Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
Himmels willen, Skua, beeil dich!« Ethan klammerte sich an seinem Pika-Pedan-Fragment fest, obwohl das auch keinen besseren Halt als er selbst hatte.
September zielte sorgfältig auf eine Stelle etwas links und hinter Ethan und drückte den Knopf seines Strahlers. Eine Dampfsäule stieg auf. Die Tentakel, die sich um Ethans Bein geschlungen hatten, ließen zwar nicht los, aber der Zug ließ nach.
Inzwischen hatte Hunnar Ethans Handgelenke gepackt. Er stemmte die Chiv seitwärts ins Eis und arbeitete sich mit Hilfe der Bremsklaue an seinem Absatz langsam nach rückwärts. Ethan kam aus dem Loch im Eis frei. Mit den Tentakeln nach wie vor an seinem Bein hängend, löste sich der Unterlegene dieses Kampfes nach ihm aus dem Eis. Er trug eine rauchende Brandwunde an der Seite.
Andere hatten die Schreie und das Zischen und den Lichteffekt des Strahlers wahrgenommen. Eine kleine Schar besorgter Tran kam vom Schiff her auf sie zu. Eer-Meesach und Williams waren darunter.
Ethan, der unter seiner Maske schwer atmete, drehte sich auf dem Rücken herum, setzte sich auf und blickte voll Ekel und Furcht auf das Tier, das an seinem Knöchel hing. »Was ist das?«
Hunnar hatte sein Messer herausgeholt und durchtrennte jetzt die immer noch fest haftenden Tentakel. Ethan atmete erleichtert auf, als er sah, daß sein Schutzanzug nicht zerrissen war.
Das fahlweiße Ding mit den grauen Flecken und Punkten war drei Meter lang, die Tentakel nicht mitgezählt. Es hatte vier tellergroße Augen, zwei an der Rücken- und zwei an der Bauchseite. Die vier Tentakel waren gleichmäßig um das stumpfe Kopfende verteilt. Dazwischen war ein kreisförmiger Mund mit dreieckigen, spitzen Zähnen zu erkennen, der jetzt schlaff und offen war. Die Kiefer traten über die Lippen hervor und leuchteten feucht und rosa vor der weißen Haut. Ethan überlegte, was diese Zähne wohl aus seinem Bein gemacht hätten, wenn er noch ein wenig tiefer gesunken wäre.
»Ein Kossief«, erwiderte Hunnar nachdenklich und musterte den scheußlichen Kadaver. Auf Terranglo ließ sich das etwa als >Eiswurm< übersetzen.
»Sie lauern unter der Eisfläche und warten darauf, daß irgendein unglückliches Geschöpf über ihr Stück Eis gerät, das sie aushöhlen, bis nur noch eine dünne Schicht über ihnen bleibt.« Der Ritter versetzte dem gummiartigen Kadaver einen Fußtritt. »Dann stoßen sie nach oben, durchbrechen das dünne Eis und ziehen ihre Beute in ihr Loch. Dann stoßen sie durch das hier« – er deutete auf ein vorstehendes Organ am Hinterende der Bestie – »Wasser aus und bilden eine neue Eisschicht.«
Ethan studierte den Wurm voll Ekel und massierte sein Bein an der Stelle, wo die Bestie ihn gepackt hatte. »Bei den Zähnen kann man sich gut vorstellen, daß sie sich durch das Eis fressen können.«
»Allerdings«, nickte September bewundernd. Er stand in der wannenartigen Vertiefung, in der sich die Bestie versteckt hatte. Sein Kopf reichte gerade über die Eisoberfläche.
»Gibt es noch andere Tiere, die unter der Eisfläche leben?« Williams untersuchte den toten Wurm mit ebensoviel Interesse wie Ethan Ekel gezeigt hatte.
»Eine ganze Menge, und höchst verschiedenartige Tiere, mein Freund«, erklärte Eer-Meesach. »In der Umgebung von Wannome gibt es wenige. Auf der anderen Seite von Sofold sind mehr davon, weil dort die Pika-Pina-Felder wachsen. Es ist interessant, daß sie auch hier, inmitten der Pika-Pedan, gedeihen.«
»Können wir es mit an Bord nehmen?« In Williams Augen leuchtete die Hoffnung.
»Aber natürlich, das müssen wir sogar«, sagte der Zauberer. Ethan blieb stumm. Es bereitete ihm einige Befriedigung, daß er nicht der einzige war, der den Kossief widerlich fand. Die zwei Gelehrten hatten einige Mühe, zwei Matrosen dazu zu bewegen, den schweren, gummiähnlichen Kadaver ins Schiff zu schleppen.
September hatte jetzt seine Untersuchung der Höhle des Kossiefs abgeschlossen. Ethan half ihm beim Heraussteigen und dankte ihm gleichzeitig.
»Ich würde mich bei deinem Dank wohler fühlen, Junge, wenn das nicht ganz so knapp gewesen wäre. Mein erster Schuß ist nämlich danebengegangen. Das Eis hier ist ziemlich klar, aber ich konnte nur eine undeutliche Silhouette sehen und vergaß, den abweichenden Brechungswinkel zu berücksichtigen.« Er warf einen letzten Blick in das drohende Loch. »Gehen wir wieder an Bord – und passen wir auf, wo wir hintreten…«
Die Reparatur der mächtigen Kufe nahm vier Tage in Anspruch.
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