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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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den Lautsprechern drang das Summen eines angreifenden Insekts. In den Schränken der kleinen Robotküche zitterten und klirrten die Gläser nervenaufreibend.
    Wamsler gab eine Anzahl von weiteren Warnungen durch, versprach schnellste Abhilfe und übergab das Bild an Oberst Villa. Jetzt war Tamara alarmiert – das verhieß nichts Gutes.
    »Folgende Meldung gilt für alle GSD-Beamten. Sie befinden sich sofort wieder im Dienst. Sie sind verpflichtet jedes Insekt, das den eben übermittelten Spezifikationen entspricht, augenblicklich zu töten. Das ist ein Befehl. Im übrigen gelten für Sie alle die gleichen Sicherheitsbestimmungen.«
    Dann schaltete sich der Sprecher der regionalen Station ein, entschuldigte sich für die Programmunterbrechung und verhieß für den Rest des Abends einen ungestörten Hör- und Sehgenuß.
    »Und denken Sie daran«, sagte er beschwörend, ehe das normale Programm wieder einblendete. »Nicht im Freien sprechen, möglichst selten das Haus verlassen, auf das Summen achten und die Paralysatoren nicht auf Menschen, sondern nur auf die Mordwespen richten.«
    Dann ertönte wieder Musik.
    Tamara stand auf. Jetzt hatte sie nicht nur einen starken Kaffee, sondern auch ein großes Glas Archer's tears nötig. Schließlich war sie Mitgewinner von rund zehn Flaschen gewesen, von denen noch sieben voll waren.
    »Versucht einmal«, murmelte sie, »einer Horde spielender Kinder das Sprechen, Kreischen, Schreien und Heulen abzugewöhnen!«
    Sie ging in die Robotküche hinaus.
    Hinter ihr verklangen die letzten Takte der ›Tödlichen Schwingen‹ von Tomas Peter .

 
6
     
    Camooweal-Naturschutzpark.
    Die beiden mächtigen Schwingen der Horizontalschraube drehten sich langsamer und liefen dann aus. Schließlich stand der Doppelschatten still. Schwarze Bänder überzogen die Pflanzen, die sich unter den Stiefeln der beiden Teammitglieder bewegten. Die Wächter des Parks gingen jetzt, nachdem drei von ihnen gestochen worden waren, kein Risiko mehr ein.
    Die Hosen aus metallfaserverstärktem Stoff waren mit breiten Klebebändern an den halbhohen Stiefeln befestigt. Ebenso waren die Handschuhe aus gelbem Kunstleder mit zehn Zentimeter dickem, schwarzem Kunststoffband an den Ärmeln befestigt. Die Kühljacken waren eng geschnürt, und auch sie waren an den Hosen festgeklebt. Über einer dicken Mütze, die mit einem extra breiten Saum den Kopf umschloß, trugen Michelle und Shea konische Gebilde aus einem engen Drahtnetz, die einer von ihnen verschweißt und entsprechend gebogen hatte. In den breiten Taschen der Kühljacken steckten Ersatzmagazine für die schweren Paralysatoren und die HM 4, die jedes Teammitglied zusätzlich trug.
    »Eine verdammte Hitze«, sagte Michelle wenig damenhaft und bog zwei Büsche auseinander.
    Shea sang ungeniert und sehr laut vor sich hin. Das war, wie sie leicht hatten feststellen können, das beste Mittel, die Wespen anzulocken. Wenn es hier irgendwo ein Wespennest gab, würde sich binnen Sekunden eine Masse von silbern und gelb gezeichneten Tieren auf die beiden stürzen.
    »Was willst du anderes verlangen, Michelle?« fragte Shea laut. »Mittag, Zentralaustralien, Camooweal-Park ... unter diesen Vorzeichen ist nichts anderes als Hitze möglich. Drehe den Regler der Kühljacke höher.«
    Michelle erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Vorsichtig!« flüsterte sie.
    »Lauter!« ordnete Shea an. Sie winkte mit der gelb behandschuhten Rechten. Sie stand zwischen dem Kaleidoskop der verschiedenfarbigen d'Itvia-Blüten. Zwei oder drei gleichgroße Sträucher verdeckten ein Bild, das sie offensichtlich hatte erschrecken lassen.
    Shea drang ins Gebüsch ein.
    »Hier!«
    Gleichzeitig geschahen zwei Dinge. Shea riß den Paralysator heraus, der bereits entsichert war und zielte. Vor ihm auf dem Boden lag ein ausgewachsener Koalabär, der sich mit letzter Kraft von den Eukalyptusbäumen bis hierher geschleppt haben mochte. Sein Fell war rauh, förmlich aufgerissen, und überall sah man die Spuren von Wespenstichen. Das Tier war tot – seit zwei Tagen, und die Ameisen hatten sich des Kadavers bemächtigt.
    »Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere ... das war zu befürchten«, sagte Shea grimmig und feuerte. Ein schmalgefächerter Strahl verließ die Waffe, und das Summen der angreifenden Wespen wurde leiser. Kurz darauf stürzte sich ein neuer Schwarm auf die beiden Wächter.
    »Dort am d'Itvia-Stamm!« sagte Shea und rannte weiter.
    Die Insekten waren jetzt überall.
    Sie krachten gegen

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