Die Mordwespen (Orion 12)
grollend.
»Andernfalls können wir keine Verantwortung übernehmen. Denken Sie daran, was jetzt kommt! Die Wespen vermehren sich ungeheuer, da ihr Tisch hier gut gedeckt ist. Die Erde wird zwar auf Jahrzehnte hinaus von einer Schädlingsplage befreit, aber Millionen von Menschen werden gestochen und somit ernsthaft verletzt. Und – ein gestochenes Opfer wird anfangen, sich laut schreiend zu wehren. Diese Schreie werden weitere Wespen anlocken, die sich in höchstem Maß wütend auf den bereits Gestochenen stürzen. Das bedeutet Tote, Marschall Wamsler. Sie selbst haben jetzt die Aufgabe, die Welt zu warnen.«
Wamsler schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte.
»Auch das noch!«
»Ja, auch das noch. Wir alle hier, auch die ORION-Crew, werden unser Bestes tun. Wir verlangen dies auch von allen amtlichen Stellen. Jede Minute können die ersten Meldungen eintreffen!«
Oberst Villa schaltete sich ein zweitesmal ein.
»Ich versichere Ihnen, Professor, daß der GSD mit allen seinen Beamten alles tun wird, um unsere Mitbürger auf diese Gefahr aufmerksam zu machen. Die Preise für Paralysatoren werden steigen.«
»Danke!« Der Professor schien erleichtert.
Wamsler stand auf und sah McLane finster an. Dann grollte er:
»Gut. Ich storniere Ihren nächsten Einsatz bis zur endgültigen Lösung des Falles der Wespen. Sie starten augenblicklich mit diesen beiden Insektenforschern nach Jackhammer. Kommen Sie augenblicklich zurück, wenn Sie etwas gefunden haben. Klar?«
»Die Dringlichkeit des Einsatzes entschuldigt den Tonfall«, sagte Cliff. »Lassen Sie sich von Herrn Spring-Brauner eine schöne Rede ausarbeiten, die Sie noch in die Mikrophone sprechen können, ehe die Zeit der beschrifteten Zettel gekommen ist. Auf Wiedersehen!«
Wamsler machte eine wegwerfende Bewegung und verließ, Spring-Brauner im Schlepp, den Raum. Er haßte Videophonansprachen, aber er wußte, daß es sein mußte. Draußen empfing die beiden Männer eine herumschwirrende Wespe, und sie schwiegen verängstigt, bis die Türen des schweren Turbinenwagens sich geschlossen hatten.
»Verdammter Mist!« sagte Wamsler.
Spring-Brauner erwiderte höflich:
»Sie haben vollkommen recht, Marschall. Die Lage ist wirklich sehr bedrohlich!«
Der Wagen ruckte an und beschleunigte. Er hielt wieder in der Nähe eines der Liftschächte. Zwei Angehörige des GSD standen dort mit schußbereiten Paralysatoren, und ein kleiner Robot räumte die Reste von betäubten und zerquetschten Mordwespen weg.
»Mein Gott«, sagte Wamsler erschüttert. »Was tun die Menschen in Gebieten, in denen sie nicht so gut geschützt sind wie hier?«
Der Lift summte nach unten.
Unterdessen im Labor: Die Atmosphäre hatte sich etwas entspannt. Die Mitglieder der Crew und die drei Entomologen, dazu Oberst Villa, standen in kleinen Gruppen beieinander und diskutierten. Eine der hübschen Assistentinnen des Professors ging umher und servierte kalten Tee mit Alkohol.
»Ich habe eben die Startkontrolle angerufen«, sagte Villa, »ehe Sie hereinkamen, Oberst. Sie können in zwei Stunden starten.«
Cliff nickte, dann sagte er laut:
»Freunde! Wir starten in zwei Stunden. Uhrenvergleich ... es ist jetzt siebzehn Uhr drei.«
»Einverstanden.«
»Unser Gepäck steht schon bereit, Cliff«, sagte Arlene und mußte wegen der vertraulichen Anrede von Helga Legrelle einen langen, wütenden Blick einstecken.
»Gut. Ist zu diesem Thema sonst noch etwas zu bemerken, Professor?« fragte McLane.
»Grundsätzlich nicht. Ich sollte Ihnen jedoch einige Empfehlungen mit auf den Weg geben.«
»Wir bitten darum«, sagte Charger.
»Versuchen Sie genau, die über das allgemeine Wissen hinausgehenden Lebensäußerungen der Chlorion-Wespen zu studieren. Wir haben alle Beobachtungen, die wir in einem halben Jahr machen konnten und die wir von unseren planetaren Insekten kannten, in Relation zueinander gebracht und hochgerechnet. Nirgends bietet sich ein Angriffspunkt. Wahrscheinlich zeigen die Tiere in der natürlichen Umgebung ein Sozialverhalten, das wir nicht kennen. Dort ist anzusetzen.«
Mario de Monti nickte.
»Ich verstehe. Andere Planeten, andere Insekten, andere Sitten.«
In dem besorgten Gesicht des Naturwissenschaftlers erschien ein leichtes, amüsiertes Lächeln.
»So ist es, Leutnant de Monti.«
»Einen Moment!«
Die Stimme von Oberst Villa durchschnitt das Murmeln, das den Raum erfüllte. Er deutete auf einen Nachrichtenschirm, den er offensichtlich eben eingeschaltet hatte. Jetzt
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