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Die Muenze von Akragas

Titel: Die Muenze von Akragas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Savasta zurück. Don Minico, der Weinberge besitzt und Wein erzeugt, ist hocherfreut, mit einem «Piemonteser» sprechen zu können, der sich auf Weinbau versteht. Zumal er genau im richtigen Moment kommt. Es ist die Zeit des Rebschnitts, des Entfernens von Schösslingen, des vorsichtigen Ausdünnens der Trauben. Der Doktor wird den Besucher wieder abholen, wenn er seine Patientenrunde gemacht hat.
    «Es war ein herrlicher Vormittag, ich bin Ihnen sehr dankbar», sagt der Marchese, als er den Doktor mittags ankommen sieht. «Ich bin lange durch die Weinberge von Don Minico gewandert, und Sie glauben nicht, wie viel ich gelernt habe!»
    Während sie nach Vigata zurückreiten, stellt der Marchese dem Doktor viele Fragen nach Pietro Cammarota und der Familie des Mannes, den Pietro umgebracht hat.
    Nachdem der Doktor ihm ausführlich geantwortet hat, sagt er: «Meiner Meinung nach hat die Jury einen schweren Fehler begangen, als sie mir die Münze zugesprochen hat.»
    «Warum?»
    «Weil es gerechter gewesen wäre, die Münze den Erben zu überlassen und sie zum Verkauf sowie zur Schenkung der Hälfte des Erlöses an die Familie des von Pietro ermordeten Mannes zu verpflichten, denn diese Menschen leben in entsetzlicher Armut. Und das ist auch mein Kummer, dass ich die Münze besitze und trotzdem nichts für diese armen Leute tun kann.»
    Dazu schweigt der Marchese.
    Am nächsten Morgen treffen sie sich um neun Uhr vor der Banca d’Italia. Der Marchese wird von zwei Männern in Zivil begleitet. Der Doktor öffnet das Schließfach, nimmt die Münze heraus, legt sie in eine mitgebrachte Schachtel, in der sich früher seine goldenen Manschettenknöpfe befanden, und überreicht sie dem Marchese. Darauf zieht dieser die Quittung für das Kautionsdepot aus der Tasche und gibt sie dem Doktor.
    Sie verlassen die Bank und tauschen einen herzlichen Händedruck.
    «Wir werden uns in der nächsten Woche wiedersehen», sagt der Marchese. «Und ich bitte Sie: Niemand darf erfahren, aus welchem Grund ich hergekommen bin.»
     
    Doch die Geschichte vom mysteriösen Piemonteser General, der obendrein Marchese ist, in direktem Kontakt mit dem König steht und Doktor Gibilaro wie ein Ebenbild gleicht, verbreitet sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden in ganz Vigata.
    Es war Don Minico, der, beeindruckt vor allem von der unglaublichen Ähnlichkeit zwischen den beiden, die ganze Geschichte ausgeplaudert hat. Ob sie wenn nicht gar Brüder, vielleicht Stiefbrüder sind? Doktor Gibilaro ist zwar in Vigata geboren, aber was weiß man schon über seinen Vater, der aus Palermo stammte und in seiner Jugend lange in Turin gelebt hatte? War er nicht mehrmals dorthin zurückgekehrt? Und war er nicht ein ausnehmend schöner Mann, der den Frauen sogar noch im Alter den Kopf verdrehte? Na also! Wie viel macht zwei und zwei? Natürlich werden noch andere Vermutungen angestellt. Dass der Vater des Doktors ein unehelicher Sohn vom Vater jenes Marchese war, der nach Vigata gekommen ist… Dass die Mutter des Doktors als blutjunges Mädchen ihrem Mann nach Turin folgen musste…
    «Erzählen Sie mir die Wahrheit über diese Geschichte?», bittet der Polizeibeamte Melluso den Doktor eines Abends, als sie sich auf der Mole ein wenig die Beine vertreten.
    «Ich erzähle sie nur Ihnen, und Sie müssen mir versprechen, es niemandem weiterzusagen.»
    Er erzählt ihm alles.
    «Und Sie ähneln einander wirklich?»
    «Aufs Haar, die Ähnlichkeit ist verblüffend.»
    «Im Ort gehen viele Gerüchte um…»
    «Mir ist alles pflichtgemäß hinterbracht worden… Die glaubwürdigste Hypothese ist, dass wir Stiefbrüder sind. Aber das ist unmöglich. Sehen Sie, der Marchese ist zwei Tage vor mir geboren. Und mein Vater reiste damals schon seit zwei Jahren nicht mehr nach Turin.»
    «Aber woher wissen Sie das?»
    «Ich habe die geschäftliche und private Korrespondenz meines Vaters überprüft, die ich aufbewahre.»
    Der Beamte bleibt stehen, blickt ihn an.
    «Ihnen waren also doch Zweifel gekommen?»
    Der Doktor lächelt, antwortet aber nicht.
    «Wie erklären Sie es sich dann?», insistiert Melluso.
    «Warum muss man es denn überhaupt erklären, mein Freund?»
    Eine Woche später findet der Doktor bei der Rückkehr von seiner Runde zu Hause ein Billet des Präfekten vor, in dem ihm mitgeteilt wird, der Signor Marchese sei zurückgekehrt und erwarte ihn um drei Uhr in der Präfektur.
    Kaum stehen der Doktor und der Marchese einander gegenüber, fallen sie sich spontan

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