Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
wirkte er, trotz seiner Schutzbrille, wie einer der Eingeborenen.
Im Lee der Vorderkabine stand Milliken Williams und plauderte mit seinem geistigen und intellektuellen Seelenverwandten, dem Tran-Zauberer Malmeevyn Eer-Meesach. Der kleine Lehrer schien förmlich in seiner Umgebung aufzugehen. September mochte körperlich an Tran-ky-ky angepaßt sein, während Williams sozusagen geistig mit ihm verschmolz. Es gab hier mehr für ihn zu lehren als auf jeder Schule des Commonwealth, und andererseits konnte er hier auch mehr lernen, als ihm irgendein Band bieten konnte. Williams war eine schweigsame Seele, und wenn ihm schon das Wetter nicht angenehm war, so fühlte er sich ohne Zweifel in der Beschaulichkeit des intellektuellen Abenteuers wohl.
Irgendwo in einer der beiden Kabinen schliefen Hellespont du Kane und seine Tochter Colette, denen der Entführungsversuch gegolten hatte. Colette war auch der Grund für Ethans augenblickliche Nachdenklichkeit. Sie hatte ihm die Ehe angeboten; das lag noch gar nicht lange zurück, und sie hatte es ohne Umschweife getan. Ethan zog das Angebot trotz ihres ungeschlacht wirkenden Äußeren ernsthaft in Betracht. Die Aussicht, eine der wohlhabendsten jungen Frauen im ganzen Spiralarm zu heiraten, konnte einen durchaus über Oberflächlichkeiten, wie das Fehlen körperlicher Schönheit, hinwegsehen lassen. Und tüchtig war sie auch. Ethan wußte, daß sie Kanes Finanzimperium während der häufigen Anfälle von Senilität, unter denen ihr Vater litt, hervorragend leitete.
Aber man mußte natürlich ihre scharfe Zunge in Betracht ziehen, die durchaus imstande war, einen verbal in winzige Stückchen zu schneiden. Und dann war sie eine ausgesprochen dominierende Persönlichkeit, daran gewöhnt, die Manager großer Finnen zu manipulieren und Vertreter des Commonwealth herumzukommandieren. Ein ganzes Leben mit einer solch machtvollen Persönlichkeit zu verbringen, war etwas, das sorgfältig bedacht sein wollte.
Irgendwo unten schlief auch Elfa Kurdagh-Vlatha, Tochter des Landgrafen von Sofold, der Hunnars Herrscher/Häuptling/König war. Dieser königliche blinde Passagier hatte, von geeigneten Rauschmitteln betäubt, den größten Teil der gefährlichen und ereignisreichen Reise von Sofold hierher verschlafen, aber wenn sie erwachte, stand Ethan ein weiteres Problem bevor.
Trotz gewisser offensichtlicher physiologischer Unterschiede gab es zwischen Menschen und Tran genügend Ähnlichkeiten, daß Elfa eine höchst peinliche Zuneigung zu Ethan hatte entwickeln können, was ihm alles andere als angenehm war. Hunnar hatte dies unausgesprochenen, aber nicht zu übersehenden Schmerz bereitet. Ihm und Ethan war es gelungen, eine dünne Tünche ehrlicher Freundschaft über diese ihrem Wesen nach explosive Situation zu legen. Aber wenn das Königstöchterchen erwachte, würde sich das Problem erneut stellen.
Ethan hatte Elfa gegenüber kein Hehl aus seinen Gefühlen gemacht. Das hatte sie aber nicht von weiteren Versuchen abgehalten, ihn umzustimmen. Wenn sie nur noch ein paar Tage schlafen würde, dann würde er den Planeten hinter sich gelassen haben und damit des Problems enthoben sein, sich persönlich mit ihr auseinander zu setzen. Das würde gut sein, denn trotz seiner erklärten Gefühle war an Elfa doch eine gewisse katzenhafte Attraktivität, die…
Nach Informationen, die ihm von den Toppgasten am Mast und Bugspriet zugeleitet wurden, steuerte Ta-hoding die Slanderscree geschickt auf ein offenes Dock zu, das sich im Hafen bot. Das Dock war einfach eine mit Bohlen belegte Straße, die aufs Eis hinausführte. Die Bohlen waren erforderlich, um auf Deckhöhe zu kommen, nicht, um die Ladefläche über das Eis zu erheben.
Inzwischen drängten sich kleinere Eisboote neugierig um die Slanderscree. Das machte das Manövrieren natürlich noch komplizierter. Aber der Hafen von Arsudun war großflächig angelegt, viel weiter, als Wannome, der Heimathafen der Slanderscree. Ta-hoding lieferte ein Meisterwerk der Eismannskunst.
Ein paar Neugierige wurden von der Mannschaft des Eisseglers zur Vorsicht gemahnt. Ihr Staunen war durchaus berechtigt, das wußte Ethan. Wahrscheinlich war die Slanderscree wenigstens doppelt so groß als jedes andere Eisschiff, das sie je zu Gesicht bekommen hatten.
Ohne Zweifel hatten sich unter die Menge, die sich inzwischen am Ufer angesammelt hatte, auch bewundernde Schiffsbaumeister und neiderfüllte Händler gemischt. Es würde schwierig sein, sie vom
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