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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Archiven des GSD hier auf der Insel Groote Eylandt, sich die Stiefel ausgezogen und war ziemlich müde. Vor kurzer Zeit – sie war eben erst in das Zimmer gekommen –, hatte Cliff angerufen und sich verabschiedet. Er mußte in dringender Mission nach Jackhammer. Also konnte es die ORION VIII sein, deren Blitz sie eben gesehen hatte.
    Tamara zuckte die Schultern und ging ins Zimmer zurück.
    Sie blieb vor dem Stereogerät stehen und suchte ein Band heraus; sie legte die Kassette ein und drückte die entsprechenden Knöpfe. Musik füllte den Raum, zugleich mit den Strahlen der roten Sonne, die hinter einer langgestreckten Wolkenbank unterging. Die Fläche des riesigen Apartmenthauses wuchs jetzt rot überflutet aus dem dunklen Grün der Wälder, die hier das Ufer bedeckten. Die Lautsprecher gaben Tomas Peter: Deadly wings wieder.
    »Wieder zwanzig Tage allein«, sagte Tamara. »Ohne Cliff McLane. Werde ich das überstehen können?«
    Sie lächelte und zuckte die Schultern.
    Dann stellte sie die Musik etwas leiser und ließ sich in den großen hochlehnigen Sessel gleiten. Sie legte die Beine auf die Couch und entspannte sich. Sie war eben intensiv mit dem Gedanken beschäftigt, ob sie aufstehen und sich einen Würfel Kaffee aus dem Tiefkühlfach holen und erhitzen – oder ob sie liegenbleiben sollte.
    Das Videophon schnarrte laut.
    »Das ist untypisch!« stellte sie fest und stand auf. Mit einem Handgriff machte sie die Lautsprecheranlage stumm, mit einem zweiten tastete sie den Schirm an. Nur dann, wenn Meldungen von höchster Wichtigkeit durchgegeben wurden, machten die Fernsehanstalten in dieser Form darauf aufmerksam, sonst war es vollkommen gleichgültig, ob die Geräte eingeschaltet waren oder stumm blieben. Der Schirm erhellte sich, und das Zeichen der Erdregierung stand dreidimensional und farbig auf dem Bildschirm.
    »Nanu?« fragte sich Tamara laut. »Das muß eine Meldung von großer Bedeutung werden.«
    Sie brauchte nicht lange zu warten.
    »Die Erdregierung bittet alle Bürger, die kommenden Durchsagen genau zu beachten und sich Wort für Wort danach zu richten. In wenigen Sekunden wird ein Sprecher lebenswichtige Mitteilungen machen.«
    Tamaras Mißtrauen und Aufmerksamkeit waren nun geweckt worden. Sie setzte sich wieder in den Sessel, drehte ihn zurecht und starrte das Zeichen der Erdregierung an. Endlich änderte sich das Bild. Ein Fernsehstudio. In der Mitte einer freien Fläche stand vor den Kameras Regierungssekretär von Wennerstein und machte ein ernstes Gesicht.
    »Meine Damen und Herren!« sagte er langsam und wartete, bis die Kameras nähergefahren waren.
    »Liebe Mitbürger!
    Ich bitte Sie alle, genau zuzuhören. Die folgende Mitteilung ist nicht dazu da, um Sie aufzuregen oder Sie zu beunruhigen, sondern soll das Gegenteil bewirken. Vor fünfzehn Jahren importierten wir, um die Naturschutzgebiete schneller aufforsten zu können, eine Pflanze von dem Planeten d'Itvia ...«
    Tamara kannte dieses Problem und kannte auch die Lösung, die mit Cliffs Hilfe durchgeführt worden war. Sie hörte trotzdem aufmerksam zu.
    Jetzt kam von Wennerstein auf den eigentlichen Grund zu sprechen.
    »... diese Wespen vermehrten sich ungeheuer schnell und sind im Moment zu einer lebensbedrohenden Gefahr geworden. Was Sie dagegen tun können, wird Ihnen jetzt Raummarschall Winston Woodrov Wamsler sagen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.«
    Das Bild schwenkte, und Wamsler stand vor seinem Schreibtisch. Tamara kannte wenige Räume auf dieser Insel so gut wie dieses Büro. Die Kameras nahmen die imposante 900-Parsek-Raumkugel auf, schwenkten über die Lichtflutbarriere und erfaßten wieder den Marschall.
    »Schließen Sie die Fenster!« sagte Wamsler unvermittelt. Tamara war versucht, sofort zum Balkon zu stürzen, erinnerte sich aber an die Höhe, in der sich ihr Wohnraum befand und blieb sitzen.
    »Versuchen Sie, einen Paralysator zu bekommen und schießen Sie erbarmungslos auf jede Wespe dieser Gattung. Hier ist ein solches Exemplar.«
    Wamsler griff hinter sich und zeigte den Zuschauern einen durchsichtigen Würfel, in dem eine Wespe eingesperrt war und flügelschlagend gegen das Glas anrannte. Der Stachel, an dem ein Tröpfchen Lähmungsgift wie ein runder Kristall glitzerte, war deutlich zu erkennen. Ein grausiges Bild.
    »Reden Sie nicht, hören Sie schlagartig zu sprechen auf, wenn Sie dieses Summen hören. Je mehr, je lauter Sie sprechen oder gar schreien, desto wilder werden die Mordwespen.«
    Aus

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