Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
sich im Obergeschoß des Gebäudes. Breite Fenster boten einen Ausblick auf die Startgruben und die Dächer von Arsudun. Der Kontrast zwischen der eingefrorenen mittelalterlichen Silhouette und funktionaler Modernität ließ die Fenster wie Solidos aussehen, künstlich und unwirklich.
»Guten Morgen, meine Herren, guten Morgen. Carpen Xenaxis, Hafenmeister. Eine unserer Hafenstreifen hat schon gemeldet, daß ein großes Eingeborenenschiff mit Menschen an Bord hierher unterwegs sei.« Er hielt inne, wartete auf Bestätigung.
»Ja, wir waren an Bord.« Ethan stellte sich und September vor und begann dann, ihre Anwesenheit auf Tran-ky-ky zu erklären, die gescheiterte Entführung der du Kanes… und wurde an diesem Punkt unterbrochen.
»Einen Augenblick… entschuldigen Sie.« Xenaxis wandte sich dem Tridigerät, das in seine Schreibtischplatte eingelassen war, zu und sagte zu jemandem, der für die beiden Besucher unsichtbar blieb, mit leiser Stimme ein paar Worte. Dann wandte er sich mit freundlichem Lächeln wieder zu ihnen um.
»Man hatte bisher angenommen, daß die du Kanes während des Versagens des Rettungsbootes ums Leben gekommen waren – aber Sie sagen jetzt, daß es gar nicht versagt hat. Ich habe nur gerade gemeldet, daß sie am Leben sind und daß es ihnen gut geht. Wir hatten nämlich eine Unmenge Anfragen. Eine ganze Menge Leute wird sich für diese Nachricht sehr interessieren.« Xenaxis schien plötzlich etwas unsicher. »Sie leben doch und sind unverletzt?« Ethan nickte.
»Die Entführer selbst sind tot«, fügte September hinzu. »Einen von ihnen habe ich selbst getötet. Wenn eine Belohnung ausgesetzt ist, möchte ich meine Ansprüche anmelden.«
»Natürlich. Das ist Ihr gutes Recht.« Der Hafenmeister betätigte einen weiteren Schalter und bereitete sich darauf vor, eine Aufnahme zu machen. »Wenn Sie mir Ihren Namen angeben würden, Ursprungswelt, Heimatadresse und Ihren Finanzcode, dann bin ich sicher, daß wir…«
»Eigentlich wäre das nicht fair.« September wies auf seinen Begleiter. »Dieser junge Mann hier war großteils für das, was geschah, verantwortlich. Er verdient die Belohnung.«
Ethan drehte sich verblüfft zu September herum und wollte etwas sagen. Aber ein erfahrener Handelsreisender versteht sich auch darauf, den Gesichtsausdruck seiner Gesprächspartner zu lesen und zu interpretieren. Und in diesem Augenblick bot das Gesicht des Hünen eine ganze Menge Lesestoff. Zu Ethans Lob sei gesagt, daß er sofort begriff.
»Wenn es eine Belohnung gibt, werde ich mir darüber später den Kopf zerbrechen.« September entspannte sich sichtlich. »Worauf es uns jetzt in erster Linie ankommt, ist, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Xenaxis’ Stimme klang gebührend mitfühlend. »Ich selbst empfinde die Gesellschaft der Eingeborenen auch nicht als besonders angenehm. Man kann Geschäfte mit ihnen machen, aber es ist nahezu unmöglich, mit ihnen gesellschaftlichen Umgang zu pflegen. Abgesehen von den unterschiedlichen Temperaturen, an die unsere beiden Rassen gewöhnt sind, sind sie ihrem Wesen nach zänkisch und streitsüchtig.« Ethan sagte nichts und sah den anderen ausdruckslos an. »Der Handel hier ist also offensichtlich ergiebig?« Septembers Stimme klang, als steckte weit mehr hinter seiner Frage als nur höfliche Konversation.
Xenaxis zuckte die Achseln. »Es ist meine Hauptaufgabe, hier Geschäfte zu treiben, mein Herr. Es gibt drei große Lagerhäuser hier in Brass Monkey, deren Inhalt sich häufig ändert. Ich bin natürlich nur Beamter, mit festem Gehalt.« Ethan hatte das Gefühl, in der Stimme des Hafenmeisters so etwas wie Neid zu hören. »Aber manche Firmen und Einzelunternehmer verdienen an dieser Eiswüste eine ganze Menge.«
»In welcher Branche?« Xenaxis sollte an dieser Frage nichts Verdächtiges finden, dachte er. Schließlich war es sein Geschäft.
»Das übliche.« Der Hafenmeister lehnte sich in seinem Sessel zurück. Ethan hörte das leise Zischen, als die Polster sich seiner Bewegung anpaßten. Xenaxis hatte anscheinend einen empfindlichen Rücken. Aber er schien geradezu erpicht darauf, mit ihnen zu reden. Ohne Zweifel gab es in Brass Monkey nur selten neue Gesichter.
»Hauptsächlich Luxusgüter: Kunstwerke, Schnitzereien, Pelze, Edelsteine, Kunstgewerbe, darunter die erstaunlichsten Elfenbeinskulpturen, die Sie sich vorstellen können. Die Eingeborenen sehen schwerfällig aus, arbeiten aber
Weitere Kostenlose Bücher