Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
antat?«
»Jungchen, Emomänner haben ihren eigenen Verhaltenskodex, ihre eigenen Moralbegriffe. Nach seiner Art zu denken, tat er ihr überhaupt nichts zuleide. Das machte sie selbst. Das Gesetz des Commonwealth steht auf seiner Seite. Die Drogen von Emomännern waren nie suchtbildend, nicht wie Bloddhype vielleicht. Sie achten immer sehr auf Legalität. Nicht auf Moral.«
»Wie kann man denn legal und zugleich unmoralisch handeln?« wollte Ethan wissen.
September lachte und musterte seinen jungen Freund bedauernd. »Jungchen, du weißt nicht viel von Regierungen, wie? Oder den Gesetzen.«
»Regierung – das bringt mich auf etwas.« Ethan beeilte sich, das Thema zu wechseln. Er war zu tief in die Seele eines Mitmenschen eingedrungen, war in Hohlen geraten, und wünschte sich jetzt, er hätte sie nie betreten. »Wie werden wir unsere Entdeckungen den richtigen Commonwealth-Behörden zur Kenntnis bringen, ohne daß man sie vertuscht?«
»Du siehst also Trell endlich mit dem gleichen Argwohn wie ich, Jungchen?«
»Fast.«
»Sehr gut. Man sollte nie einem Beamten vertrauen, der so viel lächelt.«
»Er weiß alles, was in Brass Monkey geschieht. Wir brauchen jemanden, dem ein abhörsicherer Astrosender zur Verfügung steht.«
»So jemanden gibt es nicht«, knurrte September. Er schien ganz auf das Problem konzentriert und hatte offensichtlich das Thema, das ihn vorher so gequält hatte, bereits vergessen. »Warte mal.« Er stand auf, ragte über Ethan auf. »Ein Büro sollte es geben, das abhörsicher senden kann.«
»Gib mir keine Rätsel auf, Skua. Trell ist Kommissar und kann…«
»Überleg doch, Jungchen. Brass Monkey ist groß genug, um einen Padre zu haben.«
»Da Ethan nur selten zur Kirche ging und weniger religiös als die Mehrzahl seiner Zeitgenossen war, hatte er überhaupt nicht an den lokalen Vertreter der Vereinigten Kirche gedacht. Niemand, zu allerletzt ein vergleichsweise unbedeutender Funktionär wie Trell, würde es wagen, eine Kirchensendung abzuhören, oder gar zu verhindern.«
»Jetzt, da wir dieses kleine Problem gelöst haben, sollten wir zurückgehen und sehen, ob wir mithelfen können, unser Schiff wieder zusammenzubasteln, was, Jungchen?«
Sie verließen das Ufer und gingen zum Eissegler hinüber. Eben wurde die letzte Duralumkufe, diejenige, die als Steuer diente, am Heck hochgehivt. Ethan sah verstohlen zu seinem Begleiter hinüber. Sein Ausdruck zeigte jetzt wieder die Patina unzerstörbaren Selbstvertrauens, nur etwas angekratzt war sie.
Skua September hatte sich also ebenso verwundbar wie jeder andere Mensch erwiesen. Sein mächtiger Körper gab ihm nur größere Tiefen, in denen er seine Leidenschaften verbergen konnte.
In ihrer typisch formlosen Art verzichteten die Moulokinesen auf jegliche lärmenden Demonstrationen, um die Rückkehr der Slanderscree zu feiern. Die Stadtbewohner gingen ihren Alltagsgeschäften nach, und die Schiffszimmerleute, die mitgeholfen hatten, die Räder gegen Kufen zu vertauschen, kehrten in ihre Werften zurück. Offiziell bestand das ganze Protokoll aus Minister Mirmib und zwei Adjutanten, die am Dock auf sie warteten.
»Landgraf Lady K’ferr Shri-Vehm heißt euch erneut in Moulokin willkommen, meine Freunde. Unser Atem ist eure Wärme.
Heute Abend ist ein Fest zur Feier eurer unerwarteten, aber nichtsdestoweniger willkommenen Rückkehr. Dann könnt ihr mir über diese wunderbare Geschichte berichten, die ihr uns gebracht habt.«
»Wunderbar ist nicht das richtige Wort«, meinte Ethan, zu dem Minister gewandt. »Bedeutungsvoll wäre besser. Neben anderen Dingen zeigt sie, daß eure neue Konföderation nicht so weit hergeholt ist, wie wir ursprünglich annahmen, weil nämlich alle Tran schon einmal in einer viel stärkeren Union lebten.«
»Eine Union, die wiederholt vom Klima zerrissen wurde, das fremdartiger ist, als ich glauben kann, so lauten wenigstens die Gerüchte, die unsere Schiffszimmerleute mir berichtet haben«, erwiderte Mirmib.
Die Feierlichkeiten des Abends erlebten über einige Tage hinweg verschiedene Inkarnationen, und die Mannschaft genoß die Gastfreundschaft Moulokins ungeheuer. Ihre Berichte lösten unter den Stadtbewohnern beträchtliche, lebhafte Spekulationen und Diskussionen aus. Einige ihrer Geschichten paßten nahtlos zu der lokalen Religion, die ob der Bestätigung gleichzeitig stärker und ob ihrer Realität schwächer wurde.
Als für die Slanderscree die Zeit gekommen war, den Rückweg nach Arsudun
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