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Die Mutanten kommen

Die Mutanten kommen

Titel: Die Mutanten kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isidore Haiblum
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Gerade jene, die anders sind.«
Ich schaffte es, das mit völlig ernster Miene zu sagen.
    Der Typ schien zufrieden zu sein.
»Du bist neu?«
Ich gab es zu.
»Kennst du das Kodewort?«
»Klar. Walter Karmack.«
»Richtig getroffen, Bruder.«
Dieser Karmack war einer der ersten Mutis gewesen. Er hatte eine zusätzliche Hand gehabt. Zweifellos sehr nützlich, um etwa Laborarbeiten zu tätigen. Leider hatte die Öffentlichkeit es anders gesehen. Er war von einem Mob aufgeknüpft worden. Das hatte sich vor rund dreißig Jahren ereignet. Karmack war ein Buchhalter gewesen, ein sanftmütiger Mann, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Unmittelbar vor seiner Geburt vor fünfzig Jahren hatte der große Knall des Dritten Weltkriegs stattgefunden. Niemand ahnte damals, was das für die Nachgeborenen bedeuten sollte. Als sich Jahre später eine Hand aus Karmacks Hüfte wölbte, hätte er sich noch operieren lassen können. Inzwischen sind chirurgische Eingriffe jeder Art für illegal erklärt worden, und kein Arzt schert sich mehr um Deformationen. Karmack hatte eine schwere Zeit durchzustehen. Er wehrte sich gegen seine Diskriminierung und ging in die Geschichtsbücher ein.
    Ich sah den grobschlächtigen Typ an.

    »Du willst sicher wissen, was mich zu euch führt, Bruder?« fragte ich.
    »Richtig.«
»Mein guter Wille.«
»Das allein wird nicht reichen.« Der Typ blinzelte.
    »Wir gehen nämlich schrittweise vor, Bruder, und diese Versammlungist nur der erste Schritt zum eigentlichen Inneren Zirkel. Es führt ein langer Weg bis dorthin.«
    »Wie lang? Zehn Minuten, fünfzehn Minuten?«
    »Eher mehr.«
Ich winkte dem Typen zum Abschied und schritt tapfer an ihm vorbei.
    Procter Ambrose einzuschalten, hatte sich in gewisser Weise bezahlt gemacht, und doch stand ich immer noch am Anfang. Die im Gewölbe versammelten Leute wußten nicht mehr als ich, und unwillkürlich drängte sich mir der Eindruck auf, daß sie kollektive Beweihräucherung betrieben.
    Gerade wollte ich mich abwenden, als im HintergrunddesGewölbeseinegroteske Figur auftauchte. Ein zweiköpfigesDrung, das meine und die Aufmerksamkeit der anderen fesselte. Es nickte den Leuten zweimal zu, dann verzogen sich seine fleischigen Lippen zu einem Lächeln, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Meinen Nachbarn erging es nicht anders, zumal jetzt ein Bildschirm zu flimmern begann, auf dem weitere seltsame Gestalten zu sehen waren. Anscheinend wollte man den Anwesenden nahebringen, wie Mutis eigentlich aussahen. In der Öffentlichkeit kursierten die wildesten Gerüchte, aber die Wirklichkeit übertraf sie bei weitem. Ich erblickte Männer und Frauen mit deformierten Köpfen, zusätzlichen Gliedmaßen, einem Übermaß an Augen und Ohren, den grausigsten Wucherungen.
    Das reinste Schreckenskabinett.
Nach endlos langen Minuten erlosch der Bildschirm wieder, und das Drung mit den fleischigen Lippen stellte sich an den Vorderrand der Bühne.
»Sie haben es selbst gesehen«, erklärte er. »Und wer ist dafür verantwortlich? Die Gesellschaft. Sie muß endlich die Verantwortung dafür auf sich nehmen, solche Mißbildungen hervorgerufen zu haben. Dies, meine Brüder und Schwestern, sind die Opfer des großen Knalls.
Der Dritte Weltkrieg ist Jahre her, und jeder von uns muß sich mit seinen Folgen abfinden. Aber wir können das Leid der Betroffenen mindern helfen. Trotz alledem, was Sie eben gesehen haben, meine Freunde, sind wir nicht allein. Männer mit gutem Willen setzen sich vielenorts für uns ein, Personen des öffentlichen Lebens sind uns zugeneigt. Es dauert nicht mehr lange, bis wir uns erheben.
Ja, meine Freunde, es wird der Tag kommen, an dem unsere Stimme endlich Gewicht bekommt. Die Schranken werden niedergerissen werden und die Gesellschaft sich verändern. Glaubt mir, wir werden unter dem Banner der Brüderlichkeit eine aufrechte und edle Nation begründen.
Ich versichere euch, es dauert nicht mehr lange, und für jeden der Anwesenden bricht eine ruhmreiche und friedvolle Zeit an. Sofern er sich am Kampf gegen das Unrecht beteiligt. Hört, was ich euch zu sagen habe...«
Natürlich nahm ich an, daß das Drung jetzt einen Leitfaden für den Aufstand abspulen würde, aber es hatte etwas anderes, weniger Spektakuläres im Sinn.
»Meine Freunde«, sagte es mit glänzenden Augen, »bildet Arbeitsgruppen. Zu eurem Wohl, damit euer Verständnis vertieft und eure Toleranz erweitert wird. Drei Gruppen existieren bereits. Ihre Leiter werden eure Fragen gern

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