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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vor!› Betty! Betty Barnard, die immer da war… ermordet! ‹Ich kann das nicht glauben›, habe ich gesagt. Fünf- oder sechsmal habe ich mich selber gekniffen, um zu sehen, ob ich nicht vielleicht aufwache. Betty ermordet… Das ist – nun, Sie verstehen schon, wie ich es meine –, das kann einfach nicht sein.»
    «Kannten Sie die Tote gut?», fragte Crome.
    «Ja, sehen Sie, sie hat länger hier gearbeitet als ich. Ich bin erst im März hergekommen. Sie war schon seit letztem Jahr hier. Betty war ziemlich still, wenn Sie verstehen, wie ich es meine. Sie lachte nicht oft, und einen Scherz machte sie fast nie. Ich will damit nicht sagen, dass sie eigentlich still war – sie konnte sehr lustig sein und so, aber sie war nicht… Eben, sie war still… oder nicht still, sondern eher… Ach, Sie wissen schon, was ich sagen will.»
    Ich muss zugeben, dass Inspektor Crome eine Lammsgeduld entwickelte. Als Zeugin war die dralle Higley eine Nervensäge. Was immer sie äußerte, wiederholte sie ein Dutzend Mal, stellte es richtig, verbesserte sich, und das Ergebnis dieser Befragung war unsäglich mager.
    Sie war nicht befreundet gewesen mit der Ermordeten. Elizabeth Barnard hatte sich, soviel aus dem Gerede hervorging, immer ein wenig über Miss Higley erhaben gefühlt. Während der Arbeitszeit war sie freundlich gewesen, aber während der Freizeit hatten die anderen Angestellten kaum Kontakt mit ihr. Elizabeth Barnard hatte einen Freund gehabt – einen Angestellten der Grundstücksmakler beim Bahnhof. Court & Brunskill. Nein, er war weder ein Mr. Court noch ein Mr. Brunskill, sondern nur ein Angestellter. Seinen Namen wusste Miss Higley nicht, aber vom Sehen kannte sie ihn sehr gut. Ein gut aussehender Mensch – ein sehr gut aussehender Mensch, und immer so elegant gekleidet. Es war klar, dass in einem Winkel von Miss Higleys Herzen die Eifersucht nistete.
    Der langen Rede kurzer Sinn war, dass Elizabeth Barnard niemandem anvertraut hatte, was sie für den gestrigen Abend geplant hatte, aber nach Miss Higleys Ansicht traf sie sich selbstverständlich mit ihrem Freund. Sie hatte ein neues weißes Kleid getragen, «… ein süßes Kleid mit einem ganz modernen Ausschnitt…»
    Wir unterhielten uns noch mit den beiden anderen Mädchen, aber ebenso ergebnislos. Betty Barnard hatte niemandem gesagt, was sie für den Abend vorhatte, und niemand in ganz Bexhill hatte sie gesehen.

10
     
    E lizabeth Barnards Eltern wohnten in einem kleinen Einfamilienhaus, einem von fünfzig, die ein geschäftstüchtiger Bauunternehmer an der Stadtgrenze erbaut hatte. Das Haus hieß Llandudno.
    Mr. Barnard, ein stämmiger Mann von etwa fünfundfünfzig Jahren, der völlig verstört aussah, hatte uns schon von weitem bemerkt und erwartete uns an der Haustür.
    «Kommen Sie herein, meine Herren», sagte er.
    Kelsey übernahm die Vorstellung.
    «Das ist Inspektor Crome von Scotland Yard, Mr. Barnard. Er ist hergekommen, um uns bei der Aufklärung dieses Falles zu helfen.»
    «Scotland Yard?», wiederholte Mr. Barnard hoffnungsvoll. «Das ist gut. Dieser Teufel muss geschnappt werden. Mein armes kleines Mädchen…» Sein Gesicht verkrampfte sich.
    «Und das hier ist Mr. Hercule Poirot, auch aus London, und das ist – hm –»
    «Captain Hastings», fiel Poirot ein.
    «Ich freue mich, Sie kennen zu lernen», sagte Mr. Barnard mechanisch. «Kommen Sie bitte ins Wohnzimmer. Ich weiß nicht, ob meine arme Frau sich zeigen wird. Sie ist vollkommen gebrochen.»
    Als wir jedoch alle im Wohnzimmer Platz genommen hatten, erschien auch Mrs. Barnard. Sie hatte verweinte Augen und bewegte sich unsicher, wie halb ohnmächtig von dem Schlag, der sie getroffen hatte.
    «Na, Mutter, fein, dass du gekommen bist», sagte Mr. Barnard. «Geht es dir doch einigermaßen?»
    Er klopfte ihr liebevoll auf die Schulter und führte sie zu einem Stuhl.
    «Der Superintendent war sehr nett zu uns», berichtete Mr. Barnard. «Nachdem er uns die Nachricht übermittelt hatte, ließ er uns allein, stellte keine Fragen und sagte, wir sollten uns erst einmal ein wenig erholen.»
    «Es ist zu grausam», schrie Mrs. Barnard tränenerstickt auf. «Es ist zu grausam – es ist das Grausamste, was ich je erlebt habe.»
    Ihre Stimme hatte einen leicht singenden Tonfall, und im ersten Moment hielt ich den Anklang für einen fremdländischen; aber dann fiel mir der Name des Hauses wieder ein, und ich erkannte den walisischen Akzent ihrer Aussprache.
    «Gewiss, es ist entsetzlich, Madam,

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