Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)
handelt? «
Tobias nickte bestätigend.
In den vier Jahren, seit die Drillinge bei Ebenezer undBeezer wohnten, hatte Alice ihren überschwänglichen Onkel nie wirklich böse gesehen. Doch jetzt wurde er unter seinem hellbraunen Fell rot im Gesicht und rief: »Wie unverantwortlich und leichtfertig! Das ist genau der Grund, warum ich die FUG verlassen habe. Das gedankenlose Aufs-Spiel-Setzen von Leben, dieses – dieses ... « Ihm schienen die Worte zu fehlen.
Als Tobias sicher war, dass nichts mehr von Ebenezer kam, sagte er: » Ich bin der Ansicht, dass Emmeline und Rebus zustimmen würden. «
» Und was ist mit Sansibar? « , wollte Ebenezer wissen. »Weiß Sansibar von dieser Sache? «
Alice konnte sich nicht vorstellen, warum eine Maus, die so bedeutend war wie Sansibar, an so etwas interessiert sein sollte.
Beezer meldete sich zu Wort. » Du hast etwas von einem Auftrag für Alice und Alex gesagt. «
» Ganz recht. « Tobias klang jetzt zurückhaltender. » Der Einsatz erfordert junge Mäuse, müsst ihr wissen. «
» Junge Mäuse? « Ebenezer sprang auf, beugte sich über den Schreibtisch und brüllte: » Nein! Auf keinen Fall! Ihr braucht junge Mäuse für diesen Einsatz, sagt ihr? Dann schick doch deinen eigenen Sohn los! «
Da verlor Tobias die Beherrschung. Sein Ausdruck verdüsterte sich, und auch er sprang auf, sodass er jetzt Nase an Nase mit Ebenezer stand. » Lass meinen Sohn aus dem Spiel! « , donnerte er und stieß Ebenezer den Finger in die Brust. » Mein Junge ... « So ruckartig, wie der orangefarbeneMäuserich aufgesprungen war, ließ er sich wieder in seinen Stuhl fallen. Er schien ernüchtert und sah auf einmal unbeschreiblich traurig aus. »Wir haben alle Opfer gebracht, Ebenezer. Jede Familie. Nicht nur deine. Meine Frau ... « Er richtete sich auf. » Aber die Bedürfnisse vieler – «
» Überwiegen gegenüber denen einiger weniger « , beendete Ebenezer den Satz. Er ließ sich schwer in den Stuhl fallen und machte ein zerknirschtes Gesicht. » Natürlich « , sagte er. » Du hast recht. « Er seufzte. » Ich wollte einfach die Familie zusammenhalten. «
Tobias nickte verständnisvoll. » Das verstehe ich doch, mein Freund. Wirklich. Und ich würde Alex und Alice nicht darum bitten, diesen Einsatz zu übernehmen, wenn ich einen anderen Weg sähe. Ich will dich nicht anlügen: Wenn deine Nichte und dein Neffe den Auftrag annehmen, könnte es gefährlich für sie werden. «
»Wir machen es! « , mischte sich Alex ein.
Tobias sah ihn streng an. » Junger Mann, deine Begeisterung ist zwar lobenswert – Tollkühnheit jedoch nicht. Ich empfehle dir, erst mal abzuwarten und dir anzuhören, um was es geht, ehe du zustimmst. «
Alex ließ betreten den Kopf hängen.
» Allerdings glaube ich, wenn wir sorgfältig planen, können wir ihnen Sicherheit garantieren « , fuhr Tobias fort, als ob ihn Alex nicht unterbrochen hätte. Er schlug den Ordner wieder auf und wandte sich direkt an Alice und Alex. » Der Auftrag bedeutet, dass ihr verdeckt ermittelt. «
»Verdeckt ... « , hauchte Alex ehrfürchtig, doch obwohler vor Aufregung auf seinem Stuhl hin und her rutschte, hielt er sich mit weiteren Bemerkungen zurück.
» Ich bin sicher, ich muss euch nicht einschärfen, dass alles, was ich jetzt sage, der strengsten Vertraulichkeit unterliegt « , sagte Tobias zu Beezer und Ebenezer. Dann warf er einen Blick in den Aktenordner und sah wieder die jungen Mäuse an. » Ihr nehmt die Identität von zwei sourisanischen Waisenkindern an, und ihr werdet nach Gerander geschickt, um im Palast von Cornoliana als Bedienstete zu arbeiten. «
Alice sog erschrocken die Luft ein, genau wie ihre Tante und ihr Onkel. Sogar Alex, der gerade noch so begeistert geklungen hatte, sah unter seinem weißen Fell blasser aus als gewöhnlich. Man forderte sie auf, das Hauptquartier der sourisanischen Armee in Gerander zu unterwandern!
5 ÜBER DIE KOLLER-ALPEN
A listair hörte einen Schrei – womöglich seinen eigenen – und sah etwas Farbiges vorbeiflitzen. Die Enden seines Schals flatterten um sein Gesicht, während er fiel und wild um sich griff, als könne er sich irgendwo festhalten. Der Wind heulte ihm in den Ohren und ließ ihm fast die Lunge platzen, bis er plötzlich in tiefem Schnee einsank und nicht mehr sehen, hören oder atmen konnte, denn die Kälte drang ihm in die Augen, die Nase und den Mund. Verzweifelt schlug er um sich. Er wusste nicht einmal genau, wo oben und unten war, als ein
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