Die Morrigan: Wild Roses, Staffel 1, Band 3 (German Edition)
Junge, der er noch vor wenigen Monaten gewesen war. „Besonders Fen wird gefährlich, wenn er sich nicht konzentriert. Momentan ist es besser, Abstand zu ihm zu halten, wenn er den Bogen in die Hand nimmt.“ Er wandte sich Enora zu. „Pass bloß auf, dass du ihm nicht in die Quere kommst, solange er einen Bogen in der Hand hat!“
Enora senkte die Lider, sodass ihr Blick etwas Mädchenhaftes bekam. „Du kannst mich ja vor ihm beschützen!“
Connor lachte nur. Seit einigen Monaten, seit die Gerüchte, dass die Römer sich ihrer Gegend näherten, die Runde machten, hatten auch etliche Dorfbewohner, die keine Krieger waren, bei den Waffenübungen mitgemacht. Connor hatte als einer der besten Bogenschützen des Dorfes die Aufsicht über die Schießübungen übernommen und machte eine ziemlich gute Figur dabei. Rose wusste, dass Enora und Connor seit Längerem heftig ineinander verliebt waren.
Jetzt musterte Enora Rose eindringlich. „Geht es dir gut?“, erkundigte sie sich. „Du siehst aus, als wärst du gerade einmal um den See gerannt.“
Rose spürte, wie sie rot wurde. Rasch blickte sie zu Boden. Verflixt! Enora war gut darin, einen zu durchschauen. Vielleicht wäre es besser, sie endlich in ihr süßes kleines Geheimnis einzuweihen, dachte Rose. Besser, sie würde Enora zu ihrer Mitwisserin machen, bevor diese damit begann, halbwahre Gerüchte in die Welt zu setzen.
Rose zögerte, dann fasste sie sich ein Herz. „Ja, es geht mir gut. Sehr gut sogar.“ Sie räusperte sich. „Kann ich dich kurz mal sprechen?“ Zu Connor gewandt fügte sie hinzu: „Geht um eine Frauensache.“
Enora machte ein überraschtes Gesicht. Bisher waren Rose und sie nicht die dicksten Freundinnen gewesen, dazu waren sie einfach zu unterschiedlich.
Connor grinste. „Ich glaube, manche Dinge will ich lieber gar nicht wissen.“ Er warf Enora einen langen Blick zu, dann drehte er sich um und marschierte zu einer kleinen Gruppe Krieger, die am Rande des Versammlungsplatzes in eine heftige Diskussion verwickelt waren.
Enora schaute ihm lange nach. „Was ist los?“, fragte sie dann Rose und stützte die Hände in die Hüften. „Du siehst aus, als hättest du plötzlich eine Art Fieber ...“
Bevor sie weitersprechen konnte, nahm Rose sie am Ellbogen und zog sie in eine ruhige Ecke. „Kannst du ein Geheimnis bewahren?“, begann sie leise und sah sich prüfend um, ob ihnen auch niemand zuhörte. Es bestand jedoch keine Gefahr, dass jemand sie belauschte, denn die Dorfbewohner waren alle viel zu sehr mit Spekulationen und Schauergeschichten über die römische Armee beschäftigt.
Enora nickte erfreut. Seit Monaten versuchte sie, Roses Freundin zu werden, aber bisher hatte Rose wenig Interesse daran gezeigt. In Enoras grünen Augen war ein neugieriges Funkeln erschienen. „Natürlich!“, behauptete sie.
„Ich ...“ Rose holte Luft, dann sagte sie: „Ich treffe mich heimlich mit jemandem.“
„Ehrlich?“ Enoras Aufschrei ließ Rose zusammenzucken, und einige Dorfbewohner in ihrer Nähe drehten sich um.
„Enora!“, rügte Rose.
Enora räusperte sich eilig. „Stimmt es, dass die römischen Männer Sandalen tragen“, versuchte sie, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen. „Denen werden die Füße ganz schön frieren, wenn es regnet.“ Für diese Bemerkung erntete sie verwirrte Blicke, und Rose musste sich zurückhalten, um nicht laut loszuprusten. Unauffälligkeit war nicht gerade Enoras starke Seite.
Enora wartete, bis die Leute sich wieder ihren eigenen Gesprächen zugewandt hatten, dann blickte sie Rose grinsend an. „Wer ist es?“ So begierig wirkte sie, den Namen zu erfahren, und so sehr schien sie sich für Rose zu freuen, dass die ihre eher negative Meinung, die sie bisher von Enora gehabt hatte, revidierte. Vielleicht würde Enora doch eine ziemlich passable Freundin abgeben. „Alan“, verriet sie.
„Alan!“ Einen Moment lang lauschte Enora in sich hinein. Dann plötzlich wandelte sich der Ausdruck in ihrem Gesicht, wurde sehr besorgt. „Du weißt aber schon ...“ Sie überlegte, wie sie es ausdrücken sollte. „Du weißt, dass Branwen für Alan auch mehr empfindet?“
„Ja“, antwortete Rose. „Sie hat es mir gesagt. Ich ... ich werde mit ihr sprechen müssen, aber bis dahin soll das zwischen mir und Alan erst einmal geheim bleiben.“ Beschwörend packte sie ihre neue Freundin am Arm. „Also kein Wort zu irgendjemandem!“
Enora überlegte einen Moment, dann nickte sie. „Aber
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