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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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der Colonel.
    «ABC», betonte der Inspektor bedeutungsvoll.
    «Kein Gepäck?», fragte Anderson.
    «Doch, Sir, ein ziemlich großer Koffer – voll von Schachteln.»
    «Schachteln? Enthaltend?»
    «Strümpfe, Sir. Seidenstrümpfe.»
    Crome wandte sich Poirot zu.
    «Gratuliere! Ihre Vermutung war richtig!»

28
    Nicht von Hauptmann Hastings selbst erzählt
     
    I nspektor Crome saß in seinem Büro in Scotland Yard. Das Telefon auf seinem Schreibtisch summte diskret. Er hob den Hörer ab.
    «Hier spricht Jacobs, Sir. Eben ist ein junger Mann gekommen, der eine Geschichte erzählt, die Sie unbedingt hören sollten.»
    Inspektor Crome seufzte müde. Durchschnittlich tauchten pro Tag ungefähr zwanzig Personen mit so genannten Informationen betreffend den ABC-Fall auf. Viele von ihnen waren harmlose Fantasten, andere wohlmeinende Bürger, die allen Ernstes davon überzeugt waren, dass ihre Mitteilungen wertvoll seien. Sergeant Jacobs’ Aufgabe war es, als menschliches Sieb zu wirken, das Gröbste auszuscheiden und nur die restlichen Besucher zu seinem Chef vorzulassen.
    «Also gut, Jacobs», sagte Crome. «Schicken Sie ihn herein.»
    Wenige Minuten später erschien Sergeant Jacobs mit einem großen, einigermaßen gut aussehenden jungen Mann.
    «Tom Hartigan, Sir. Er hat uns etwas zu sagen,’ was möglicherweise mit dem ABC-Fall in Zusammenhang stehen könnte.»
    Der Inspektor stand auf und gab Tom Hartigan die Hand.
    «Guten Morgen, Mr. Hartigan. Bitte, nehmen Sie Platz. Rauchen Sie? Zigarette?»
    Tom Hartigan setzte sich ein wenig verlegen und sah fast ehrfürchtig zu dem Mann auf, den er im Geiste ein großes Tier nannte. Zwar enttäuschte ihn die äußere Erscheinung des Inspektors. Der Mann sah ja aus wie jedermann!
    «Also?», bahnte Crome das Gespräch an. «Sie haben uns Mitteilungen zu machen, die mit dem Fall zusammenhängen könnten?»
    «Es ist natürlich möglich», stammelte Tom nervös, «dass gar nichts daran ist… ich meine… es war nur so eine Idee von mir… Vielleicht stehle ich Ihnen unnütz die Zeit.»
    Wieder entfuhr Inspektor Crome ein leiser Seufzer. Wie vielen Menschen hatte er schon versichert, jede Meldung sei möglicherweise von Wichtigkeit!
    «Darüber werden wir dann schon entscheiden, Mr. Hartigan. Bitte, erzählen Sie uns jetzt, was Sie wissen.»
    «Ja, es war also so: Ich habe eine Freundin, Sir, und die Mutter meiner Freundin vermietet Zimmer. In Camden Town. Im Hinterzimmer des zweiten Stocks wohnt seit über einem Jahr ein Mann namens Cust.»
    «Cust?»
    «Jawohl, Sir. Ein Mann in mittleren Jahren, immer ein wenig zerstreut und sanft – und dabei ziemlich heruntergekommen, scheint mir. Von der Sorte, die keiner Fliege etwas zu Leide tun kann, wissen Sie, und eigentlich wäre mir dieser Mr. Cust nie besonders aufgefallen – wenn nicht etwas Merkwürdiges passiert wäre.»
    Reichlich verworren und mit unzähligen Wiederholungen des bereits Gesagten beschrieb Tom seine Begegnung mit Mr. Cust auf dem Bahnhof Euston und die Sache mit der fallen gelassenen Fahrkarte.
    «Man mag darüber denken, wie man will, Sir, aber das ist doch komisch! Lily, das ist meine Freundin, war ganz sicher, dass er nach Cheltenham fahren wollte, und ihre Mutter sagt genau das gleiche, weil sie sich deutlich erinnert, dass Mr. Cust von Cheltenham gesprochen hatte an jenem Morgen. Zuerst habe ich natürlich nicht weiter über diese Sache nachgedacht. Aber als dann Lily, meine Freundin, sagte, hoffentlich werde Mr. Cust nichts passieren, wenn er wirklich nach Doncaster gefahren sei, weil er nämlich auch zufällig in der Nähe von Churston gewesen sei, als dort ein Mord verübt wurde, da fragte ich sie lachend, ob er vielleicht auch noch zufällig in Bexhill war, als die junge Dame erwürgt wurde. Und darauf antwortete mir Lily, das wisse sie nicht, aber er sei damals auch fort gewesen, irgendwo am Meer, das wusste sie noch. Und dann sagte ich, dass es doch zum Schießen komisch wäre, wenn am Ende Mr. Cust dieser ABC wäre, und sie fuhr mich ziemlich an, Mr. Cust könnte keiner Fliege etwas zu Leide tun. Und das war alles. Wir dachten nicht mehr daran. Das heißt, irgendwie ging mir die Sache doch nicht mehr aus dem Kopf. Ich begann mir einzureden, dass dieser Mr. Cust, so harmlos er auch aussieht, eigentlich ein bisschen verrückt sei.»
    Tom musste einmal Atem schöpfen. Dann fuhr er fort, und Inspektor Crome hörte ihm nun mit wachsender Aufmerksamkeit zu.
    «Und dann, nach dem Mord in Doncaster, Sir, da

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