Die Moselreise - Roman eines Kindes
einmal einen kleinen Rundgang durch den Dom gemacht und ihr alles erklärt. Ich aber bin nach draußen, vor den Dom gegangen, denn draußen vor dem Dom lag ein schwerer, sehr großer Stein, der Domstein. Auf diesem Domstein konnte man herum rutschen, und das habe ich dann auch mit vielen anderen Kindern getan, ich bin auf dem Domstein gerutscht, immer wieder, und das Rutschen hat sehr viel Spaß gemacht.
Vom Dom aus sind wir dann wieder zurück auf den Marktplatz gegangen, und Mama hat gesagt, dass sie etwas Obst gekauft und das gekaufte Obst an einem Stand stehen gelassen habe, damit wir es nach unserem Domgang abholen könnten. Wir haben das Obst dann auch abgeholt und sind dann in einen sehr schönen, sehr grünen Garten gegangen, der hinter einem großen Gebäude, das viel Schmuck an den Giebeln und Fenstern hatte, angelegt war. Das Gebäude hieß Kurfürstliches Palais, und in dem Garten, der zum Kurfürstlichen Palais gehörte, haben wir dann das Obst gegessen, also Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren, es war sehr gutes Obst. Wir haben uns weiter viel unterhalten, und die Mama hat von Köln erzählt, denn heute war die Mama dran mit dem Erzählen, weil gestern Abend vor allem Papa und ich erzählt hatten.
Als wir uns genug unterhalten und das Obst gegessen hatten, hat Mama den Papa gefragt, welche Sehenswürdigkeiten wir uns in Trier denn noch anschauen sollten. Papa hat gesagt, dass es sehr viele Sehenswürdigkeiten gebe, dass wir uns aber auf jeden Fall noch die Konstantinbasilika, die Kaiserthermen, das Amphitheater und das Landesmuseum anschauen sollten. »Und wann sollen wir uns das alles anschauen?«, hat die Mama gefragt. Papa wusste aber keine schnelle Antwort auf Mamas Frage, denn anscheinend hatte er sich noch nicht genau überlegt, in welcher Reihenfolge wir uns das alles noch anschauen sollten. Da hat die Mama gesagt, sie schlage vor, dass wir jetzt für eine Stunde in unsere schöne Wohnung gehen sollten und dass Papa sich in der Wohnung etwas ausruhen solle. Danach aber sollten wir uns trennen, Papa und ich sollten in ein Freibad gehen, und sie werde in die Stadt gehen und einen Stadtbummel machen. Die restlichen Sehenswürdigkeiten würden wir uns dann morgen, an unserem letzten Trier-Tag, zusammen anschauen.
Papa fand Mamas Vorschlag sehr gut, aber er hat sie gefragt, ob sie morgen auch mit in das Landesmuseum gehen werde. Mama hat geantwortet, dass sie sich das noch überlegen werde, da hat Papa gesagt, er schlage vor, dass er nach unserer Ruhepause in der Wohnung mit mir in das Landesmuseum gehen werde. Wenn wir nämlich bereits heute in das Landesmuseum gegangen seien, könnten wir morgen, an unserem letzten Trier-Tag, die restlichen römischen Sehenswürdigkeiten in Ruhe anschauen und würden nicht
durch den Besuch des Landesmuseums aufgehalten. Da sagte die Mama, dass sie heute nicht mit ins Landesmuseum gehen werde, weil sie das Landesmuseum nicht so sehr interessiere. Das Landesmuseum zu sehen, sei für Papa und mich aber sicher sehr interessant, weil im Landesmuseum viel von der Mosel vorkomme, an der wir ja gerade entlang gewandert seien. »So ist es«, hat Papa da gesagt, und damit stand fest, dass ich am Nachmittag mit Papa, aber ohne die Mama zuerst ins Landesmuseum und später ins Freibad gehen würde. Die Mama aber würde einen Stadtbummel machen, und am Abend würden wir uns wieder am Moselufer treffen, um dort zu Abend zu essen.
In unserer schönen Wohnung haben wir uns dann etwas ausgeruht, und ich habe auf die Mosel geschaut. Dann habe ich in »Der Knabe im Brunnen gelesen« und gekritzelt und mir beim Kritzeln etwas überlegt.
Wie es gewesen wäre, mit Mama zu verreisen
Ich habe mir überlegt, wie es gewesen wäre, mit Mama zu verreisen und an der Mosel entlang zu wandern. Mit Mama wäre ich nicht viel gewandert, sondern viel häufiger Bus, Bahn und Taxi gefahren. Mit Mama wäre ich also schneller am Ziel gewesen, und wir hätten mehr Zeit gehabt, durch die Moselorte zu gehen. Dafür hätten wir uns aber die Mosellandschaft nicht so genau angeschaut, und wir wären auch nicht in der Mosel schwimmen gegangen. Mama hätte auch nicht so gerne in »Privatquartieren« gewohnt, sondern lieber in Hotels und Pensionen. Ich glaube nicht, dass Mama das lateinische Buch über die Mosel von dem römischen Dichter Ausonius gelesen
hätte, und ich glaube auch nicht, dass sie »Der Knabe im Brunnen« gelesen hätte. Mama hätte ein französisches Buch gelesen, und zwar
Weitere Kostenlose Bücher