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Die Moselreise - Roman eines Kindes

Titel: Die Moselreise - Roman eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns-Josef Ortheil
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ärgerlich darüber war, dass Mama den großen Markt eine Sehenswürdigkeit genannt hatte.
    Wenn Papa »lachhaft« sagt
    Wenn Papa »lachhaft« sagt, ist er ärgerlich. Meist sagt er auch nicht nur einmal »lachhaft«, sondern mehrmals. Er sagt dann »das ist ja lachhaft!«, und dann macht er eine Pause, und dann sagt er noch einmal »lachhaft!«, und dann macht er noch einmal eine Pause, und dann sagt er: »sowas Lachhaftes!« Wenn Papa ärgerlich ist, hört er sich gar nicht mehr an, was der andere sagt. Stattdessen sagt Papa einfach immer nur »lachhaft!«, »sowas Lachhaftes!«, »lachhaft!«, »wirklich lachhaft!«, als falle ihm gar nichts mehr ein. Mama mag gar nicht, wenn Papa »lachhaft!« sagt, und Mama sagt selbst niemals »lachhaft«.
    Papa und ich sind dann in den Dom gegangen, und der Dom war wirklich sehr groß und mächtig, so dass man ihn gar nicht sofort überblicken konnte. Papa hat sehr leise gesprochen und mir erklärt, dass der römische Kaiser Konstantin und seine Mutter Helena den Dom geplant hätten und dass der römische Kaiser Konstantin der erste christliche römische Kaiser gewesen sei. Seine Mutter Helena sei sogar
in das Heilige Land gefahren, und sie habe aus dem Heiligen Land einige sehr kostbare Reliquien mitgebracht. Diese Reliquien habe sie dann an verschiedenen, wichtigen Orten ausstellen lassen, und weil Trier damals, in der römischen Zeit, für die Römer ein sehr wichtiger Ort gewesen sei, habe sie eine dieser Reliquien auch hier, in Trier, ausstellen lassen. Diese sehr kostbare Reliquie sei der Heilige Rock, also der Rock, den der Herr Jesus getragen habe.
     
    Ich war sehr erstaunt, dass der Heilige Rock, den der Herr Jesus getragen hat, hier, im Trierer Dom, war, und ich sagte Papa, dass ich den Heiligen Rock gerne sehen würde. Papa aber sagte, man könne den Heiligen Rock nicht sehen, er sei nämlich sehr empfindlich und kostbar, und weil er so empfindlich und kostbar sei, werde er nur ganz selten gezeigt, in ganz bestimmten Jahren. In diesen Jahren kämen viele Pilger nach Trier, um den Heiligen Rock zu sehen. Dann sagte Papa noch, dass der Heilige Rock zwar nicht zu sehen sei, wohl aber die Kapelle, in der er aufbewahrt werde, und so sind wir zu der Kapelle hin gegangen und haben uns vorgestellt, den Heiligen Rock auch wirklich zu sehen. Wie der Heilige Rock wirklich aussah, konnte man nämlich sehen, wenn man sich die Fotos anschaute, die neben der Kapelle hingen und auf denen der Heilige Rock ganz deutlich zu sehen war.
    Der Heilige Rock
    Die Farben des Heiligen Rocks waren blass, als habe der Heilige Rock lange in der Sonne gelegen. Der Heilige Rock war
nicht zusammengenäht, sondern aus einem Stück. Der Herr Jesus hat den Heiligen Rock über den Kopf gezogen, das war ganz leicht, und als er den Heiligen Rock über den Kopf gezogen hatte, bedeckte ihn der Heilige Rock vom Kopf bis zu den Knien, und der Herr Jesus war fertig angezogen.
    Ich habe Papa gefragt, woher man denn genau wisse, dass der Heilige Rock der Heilige Rock des Herrn Jesus gewesen sei. Da hat Papa gesagt, dass man das nicht ganz genau wisse, sondern dass man es glaube. Natürlich könne man nicht beweisen, dass der Heilige Rock wirklich der Heilige Rock des Herrn Jesus gewesen sei. Der Heilige Rock von Trier erinnere einen aber daran, dass der Herr Jesus einen solchen Rock getragen habe, denn dass er einen solchen Rock getragen habe, stehe im Neuen Testament, wo die Soldaten, die den Herrn Jesus kreuzigen, darüber streiten, wer von ihnen den Heiligen Rock bekommen soll. Im Neuen Testament stehe auch, dass die Soldaten gewürfelt hätten, wer den Heiligen Rock bekommen solle. Der Heilige Rock sei nämlich sehr kostbar gewesen, weil er aus einem Stück gewesen sei, und weil er aus einem Stück und daher sehr kostbar gewesen sei, hätten die Soldaten ihn nicht zerschnitten, sondern gewürfelt, und der Sieger habe dann den Heiligen Rock bekommen. Der Heilige Rock von Trier erinnere also an diese Stelle im Neuen Testament, denn der Heilige Rock sei wie ein Bild, das all die, die den Heiligen Rock gesehen hätten, dann im Kopf haben könnten, um die Geschichte vom Heiligen Rock nie mehr zu vergessen.

     
    Wir sind dann weiter durch den großen Dom von Trier gegangen, und wir haben uns seinen Kreuzgang und die Krypta angeschaut, und wir haben zugehört, als ein Organist auf der Orgel etwas geübt und geprobt hat. Nach einer Weile ist dann auch die Mama in den Dom gekommen, und Papa hat mit Mama noch

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