Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
sich gerade an irgend etwas festhielten, wurden auf Deck geschleudert. Während Ta-hoding noch hinter dem Steuer herumrollte, schrie er bereits Befehle.
An plötzliche, unvorhersehbare Windstöße gewöhnt, war es den Matrosen in der Takelage besser ergangen als jenen auf Deck. Kein einziger war heruntergefallen, wenn auch ein paar von denen, die sich auf den obersten Rahen aufhielten, ein paar Minuten lang Mühe hatten, wieder etwas unter die Füße zu bekommen.
Die Slanderscree hing gute zwanzig Grad nach backbord über und lehnte sich trunken eiswärts, fuhr aber fort, mühsam nach vorne zu taumeln.
Jetzt wieder auf den Beinen, stemmte Ta-hoding die Chivs in das Eis und brüllte Befehle aufs Deck hinunter. Die Eisanker am Heck wurden abgelassen. Sie krallten sich sofort im Eis und den Pika-Pedan-Stümpfen achtern fest. Nach ein paar Sekunden kreischender Fahrt verlangsamte sich der außer Kontrolle geratene Eisklipper auf Kriechtempo. Als schließlich das letzte Segel eingeholt war, kamen sie zum Stillstand.
Ethan, September, Hunnar, Elfa und Ta-hoding stiegen über eine Pika-Pina-Leiter hinunter. Es bedurfte gar keiner detaillierten Untersuchung. Irgend etwas hatte die vordere Backbordkufe zur Seite gedreht. Sie war nicht völlig abgerissen worden, aber die Duralum-Streben, die sie mit dem Schiffsrumpf verbanden, waren fast aus ihrer Verankerung gerissen. Platten und Bolzen fehlten, und das Holz, aus dem sie herausgerissen waren, war zerfetzt. Während Ta-hoding sich daran machte, die Reparaturarbeiten einzuleiten und zu überwachen, gingen Ethan und die anderen auf der Spur der Slanderscree zurück. Sie folgten dem Pfad, den die beschädigte Kufe beschrieben hatte, und sahen sich gezwungen, in einer Reihe zwischen Mauern vier Meter hoher Pika-Pedan-Stümpfe zu gehen, wobei sie immer wieder über gelantineähnliche Kugeln aus schnell gefrierendem, wäßrigem Saft ausglitten.
Nach knapp zweihundert Metern erreichten sie die Ursache des Zusammenstoßes. Kleine felsige Spitzen, die noch Spuren der gebrochenen Kufe erkennen ließen, stießen aus dem Eis. Kein Wunder, daß die Toppgasten sie so, von der dichten Vegetation verborgen, nicht entdeckt hatten. Sie waren knapp zwei Meter hoch, zu niedrig, um den Schiffsrumpf aufzureißen, aber hoch und massiv genug, um die Kufen zu beschädigen. Sie konnten von Glück reden, daß den anderen Kufen ein ähnliches Geschick erspart geblieben war.
Hunnar beugte sich vor und deutete auf eine weiße Furche in dem frostbedeckten Granit. »Seht doch… hier ist das Schiff angestoßen. Ein Glück, daß die Insel nicht größer war.«
»Insel!« stieß September hervor. »Wir stehen hier auf dem Gipfel eines Berges, Freund Hunnar. Diese Spitzen führen bis auf den Grund dieses gefrorenen Ozeans, über den wir segeln.«
»Das ist nicht sicher, Skua.« Ethan hatte Mühe mit der Vorstellung, sechs- oder siebentausend Meter massives Gestein unter den Füßen zu haben. »Ebenso gut könnten das große Felsbrocken sein, die in das Eis eingefroren sind und die von einem Gletscher hierher getragen wurden. Oder, der Ozean ist hier vielleicht nur ein paar Meter tief. Vielleicht befinden wir uns hier in einem seichten Meer, das eine alte Wüste bedeckt. Das könnten ja auch Felsen auf einer Ebene sein.«
September blickte enttäuscht. »Bergspitze klingt aber besser. Du nimmst einem die ganze Romantik, Jungchen.«
Ethan warf September einen Blick zu, der deutlich sagte, >glaub’ doch, was du willst!< Er wandte sich ab, um zum Schiff zurückzugehen, und fiel nach ein paar Schritten auf die Nase.
Keiner fand das besonders komisch. Für einen so kurzen Weg hatte keiner der zwei Menschen es für notwendig befunden, die Schlittschuhe anzulegen, aber das war es auch gar nicht, was Ethan zu Fall gebracht hatte.
Drei… nein vier winzige, cremig-weiße Tentakel waren aus dem Eis hervorgebrochen und hatten sich um seinen rechten Knöchel geschlungen. Jetzt waren sie straff gespannt und zogen ihn herunter. Rings um seinen liegenden Körper herum begann das Eis aufzubrechen. Ethan bemühte sich, irgendwo an der glatten Eisfläche Halt zu finden. Seine Hüften begannen bereits unter der Oberfläche zu verschwinden, als er es schließlich schaffte, sich mit beiden Armen an einem Pika-Pedan-Stumpf festzuklammern. Aber im nächsten Augenblick zerbrach der wie Moder.
Inzwischen waren Hunnar und September neben ihn getreten. Hunnar zog sein Schwert, aber September scheuchte ihn zurück.
»Um
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