Die Mutanten kommen
dem Schreibtisch und führte mich aus dem Büro. Ich folgte ihr durch die Korridore. Er sah hier gar nicht so übel aus. Aber schließlich war das Gebäude errichtet worden, als Kredite noch kein Problem waren.
»Arbeiten Sie schon lange hier?« fragte ich sie.
»Ganze zwei Jahre.«
Wir schwiegen wieder. Sie brachte mich zu einer Röhre, die uns ins oberste Stockwerk trug. Vor der Tür ihres Chefs ließ sie mich allein.
Ich trat ein.
»Machen Sie es sich bequem, Morgan«, begrüßte er mich.
Ich ließ mich in einen Sessel fallen.
»Nun?« fragte ich.
»Wenn Sie damit meinen, ob ich den Senator gefunden habe, so muß ich Sie enttäuschen.«
»War auch nicht zu erwarten gewesen.«
Er hob die Brauen.
»Ich zweifle nicht an Ihrem Können.« Abwehrend hob ich die Hände. »Nur wäre es zu schön gewesen, um wahr zu sein. Sie verstehen, was ich meine?«
»Wie haben Sie den Tag verbracht?«
»Etwas unruhig.«
»Erinnern Sie sich an Captain Charles Ryder?«
»Natürlich. Ein Astronaut. Meines Wissens ist er seit mehreren Jahren im Ruhestand.«
»Sie waren mit ihm befreundet.«
»Ja.«
»Er kennt den Senator sehr gut. Er hat bei ihm schon oft ein Wort für uns eingelegt.«
»Bei Fulton?«
»Richtig. Das sollte zwar nicht nötig sein, weil wir im Sold der Mondbasis stehen, aber der Senator ist auch nicht mehr der alte. Es braucht mehr als das.«
»Mein Job wird schwerer und schwerer.«
»Ryder hat bei ihm einen Stein im Brett.«
»Woher wissen Sie das?«
»Aus den Akten. Außerdem hat uns Ryder informiert.«
»Wußte gar nicht, daß er bei uns mitmischt. Haben Sie eine Ahnung, warum Fulton beschlossen hat, zweigleisig zu fahren und mit Hess zu verhandeln?«
»Vielleicht hat er die Zeichen der Zeit gesehen? Ryder meint jedenfalls, er hat seine Gründe.«
»Und welche?«
»Das weiß er nicht.«
»Weitere Neuigkeiten? Etwa bezüglich dieses ominösen Frank Broderick?«
»Er arbeitet für Installationen en gros .«
»Was ist das?«
»Eine Zweigstelle der Regierung, was sonst?«
»Undwelche Rolle spielt Broderick in diesem Spiel?«
»Er ist ein Lobbyist.«
»Klingt nett.«
»Seine Firma ist sehr respektabel.«
»Ich glaube nicht, daß ich noch einen Reinfall ertragen könnte, lieber Timins.«
»Warum sollte es Ihnen anders ergehen als dem Rest von uns?«
»Vielen Dank.« Ich sah ihn finster an. »Darf ich Ihr Sichtfon benutzen?«
»Mein Büro steht zu Ihrer Verfügung.«
Malcolm Lane meldete sich immer noch nicht. Dummerweise wußte ich nicht, ob das von Bedeutung war. Vielleicht hatte er etwas über Hess herausgefunden, das mir weiterhalf? Auf jeden Fall mußte ich mit Fulton ins Gespräch kommen, und mit ihm hatte Lane nichts zu schaffen.
Ich rief Ambrose an.
»Wie geht's?« fragte ich, als er auf dem Bildschirm erschien. »Alles okay, Joey?«
»Dusollst mich nicht Joey nennen, sondern Procter.«
»Natürlich, Procter. Hast du etwas herausgefunden?«
»Es ist nicht viel.«
»Im Moment bin ich für jede Kleinigkeit dankbar. Kannst du's mir über Fon anvertrauen?«
»Ungern, Jimmy.«
»Also soll ich vorbeikommen?«
»Wäre mir lieber.«
Wenig später saß ich in Ambroses Büro. Nichts hatte sich verändert. Die Möbel wirkten so schäbig wie ehedem, und die Sesselbezüge waren zerschlissen.
»Du siehst etwas gehetzt aus, Jimmy.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Ja, es ist ein turbulenter Tag. Aber ich will gleich
zur Sache kommen. Du weißt, daß ich für meine Sorgfalt bekannt bin. Ich habe einen gewissen Ruf auf diesem Gebiet.«
»Das glaube ich gern.«
»Es geht um Ratsherrn Barnabas.«
»Du meinst den Kerl, dem die Mutis am Herzen
liegen? Was ist mit ihm?«
»Ich habe einen Informanten.«
»Nun, das will ich hoffen.«
»Er bestätigt meine Annahme bezüglich des Aufenthaltsorts des Senators.«
»Hör mal, Procter. Angesichts der öffentlichen
Meinung ist das wohl kaum möglich.«
Ambrose schüttelte den Kopf.
»Wie du meinst, Jimmy. Es ist nicht meine Aufgabe, für die Mutanten zu sprechen.«
»Die Mutanten«, erwiderte ich störrisch, »haben keine Fürsprecher und brauchen auch keine. Es ist nicht ihre Schuld, daß sie Mutis sind. Es ist einfach so. Und Mutant Village ist kein Konzentrationslager. Es geht ihnen dort gut. Also was soll's? Wenn wir sie frei herumlaufen ließen, würden sie sich mit jedermann paaren. Wir wären nicht mehr fähig zu entscheiden, wer in den Zoo gehört und wer nicht. Das wäre ein hübsches Dilemma, nicht wahr?«
»Jimmy, warum sollte sich ein Normaler mit einem Mutanten
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