben? Valerie? Eben hab' ich ihre Schwester getroffen. Sie lebt hier im Ashram, sieht aber zehnmal besser aus als ihre Schwester.« Ehe Judd etwas sagen konnte, war Eddie schon wieder draußen. Judd schüttelte den Kopf und grinste. »Vielleicht ist das die Erklärung dafür, daß der Maharishi so gut Bescheid wußte.«
»Vielleicht«, nickte Sofia. »Aber ich habe immer noch Angst.«
Judd dachte einen Augenblick nach. »Vor morgen früh passiert bestimmt nichts«, sagte er schließlich.
»Ich rate dir, ein bißchen zu schlafen.«
Sofia zögerte. »Macht es dir etwas aus, wenn ich bei dir schlafe?«
Judd zeigte auf die schmale Pritsche in der Ecke des Zimmers. »Da drauf?«
Sofia schüttelte den Kopf. »Ich schlafe auch gern auf dem Fußboden.«
21
Als Sofia erwachte, drehte sie sich herum und stellte fest, daß Judd nicht neben ihr lag. Sie war allein auf dem Bett. Judd saß bewegungslos in der Lotusposition auf dem Fußboden. Jetzt öffneten sich seine Augen.
»Guten Morgen«, lächelte er.
»Hast du die ganze Nacht da unten gesessen?« fragte Sofia. Er nickte.
»Das wäre nicht nötig gewesen«, sagte Sofia. »Ich bin ganz zur Seite gerückt.«
Judd grinste. »Ich dachte, du schläfst vielleicht besser so. Außerdem bin ich es gewohnt, so zu ruhen.« Er stand auf. »Kommst du mit unter die Dusche?« »Wenn Platz genug ist, komme ich gerne.« »Komm mit, wir werden ja sehen.«
Das Wasser war eisig. Sofia schnappte verzweifelt nach Luft. »Himmel und Hölle«, keuchte sie zitternd.
Judd zog sie in seine Arme. »Ist es so besser?« »Viel besser«, sagte sie bibbernd. Mit großen Augen sah sie zu ihm auf. »Ich werde dich nie verstehen, Judd.« Er grinste. »Da gibt es
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