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Die Mutanten kommen

Die Mutanten kommen

Titel: Die Mutanten kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isidore Haiblum
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rasierte und mir die Zähne putzte, versuchte ich die neugewonnenen Informationen in Reih und Glied zu bringen. Sie bezogen sich in erster Linie auf die politischen Zustände. Diesbezüglich schien ein einziges Chaos zu herrschen. Jeder sah nur den eigenen Vorteil, und links wie rechts bildeten sich Splitterparteien. Ich mußte die Trivialitäten hinter mir lassen und ganz oben anfangen. Wenigstens wußte ich, wo das war.
    Bei Raymond Hess.

8.

    »Treten Sie doch näher«, begrüßte mich Hess. »Wie freue ich mich, Sie zu sehen.«
    Er kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu, als wollte er jede Kritik schon im Keim ersticken.
»Nett, Sie kennenzulernen, Herr Vorsitzender«, erwiderte ich.
Das war meine erste Lüge des Tages.
Es gab keinen Schreibtisch in seinem Büro, nur einen niedrigen Designertisch mit dem neuesten Modell eines Prozeßrechners, mehrere bequeme Stühle und natürlich einen großen Computer, der mit der Stadtverwaltung gekoppelt war. Ein flauschiger Teppich zierte den Boden, und große moderne Bilder an den Wänden bewiesen, daß der Wohlstand noch nicht völlig zusammengebrochen war. Ein wenig unwohl in meiner Haut, nahm ich auf einem der Stühle gegenüber von Hess Platz.
Der Vorsitzende war ein großer, stämmiger Mann Mitte fünfzig mit kurzgeschnittenem stahlgrauen Haar und einem energischen Kinn. Seine Stimme war tief, seine Augen blau und glasklar. Er war sehr telegen. Seine Kleidung bestand aus einem einfachen beigefarbenen Anzug.
Hess warf einen Blick auf mein Empfehlungsschreiben von der Mondbasis und gab es zurück.
»Nun, Herr Botschafter«, sagte er und zeigte mir eine Reihe weißer Zähne. »Lassen Sie uns gleich zur Sache kommen, ja? Ich weiß, was Sie zu mir führt.«
Er verschränkte die Arme.
»Die Mondbasis glaubt, daß ich gegen sie bin. Stimmt's?«
»Sie sagen es«, gab ich zu.
»Sie glaubt, daß ich das Projekt auflösen will.«
»Es gibt Gerüchte darüber.«
»Darf ich Sie etwas fragen, Mr. Morgan?«
»Sicher. Schießen Sie los.«
»Wie gut kennen Sie meine Akte?«
Ich versuchte mich an sie zu erinnern, aber umsonst. Sie war nicht Teil der Unterlagen gewesen, die ich gestern abend gesichtet hatte.
»Nun«, erwiderte ich. »Ich würde mich nicht gerade einen Fachmann nennen.«
»Da stehen Sie nun«, meinte Hess lächelnd.
» Wo stehe ich?«
»Und kläffen den falschen Baum an.«
»Was Sie nicht sagen?«
»Ich bin nicht gegen die Mondbasis.«
»Ach nein?«
»Ich habe mich niemals gegen eine Förderung der Mondbasis ausgesprochen.«
Ich überdachte es.
»Haben Sie sich jemals dafür ausgesprochen?«
»Natürlich nicht.«
»So?«
»Bedenken Sie doch, wie viele Ratsherren sich dagegen ausgesprochen haben.«
»Eine ganze Menge, was?«
»Offensichtlich, sonst wäre die Mondbasis heute ein gewinnbringendes Unternehmen.«
»Würden Sie behaupten, Herr Vorsitzender, ein Freund der Mondbasis zu sein?«
»Nun, nicht gerade ein Feind.«
»Das ist nett.«
»Ich beabsichtige, bald Wahlen stattfinden zu lassen.«
»Im Ernst?«
»Ich würde mich freuen, wenn die Mondbasis mich dabei unterstützen könnte.«
»Warum nicht? Aber was hat es mit den Gerüchten um eine Schließung der Mondbasis auf sich, damit sie das Budget nicht länger belastet?«
»Dummes Geschwätz.«
»Sie würden sich öffentlich für die Mondbasis aussprechen?«
Hess wiegte den Kopf.
»Ich führe eine teure Kampagne. Das könnte ich den Wählern niemals klarmachen.«
»Was bieten Sie uns dann als Gegenleistung?«
»Meine private Zusicherung.«
»Aha«, sagte ich und versuchte nicht zu skeptisch zu klingen.
»Wer mich kennt, Herr Botschafter, weiß, daß ich jederzeit zu meinem Wort stehe.«
»Ach ja?« Das war neu für mich. Und wahrscheinlich auch für das Land. Aber langsam begann mir der Typ auf die Nerven zu gehen. »Eigentlich«, fuhr ich fort, »hoffte die Mondbasis auf etwas Konkretes .« 
    »Seien Sie realistisch, Herr Botschafter.«
»Das versuche ich. Das Problem ist, daß die Mondbasis keine eigene Lobby hat.«
»Natürlich nicht.«
»Ja. Wenn Sie also insgeheim ein Geschäft mit uns machen und es später aus irgendwelchen Gründen nicht einhalten können, stünden wir ziemlich belemmert da. Wenn Sie aber, Herr Vorsitzender, ein Geschäft mit einem unserer Befürworter machen, wäre das eine andere Sache, nicht wahr? Es würde darüber hinaus Ihren guten Willen zeigen.«
»HabenSie einen bestimmten Befürworter im Sinn?«
Der Vorsitzende beäugte mich, als könnte ich einen aus dem Ärmel zaubern.
»Senator

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