Die Mutanten kommen
einlassen?«
»Mein Gott, einige von den Mutis sehen so normal aus wie du und ich!«
»Sie haben meine Sympathie.«
»Spare ihn dir für den Nachwuchs, Procter. Da liegt nämlich der Haken.«
»Du bist hoffnungslos, Jimmy. Mein Informant hat einem Mutantentreffen im Untergrund beigewohnt.«
»Und?«
»Du bist nicht erstaunt, daß sie so etwas wie einen Untergrund haben? «
»Jede Szene hat ihren Untergrund.«
»Mag sein, aber keinen solchen. Er besteht längst nicht nur aus Mutanten.«
»Sympathisanten, was?«
»Sympathisanten.«
»Die die Mutis aufwiegeln?«
Ambrose zuckte die Schultern. »Ich fürchte, so ähnlich könnte man's ausdrücken.«
»Das dachte ich mir. Nur weiter.«
»Mein Informant behauptet, daß bei dem Treffen eine sehr prominente Person teilnahm.«
»Etwa Fulton?«
»Ratsherr Barnabas.«
»Ist auch besser so. Mit Barnabas habe ich nichts am Hut. Er kann tun, was er will.«
»Nun, manchmal hat Barnabas Gesellschaft – Fulton.«
»Ist dein Informant sicher?«
»Völlig.«
»Großartig. Was soll ich machen, Barnabas umschwänzeln? Er würde mich aus seinem Büro werfen.«
»Ich habe einen besseren Vorschlag.«
»Welchen?«
»Rate mal.«
»Die Untergrundbewegung trifft sich bald wieder«,
seufzte ich. »Vermutlich schon heute nacht.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe mich einfach gefragt, welche die schlimmste aller Möglichkeiten wäre.«
»Also gehst du zu dem Palaver?«
»Natürlich.«
Als ich wieder in meinem Hotelzimmer war, rief ich erst einmal Timins an. Er war noch in seinem Büro. Müde blickte er mich vom Bildschirm herab an.
»Sieh da«, meinte ich. »Hätte nicht gedacht, daß Sie so fleißig zugange sind.«
»Worum geht's, Morgan?«
»Ich wage kaum, es zu sagen.«
»Machen Sie schon. Ich will nach Hause.«
»Kennen Sie Ratsherrn Barnabas?«
»Nur zu gut.«
»Sie scheinen ihn nicht sehr zu mögen?«
Timins zuckte die Schultern.
»Ich habe gehört«, fuhr ich fort, »daß er sich sehr für die Mutis einsetzt.«
»Kann sein. Barnabas war nie unsere Sorge.«
»Außerdem habe ich gehört, daß er unseren Senator Fulton auf Abwege geführt hat, indem er ihn an die Mutis verkaufte.«
Timins lachte.
»Ja, ich weiß«, sagte ich. »Klingt komisch.«
»Klingt unglaublich .«
»Sie haben nichts davon gehört?«
»Kein Wort.«
»Vielleicht hat Ryder etwas aufgeschnappt?«
»Er hätte es mich wissen lassen.«
»Mist.«
»Enttäuscht, Morgan?«
»Ja.«
»Guter Gott, warum?«
»Mein Informant schwört, daß es zutrifft.«
»So?«
»Also muß ich es überprüfen.«
»Dafür werden Sie schließlich bezahlt, Morgan.«
»Phantastisch. Ich stecke bis zum Hals im Dreck, und alles, was mein Team kann, ist, mich anfeuern.«
»Was verlangen Sie mehr?«
»Zum Beispiel ein bißchen Zusammenarbeit.«
»Ich kann die Mühle anlaufen lassen, wenn Sie wollen.«
»Ja, tun Sie das. Vielleicht finden Sie etwas Bedeutsames heraus. Aber für mich wird es dann schon zu spät sein. Was ich tun muß, muß ich jetzt tun.«
»Und das wäre?«
»Das würde Sie nicht interessieren, Timins.«
»Nun, jedenfalls viel Glück.«
»Das kann ich gebrauchen.«
13.
Ich schlich wie ein Dieb durch die Nacht. Es war kalt. Mit um den Körper geschlungenen Armen erreichte ich die Straße, die ich gesucht hatte. Zielsicher steuerte ich auf ein bestimmtes Haus zu. Die Vordertür war verschlossen, also nahm ich den Weg durch den Garten. Wie erhofft fand ich ein offenes Kellerfenster und stieg ein. Minuten später stand ich in einem Korridor. Eine Weile suchte ich nach dem verborgenen Eingang, den mir Ambrose beschrieben hatte, dann entdeckte ich ihn. Nervös trottete ich durch einen langen und dunklen Tunnel unterhalb der Stadt.
Der Treffpunkt besaß keine Fenster. Die Decke wölbte sich kuppelförmig, und es roch nach modrigem Holz. Auf einer kleinen Bühne vor mir hockten drei ältere Herren. Etwa einhundert Männer und Frauen hatten auf Bänken davor Platz genommen. Wenn einige von ihnen Mutis waren, so sah man es ihnen nicht an. Sie wirkten nicht anders als irgendeiner, der mir auf der Straße begegnete. Ich hielt nach einem vertrauten Gesicht Ausschau, aber umsonst. Fulton war nirgends zu sehen.
Ein grobschlächtiger Typ kam auf mich zu, als ich durch den Torbogen trat.
»Sei gegrüßt, Bruder.«
Ich durchforstete mein Gedächtnis nach der richtigen Antwort. Irgendwie war mir die Situation fremd. Glücklicherweise kam mir Ambroses Redewendung in den Sinn.
»Alle Menschen sind Brüder.«
»Selbst jene, die anders sind?«
»
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