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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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ic h geh e liebe r kei n Risik o mehr ein . D u bis t ei n verrückte r Vogel , Kleiner . Ma n wei ß nie , wa s du womöglic h noc h anstellst.»
    «Abe r irgendwi e schränk t e s doch die Möglichkeiten ein, oder?» sagte Pozzi. «Ich meine, so ein Ding kann die Fähigkeit eine s Menschen , sic h auszudrücken , ernstlic h beeinträchtigen. Sein e verfassungsmäßige n Recht e beschneiden , fall s d u weißt, wovo n ic h rede.»
    «D u brauchs t nich t de n Schlaumeier zu spielen, Mann», sagte Murks. «Ich kenn die Verfassung.»
    «N a klar . Deswege n ste h ic h j a s o au f dich , Calvin . D u bist ei n gan z Ausgebuffter , ei n richtige r Pfiffikus . Di r kan n keiner wa s vormachen.»
    «Wie ich gestern schon sagte, ich bin immer b ereit , einem Man n ein e Chanc e z u geben . Abe r nu r eine . Danac h mu ß man angemessen e Maßnahme n ergreifen.»
    «Zu m Beispie l di e Karte n au f de n Tisc h legen , wie?»
    «Wen n d u e s s o ausdrücke n willst.»
    «Ich finde es nur richtig, die Dinge klarzustellen. Irgendwie fr e ut es mich sogar, daß du heute deinen Karnevalsgürtel angeleg t hast . Jetz t wei ß wenigsten s auc h mei n Freun d Jim , wie de r Has e läuft.»
    «S o wa r da s auc h gedacht» , sagt e Murk s un d tätschelt e die Waff e noc h einmal . «E s schärf t sozusage n di e Aufmerksamkeit, ni c ht?»
    Gege n Mitta g wurde n si e mi t de r Reparatu r de s Grabens fertig , un d danac h gin g di e Arbei t norma l weiter . Vo n dem Revolver abgesehen (den Murks nun täglich trug), schienen sich die äußeren Umstände ihres Lebens kaum zu ändern. Wenn überhaupt , wurde n si e allmählich besser, fand Nashe. So hatte de r Rege n aufgehört , un d au f di e feuchten , klamme n Tage , die sie über eine Woche aufgehalten hatten, folgte jetzt eine Periode herrliche n Herbstwetters : ei n frischer , glänzende r Himmel; fester Boden unter den Füßen; Blätter , di e rascheln d i m Win d an ihne n vorbeisegelten . Auc h Pozz i schie n e s besse r z u gehen , und da s Zusammensei n mi t ih m wa r fü r Nash e nich t meh r ein e so groß e Belastung . Di e Sach e mi t de m Revolve r wa r s o etwa s wie ein Wendepunkt gewesen, und seit dem Z eitpunk t hatt e e r viel von seinem alten Schwung und Elan zurückgewonnen. Die verrückte n Rede n hatte n aufgehört ; di e Wel t began n ih n wieder zu amüsieren. Das waren echte Fortschritte, aber dazu kam noch das Fortschreiten des Kalenders, und das bedeutete wo h l mehr al s alle s andere . E s wa r jetz t bereit s Oktober , un d mi t einemmal war das Ende in Sicht. Allein dieses Bewußtsein reichte aus, Hoffnun g i n ihne n z u wecke n un d eine n Optimismus aufflacker n z u lassen , de r vorhe r nich t dagewese n war . Sie hatte n nu r noc h sechzeh n Tag e vo r sich , un d da s konnt e ihnen auch der Revolver nicht nehmen. Solange sie weiterarbeiteten, würd e di e Arbei t si e a m End e fre i machen.
    A m 8 . Oktobe r setzte n si e de n tausendste n Stei n ein ; die unterst e Reih e wa r fertig , un d e s blie b ihne n no c h übe r eine Woche . Trot z alle m konnt e Nash e sic h de s Gefühl s nicht erwehren , etwa s geleiste t z u haben . Irgendwi e hatte n si e ein Zeiche n gesetzt , si e hatte n etwa s geschaffen , da s nac h ihrem Weggang bleiben würde, und wo auch immer sie später sein mochten , w ürde ein Teil dieser Mauer immer ihnen gehören. Soga r Pozz i macht e eine n zufriedene n Eindruck , un d al s der letzte Stein endlich einzementiert war, trat er für einen Augenblick zurück und sagte zu Nashe: «Freund, sieh dir mal an, was wir eben geschafft hab e n. » Gan z gege n sein e Ar t hüpfte de r Jung e dan n au f di e Steine , streckt e di e Arm e au s wi e ein Seiltänzer und begann, die lange Reihe herunterzutänzeln. Nash e freut e sic h übe r dies e Reaktio n de s Jungen , un d während e r di e klein e Gestal t au f Zehenspitze n dav ontippeln sah, diese Pantomim e eine s Hochseilakt s verfolgt e (al s se i e r jederzei t in Gefahr, aus großer Höhe abzustürzen), stieg plötzlich etwas in ih m auf , un d e r wa r kur z davor , i n Träne n auszubrechen . Gleich darau f stellt e Murk s sic h nebe n ih n un d sagte : «Es scheint, der klein e Drecksker l is t gan z schö n stol z au f sich , wie?»
    «Mi t Recht» , sagt e Nashe . «E r ha t har t gearbeitet.»
    «Tja , leich t war’ s nicht , da s wil l ic h ger n zugeben . Abe r es sieh t s o aus , al s o b wi r jetz t vorankämen . Jetz t wir d da s Ding endlic h i n di e

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