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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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drehte er die Lautstärke des Kommentators auf.
    »Es hat angefangen!« sagte Villa scharf.
    Das Bild zeigte vor der Kulisse eines kleinen, hochmodern ausgestatteten Fischerhafens einen breiten Bootssteg. Am Ende dieses Stegs lag, mit dem Gesicht nach oben, ein Mann in der typischen Kleidung eines Fischers. Die Schatten eines Stapels von ausgedienten Reifen, die wohl als Fender dienten, fielen über die Brust des Mannes.
    Der Kommentator sagte:
    »Ein bedauerlicher, in seinen Ursachen noch nicht geklärter Unfall ereignete sich heute an dieser Stelle. Der Steuermann eines einlaufenden Thunfischfangbootes wurde nach Zeugenaussagen von einigen Insekten angegriffen, die eine ungewöhnliche Größe hatten.«
    Die Kamera fuhr näher heran und blieb auf dem Bild des Kopfes stehen.
    Auf der Stirn, auf beiden Wangen und auf der Haut zwischen Unterlippe und Kinn sahen die entsetzten Menschen im Labor die Spuren feiner Einstiche: Es waren spitze Beulen, an deren höchstem Punkt ein winziger Blutstropfen glänzte. Das Gesicht des Mannes war blau angelaufen und wies zahlreiche rote Flecken auf.
    Aus dem Lautsprecher kam die Erklärung:
    »Der Mann versuchte, mit den bloßen Händen die Insekten abzuwehren und schrie um Hilfe. Daraufhin sollen die Tiere – es handelt sich um eine Anzahl zwischen vier und neun – verstärkt angegriffen haben. Sie lähmten den Mann, er brach zusammen, noch ehe seine Kameraden ihm helfen konnten. Inzwischen stellte ein rasch herbeigerufener Arzt den Tod des Fischers fest.
    Der Mann starb infolge akuten Herzversagens, hervorgerufen durch unbekannte toxische Gifte. Es gilt als sicher, daß ihn die großen Insekten umgebracht haben. In der letzten Zeit häufen sich die Meldungen über Beobachtungen, die besonders in der unmittelbaren, aber auch in der größeren Umgebung der zwanzig irdischen Naturschutzgebiete gemacht worden sind.
    Offensichtlich ist mit einer Invasion großer Insekten zu rechnen. Man spricht von überdimensionalen Wespen, deren charakteristisches Summen sogar in den Nächten zu hören ist ...«
    Villa schaltete ab.
    »Der erste Tote«, sagte er leise. »Wir sollten wirklich schnell vorgehen.«
    »Wir können bestenfalls in zwanzig Tagen wieder zurück sein, Oberst«, warnte Cliff.
    »Ich weiß.«
    Macauley sagte:
    »Wir haben sämtliche Teams angewiesen, in geschlossenen Hubschraubern und mit Spezialfahrzeugen, die Nester der Wespen zu verbrennen, wo immer sie angetroffen werden. Aber das genügt nicht.«
    Villa stand auf und ging durch die Versammelten bis in die Nähe der Tür.
    »Der Galaktische Sicherheitsdienst ist immerhin eine ziemlich große Institution. Wir werden mit sämtlichen Beamten Ihre Bemühungen unterstützen, Professor. Ich verspreche Ihnen, Sie ständig auf dem laufenden zu halten.«
    Macauley schüttelte die Hand des kleinen, schmalen Mannes mit dem eisgrauen Haar.
    »Ich danke Ihnen«, sagte er leise.
    Acht Terraner standen jetzt noch in dem Raum. Eine Turbine sprang an und vertrieb die schlechte Luft, da man wegen der Mordwespen nicht wagte, die Schiebetüren zu öffnen. Cliff und sein Team wußten, was zu tun war, und sie warteten nur noch auf einige letzte Worte.
    »Ich glaube zu wissen«, sagte Hasso Sigbjörnson zu Macauley, »was Sie wollen. Sie können sicher sein, daß die Crew Ihre Bemühungen unterstützen wird. Schließlich haben wir die Wespen auch hierhergeschafft.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Macauley. »Aber wir haben eben gesehen, wie es angefangen hat. Sie können sich sicher vorstellen, wie es schlimmstenfalls enden wird!«
    »Wir verstehen Ihre Unruhe«, sagte Cliff. »Los! Starten wir!«
    Sie verabschiedeten sich von Macauley. Er würde über EOS IV und T.R.A.V. für die ORION VIII erreichbar sein.
    Ein bereitgestellter Wagen, der groß genug war, um sieben Personen aufzunehmen, brachte sie zu dem Lift, der nahe genug an der Basis 104 lag. Bis zum Starttermin waren es noch neunzig Minuten.
     
    *
     
    Die Frau stand am Fenster ihres Zimmers, vor der offenen Tür zu dem kleinen Balkon. Es war Abend, und hoch über ihr glänzte im Licht der untergehenden Sonne ein winziger Punkt; ein landendes oder startendes Raumschiff, das sich aus dem Strudel des Carpentariagolfes erhob oder sich hinuntersenkte zwischen die dunkelgrünen Wassermauern.
    Einhundertelftes Stockwerk.
    In fast dreihundertfünfzig Metern Höhe befand sich das kleine Apartment von Leutnant Erster Klasse Tamara Jagellovsk. Sie hatte, nach einem anstrengenden Tag in den

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