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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sich mit Lily, die am Themsekai auf ihn gewartet hatte.
    «Ich habe mit Inspektor Crome persönlich gesprochen. Das ist einer der führenden Männer in diesem Fall.»
    «Wie sieht er aus?»
    «Na, nicht so, wie ich mir einen Detektiv vorgestellt habe… Redet nicht viel… soso lala.»
    Und nun berichtete Tom in kurzen Zügen, wie sich seine Unterredung angelassen hatte.
    «Und sie glauben also wirklich, dass er es war?»
    «Es könnte sein, sagen sie. Jedenfalls wollen sie zu ihm gehen und ihn ausfragen.»
    «Armer Mr. Cust!»
    «Warte noch mit deinem ‹armer Mr. Cust›! Wenn er ABC ist, dann hat er vier scheußliche Morde begangen.»
    Lily schüttelte betrübt den Kopf.
    «Das wäre einfach schrecklich», murmelte sie.
    «Aber jetzt wollen wir etwas essen gehen, mein Mädchen! Denk doch, dass mein Name in allen Zeitungen stehen wird, wenn ich recht behalten sollte.»
    «Tom! Wirklich?»
    «Bestimmt. Und deiner auch. Und der deiner Mutter. Vielleicht bringt man sogar ein Bild von dir.»
    «O Tom!» Lily presste Toms Arm fester an sich.
    «Aber inzwischen gehen wir zusammen was essen.»
    «Herrlich! Aber warte, ich muss noch schnell telefonieren.»
    «Mit wem denn?»
    «Einer Freundin, die mich eigentlich erwartet.»
    Sie rannte über die Straße und kam nach ungefähr drei Minuten mit rotem Kopf zurück.
    «So, erledigt, Tom.» Sie hing wieder an seinem Arm. «Erzähl mir noch mehr von Scotland Yard! Hast du den anderen auch dort gesehen?»
    «Welchen anderen?»
    «Den belgischen Herrn. Dem ABC immer seine Briefe schreibt.»
    «Nein, der war nicht dort.»
    «Also, fang ganz von vorn an! Was geschah, als du hinkamst? Mit wem hast du zuerst gesprochen, und was hast du gesagt?»
     
    Mr. Cust legte den Hörer sehr sorgfältig auf die Gabel. Er drehte sich um. Mrs. Marbury stand auf der Schwelle des Zimmers, sichtlich von Neugierde verzehrt.
    «Sie werden nicht oft angerufen, Mr. Cust.»
    «Nein – ehm – nein, nicht wahr?»
    «Hoffentlich nichts Unangenehmes?»
    «Nein-n-nein.» Die Frau war hartnäckig. Sein Blick fiel auf die Überschriften der Zeitung, die er in der Hand hielt.
    «Geburtstage – Geburten – Hochzeiten – Todesfälle.»
    «Meine Schwester hat soeben einen kleinen Buben bekommen», stieß er hervor. Er – der nie eine Schwester gehabt hatte!
    «Ach, wie nett! Das ist aber wirklich zu nett!» (Noch nie hat er diese Schwester auch nur erwähnt in all der Zeit, dachte Mrs. Marbury. Das ist wieder einmal typisch für einen Mann!) «Ich war nämlich wirklich erstaunt, als eine Frauenstimme Sie am Telefon verlangte, Mr. Cust. Zuerst dachte ich, es sei meine Lily. Die Stimme klang ganz ähnlich – nur mehr von oben herab, wenn Sie verstehen, was ich meine –, so ein bisschen im Befehlston. Also meine herzlichsten Glückwünsche, Mr. Cust. Ist es das erste, oder haben Sie noch mehr Nichten und Neffen?»
    «Es ist das einzige Geschwisterkind», antwortete Mr. Cust, «und wird wohl auch das einzige bleiben, und – hm – ja, jetzt muss ich aber gehen. Sie wollen, dass ich komme. Wenn ich mich beeile, erwische ich grad noch den Zug.»
    «Werden Sie lange wegbleiben, Mr. Cust?», rief ihm Mrs. Marbury fragend nach, als er schon die Treppe hinauflief.
    «Nein – zwei, drei Tage, länger nicht.»
    Plötzlich bedrückte sie ihr Gewissen. Der gestrige Abend, dieses Zurückverfolgen von Daten! Der Versuch, zu beweisen, dass Mr. Cust ein Monster sei, dieser ABC! Nur, weil er zufällig die gleichen Initialen hatte und zufällig ein paar Daten mit den Verbrechen übereinstimmten!
    «Ach was, es war den beiden sicher nicht ernst», beruhigte sie sich selber. «Und wahrscheinlich schämen sie sich jetzt schon ihres Verdachts.»
    Auf eine seltsame Weise, die sie niemals hätte erklären können, hatte nämlich die Nachricht, dass seine Schwester ein Baby bekommen habe, jegliches Misstrauen aus Mrs. Marburys Seele verscheucht, das dort vielleicht noch gegen ihren Mieter genistet hatte.
    Hoffentlich hatte sie es nicht zu schwer, die Arme, dachte Mrs. Marbury, wobei sie ein Bügeleisen an ihrer Wange ausprobierte, ehe sie es auf ein Seidenunterkleid Lilys presste. Und dann gingen ihre Gedanken in rein geburtshilflicher Richtung spazieren.
    Mr. Cust kam die Treppe herunter, zum Ausgehen angezogen, Koffer in der Hand. Er sah das Telefon lange an. Das Gespräch von vorhin ging ihm im Kopf herum:
    «Sind Sie es, Mr. Cust? Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ein Inspektor von Scotland Yard Sie aufsuchen wird.»
    Was hatte

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