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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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behalten.« Von Lucys Fehlverhalten erzählte Madeleine lieber nichts.
    »Zu schade, dass er weg ist. Ich hätte ihn gern gesehen.« Gedankenverloren spielte Judith an ihrem eigenen Halsschmuck herum, einer dünnen Kette mit einem in Silber gefassten Einkaräter. 
    Madeleine betrachtete die Polizistengattin. Sie mochte eine Tratschtante sein, aber gerade schien sie sich wie eine Verschwörerin zu fühlen. Das würde Madeleine sich vielleicht zunutze machen können. 
    »Wenn ich ehrlich bin, habe ich einen Teil davon noch.« Schnell blickte Judith auf. »Die Polizei hat nur die Kette und weiß auch nur von der Kette. Hiervon …« Madeleine nahm ihre Handtasche, öffnete sie und zog einen zugeknoteten Gefrierbeutel hervor. »… wissen nur mein Bruder, mein Hausmädchen und ich.«
    »Und ich.« Judith nahm ihr das Beutelchen mit bebender Stimme ab. »Das sind die zweifellos schönsten Ohrringe, die ich je gesehen habe. Richtige Meisterwerke. Dabei bevorzuge ich eigentlich Silberschmuck. Verrückt.«
    Madeleine verstand die Reaktion der Blondine. Sie hatte sich nie viel aus Schmuck gemacht und war doch wie geblendet gewesen, als sie das Geschmeide des Mörders zum ersten Mal gesehen hatte. Das Collier und die Ohrringe hatten sie, ihren hedonistischen Bruder und ihr stets schwarz gekleidetes Hausmädchen trotz ihrer unterschiedlichen Geschmäcker in sprachlosem Staunen vereint.
    »Ab einem gewissen Grad der Perfektion spielt Geschmack keine Rolle mehr, wie es mir scheint«, sagte sie. »So wie wahrscheinlich auch keiner Michelangelos David seine Perfektion absprechen würde.«
    Judith lachte leise und nachdenklich, während sie das Beutelchen widerstrebend auf dem Tisch ablegte. Es wirkte, als hätte sie es lieber gleich eingesteckt und ihr Scheckbuch gezückt. Das Sonnenlicht, das durch die großen Fenster in den Raum fiel, entlockte den Brillanten ihre ganze Pracht. 
    »Ich bin keine Expertin, aber wenn Sie mich fragen, ist das ein Kardos.«
    »Ein was?« Der einzige Schmuck, den Madeleine besaß, stammte noch von ihrer verstorbenen Mutter. Wann immer ihr jemand ein Geschenk hatte machen wollen, hatte sie ihn gebeten, sich auf Nützlicheres als Juwelen zu beschränken. Pauls erstes Geschenk an sie, anlässlich ihres dreißigsten Geburtstages, hatte seiner Auffassung nach ein wertvolles Stück vom Juwelier sein sollen. Am Ende hatte sie sich eine Schreibmaschine erkämpft.
    »Kardos. René Kardos. Noch nie gehört?« 
    Madeleine verneinte. 
    »Zweifellos der beste Goldschmied Wiens, vielleicht sogar der beste Europas. In seinem Fach ist dieser Mann ein Zauberer. Die Leute sagen, seine ganze Leidenschaft gilt dem Gold und den Edelsteinen.« Sie kicherte. »Eine Tochter hat er, eine wahre Schönheit. Vielleicht hat er die auch gegossen und geschliffen.«
    »Haben Sie ein Stück von ihm hier? Zum Vergleich?« 
    Wieder lachte Judith, dann schüttelte sie den Kopf. 
    »Leider nein. Ich fürchte, er mag mich nicht besonders.« Sie schien die Verwirrung in Madeleines Blick zu bemerken und holte etwas weiter aus. »Vor ein paar Jahren war ich in seinem Atelier, um einen Ring in Auftrag zu geben. Ich hatte ein Armband mit einem Saphir bei einer Auktion erstanden, doch das Band gefiel mir nicht und so wollte ich, dass er den Stein in ein anderes Schmuckstück einarbeitet. Ein Unikat.« Judith machte eine bedeutungsvolle Pause und Madeleine sah sie fragend an. »Daraus wurde leider nichts. Kardos war der Meinung, mein Stein wäre minderwertig. Ich habe ihn gebeten, ihn trotzdem zu bearbeiten. Für mich war der Saphir einwandfrei und ich glaube auch nicht, dass jemand anderem etwas aufgefallen wäre. Er wollte aber nicht. Er meinte, er wolle seine Zeit nicht mit unreinen Edelsteinen vergeuden.«
    »Klingt ziemlich arrogant.«
    »War er auch. Ein paar Tage später kam zwar ein Entschuldigungsschreiben, aber da hatte ich mein Armband schon einem anderen Goldschmied anvertraut.« Sie zuckte die Achseln. »Wer nicht will, der hat schon.« 
    Madeleine blickte nachdenklich in ihr Wasserglas, dann hatte sie eine Idee und sah auf.
    »Haben Sie vielleicht seine Telefonnummer?«
    Judith runzelte die Stirn. 
    »Die Nummer seines Ateliers steht sicher im Telefonbuch. Wieso?«
    »Ich wüsste gern mehr über den Schmuck, den mir dieser Verrückte geschenkt hat. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich irgendetwas übersehen habe.«
     
     

47.
    Als die Spurensicherung mit ihrer Arbeit fertig war, nahm Dominik sich wie üblich einige

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