Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
Vom Netzwerk:
wi e Kopie n vo n ihnen.»
    «Das ist ein S t ück Holz, ja? Ein blödes kleines Stück Holz. Ha b ic h recht , Jack?»
    «Wen n d u meinst.»
    «Un d trotzde m glaubs t du , diese s klein e Stüc k Hol z sei stärke r al s wir , ja ? D u glaubs t sogar , e s se i s o stark , da ß e s uns u m unse r ganze s Gel d gebrach t habe.»
    «Da s ha b ic h nich t gesagt . Ic h ha b nu r gemeint , d u hättes t es nicht klauen sollen. Vielleicht ein andermal, aber nicht, wenn wi r gra d Poke r spielen.»
    «Aber jetzt ist es hier. Und jedesmal wenn du es ansiehst, kriegst du ein bißchen Angst, stimmt’s? Als ob die beiden d ich verhexe n würden.»
    «S o ähnlich.»
    «Wa s sol l ic h mi t ihne n machen ? Sol l ic h si e ihnen zurückgeben ? Würdes t d u dic h dan n besse r fühlen?»
    «Dafü r is t e s jetz t z u spät . De r Schade n is t bereits angerichtet.»
    «E s gib t fü r alle s ei n Mittel , Junge . Ei n gute r Kat h olik wie du sollt e da s wissen . Mi t de r richtige n Medizi n läß t sic h jede Krankhei t heilen.»
    «Jetz t kapie r ic h ga r nicht s mehr . Wovo n zu m Teufe l redest d u eigentlich?»
    «Pa ß auf . I n ei n paa r Minute n werde n all e unsere Schwierigkeiten überwunden sein.»
    Ohn e e i n weitere s Wor t gin g Nash e i n di e Küch e un d ka m mit eine m Backblech , eine m Zündholzmäppche n un d eine r Zeitung in s Wohnzimme r zurück . E r setzt e da s Backblec h au f dem Fußbode n ab , nu r wenig e Zentimete r vo r Pozzi s Füßen . Dann gin g e r i n di e Hock e un d stellt e di e Figure n vo n Flowe r und Stone auf die Mitte des Blechs. Er rupfte ein Blatt aus der Zeitung , ri ß e s i n Streife n un d knüllt e si e z u kleine n Bällchen, die er behutsam um die Holzstatue auf dem Blech arrangierte. Dan n unterbrac h e r sic h kur z un d sa h Pozz i i n di e Augen , und al s de r Jung e schwieg , stric h e r ei n Zündhol z an . Einen Papierknäue l nac h de m andere n berührt e e r mi t de r Flamme, un d al s si e all e brannten , hatt e da s Feue r auc h scho n die Holzfigure n erfaßt ; knisternd e Hitz e lodert e auf , al s di e Farben a ufflackerten und wegschmolzen. Das Holz darunter war weich un d porö s un d konnt e de m Angrif f nich t widerstehen . Flower un d Ston e wurde n schwarz , da s Feue r fra ß sic h i n ihr e Körper, sie schrumpften, und keine Minute später waren die zwei Männche n verschwund e n.
    Nashe zeigte auf die Asche in der Mitte des Blechs und sagte:
    «Siehst du? Ist doch nichts dabei. Wenn man die Zauberformel kennt , is t kei n Hinderni s z u groß.»
    Endlic h löst e de r Jung e seine n Blic k mi t Gewal t vo m Boden und sah Nashe an. «Du hast sie nicht alle» , sagt e er . «Da s is t dir doc h hoffentlic h klar.»
    «Wenn das stimmt, sind wir schon zwei, mein Freund. Immerhi n brauchs t d u nich t meh r allei n z u leiden . Dafü r kann ma n doc h dankba r sein ? Ic h begleit e dic h au f Schrit t un d Tritt, Jack . Au f Schrit t un d Tr itt , bi s zu m End e de r verdammten Straße.»
    In der Mitte der vierten Woche begann das Wetter umzuschlagen . Da s feuchtwarm e Klim a wic h frühherbstlicher Kühle , un d a n de n meiste n Morge n ginge n si e jetz t i n Pullovern zu r Arbeit . Di e Insekten , dies e Bataillon e v o n Mücke n und Moskitos , di e si e s o lang e gequäl t hatten , ware n verschwunden, un d al s sic h dan n i m Wal d di e Blätte r verfärbten , u m i n üppig gelben , orange n un d rote n Farbtöne n dahinzuwelken , konnte ma n sic h eigentlic h nu r noc h besse r fühlen . Gewiß , de r Reg e n wa r manchma l unangenehm , abe r selbs t de r wa r ihne n liebe r als di e Unbilde n de r Hitze , un d e r konnt e si e nich t vo n de r Arbeit abhalten. Sie bekamen Gummimäntel und Baseballkappen, die sie einigermaßen vor den Wolkenbrüchen schützten. Entscheiden d war , da ß si e weitermachten , da ß si e täglic h ihre zeh n Stunde n schaffte n un d di e Sach e nac h Pla n abwickelten. Si e hatte n bishe r noc h keine n Ta g freigenommen , un d vo n dem bißche n Rege n wollte n si e sic h nich t einschüchter n lassen. Kurioserweis e wa r jetz t Pozz i de r E n tschlossenere. Was aber dara n lag , da ß e r begierige r wa r al s Nashe , nu n endlic h ferti g zu werden : selbs t a n de n stürmischsten , de n finsterste n Tagen stapfte er ohne zu protestieren an die Arbeit. Man konnte sogar sagen , j e schlechte r da s Wetter , dest o glüc klicher war er – denn Murk s mußt e j a drauße n be i ihne n sein , un

Weitere Kostenlose Bücher