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Die Morrigan: Wild Roses, Staffel 1, Band 3 (German Edition)

Die Morrigan: Wild Roses, Staffel 1, Band 3 (German Edition)

Titel: Die Morrigan: Wild Roses, Staffel 1, Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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in eine erwartungsvolle Stille über.
    „Ich habe unsere große Königin Morgana, die Königin Mutter, angerufen und sie gebeten, uns zu helfen.“ Glynis’ klangvolle Stimme erfüllte die Stille. „Und die große Göttin hat geantwortet!“ ...
     
    1888
     
    Glynis unterbrach ihre Erzählung und blickte aus dem Fenster ihrer Hütte. In ihren Augen schienen Tränen zu schimmern.
    Enora stand im Türrahmen und wirkte erschrocken und auch ein wenig zornig. „Was tust du da?“, fragte sie leise. Rose hatte keine Ahnung, wie viel von der Erzählung sie mit angehört hatte.
    Glynis blinzelte mehrmals. „Sie erinnert sich sowieso, Enora“, verteidigte sie sich gegen den unverhohlenen Vorwurf in Enoras Stimme. „Ich erleichtere ihr ihre Lage nur ein bisschen.“
    „Du ...“ Enora schüttelte den Kopf. Sie sah sonderbar fassungslos aus, und Rose fragte sich, woher das wohl kommen mochte. Doch bevor sie Gelegenheit hatte, auch nur einen weiteren Gedanken an diese Tatsache zu verschwenden, seufzte Glynis schwer.
    „Ich erzähle ihr nur von der Schlacht, Enora. Nur von dem Jahr 56 vor Christus.“ Sie hielt inne, überlegte. Dann fügte sie sehr leise hinzu: „Ich erwähne 1913 mit keiner Silbe.“
    1913?
    Rose hatte keine Ahnung, was in diesem Jahr geschehen sein mochte, aber sie bemerkte den Anflug von Grauen, der bei der Nennung der Jahreszahl über Enoras Gesicht flog. Sie beschloss, nicht danach zu fragen. Nicht jetzt. Der Reihe nach, alles der Reihe nach. „Was ist dann passiert, Glynis?“, fragte sie.
    Zitternd holte Glynis Luft und Rose konnte ihr ansehen, welche Kraft es sie kostete, ins Jahr 56 vor Christus zurückzukehren. „Ich erzählte ihnen von der Antwort der großen Königin. Die mächtige Göttin hatte uns einen Ausweg gezeigt. Sie wollte uns die Kraft geben, die Römer zu besiegen. Dafür brauchte sie aber eine menschliche Hülle, der sie einen Teil ihrer Kraft geben konnte. Ein Mädchen an der Schwelle zur Frau würde von ihr die Macht bekommen, die Kämpfer siegreich ins Feld zu führen. Ein Mädchen an der Schwelle zur Frau würde sterben müssen, um zur Morrigan zu werden.“ Glynis blickte Rose an. „Erinnerst du dich?“, fragte sie.
    Rose lauschte in sich hinein. Tatsächlich erinnerte sie sich ...
     
    56 v. Chr.
     
    „Ein Menschenopfer?“ In Alans Stimme schwang Entsetzen mit, und auch Roses Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen bei den Worten der Priesterin. Ein Mädchen musste sterben, damit das Dorf leben konnte?
    Der Ältestenrat war begeistert von dem Angebot der großen Königin.
    „Wisst ihr, was es bedeutet, eine Morrigan zu schaffen?“, rief Alan. „Ein Vater muss seine Tochter opfern, ein Bruder seine Schwester, eine Mutter ihr Kind, eine Schwester ihre Schwester.“ Seine Stimme überschlug sich, aber er schaffte es dennoch kaum, sich Gehör zu verschaffen.
    „Lassen wir den Ältestenrat abstimmen“, befahl Ronan, „ob wir das Angebot der Göttin annehmen oder nicht.“
    Die Entscheidung fiel schnell. Der Ältestenrat beschloss, der Göttin zu gehorchen. Die Namen aller Mädchen im richtigen Alter wurden auf Tonscherben geritzt, und das Los sollte entscheiden, wer Morgana geopfert und zur mächtigen Morrigan gemacht werden sollte.
    Rose stand wie erstarrt. Über die Menge hinweg blickte Alan sie an, und sie wusste, dass er vor Frustration am liebsten irgendetwas zertrümmert hätte. Doch er bewegte keinen Muskel. Wie eine Statue stand er da, hoch aufgerichtet, das schöne Gesicht grau vor Entsetzen, den Blick unendlich düster. Er wusste, dass sie in dem richtigen Alter war.
    Nachdem die Tonscherben vorbereitet waren, musste Glynis als Sprachrohr der Göttin das Los ziehen. Sie trat vor. Ihre Miene war ausdruckslos, aber Rose konnte ihre Hand zittern sehen, als sie in den Krug mit den Scherben griff. Sie zögerte, schloss die Augen. Dann zog sie eine der Scherben heraus. Sie schwankte, dann öffnete sie die Augen wieder und las den Namen darauf ...
     
    1888
     
    „Das Los fiel auf dich.“ Glynis’ Stimme war nur noch ein Flüstern, und selbst durch die Jahrhunderte hindurch, die seitdem vergangen waren, spürte Rose wieder das nackte Entsetzen, das sie ergriffen hatte, als Glynis damals ihren Namen in die Menge gerufen hatte.
    Sie musste sich am Sitz ihres Stuhles festklammern, um nicht vornüber zu sinken.
    Die Tür ging auf und Alan kam herein. „Was ist, Rose?“, fragte er, als sein Blick auf sie fiel. Sofort eilte er zu ihr, nahm sie bei den Schultern.

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