Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)
Gefühl von kalter Luft ihm sagte, dass sein linker Arm herausschaute. Er schlug schaufelnd um sich, bis er ein Loch gegraben hatte, das groß genug war, um etwas Licht und Luft hereinzulassen – und auch einen Ton, wie es schien: Er hörte eine Stimme – die von Tibby. Sie klang so, als sei sie sehr weit weg.
» Ich bin hier drüben! « , rief er und winkte aus dem Loch. Seine Stimme klang hohl in seinem düsteren, eisigen Kokon, und er sagte sich, dass seine Freundin ihn wahrscheinlich gar nicht hören konnte.
Er erweiterte das Loch, bis er den Kopf hinausstrecken konnte.
Zuerst war die Helligkeit so blendend, dass er nichts außer dem glitzernden Weiß sehen konnte. Aber sobald sich seine Augen daran gewöhnt hatten, erkannte er, dass er auf ein weites Schneefeld blickte, das von der Sonne angestrahlt wurde, die gerade über die Gebirgskette vor ihm stieg. Hinter ihm lagen weitere Berge. Ihre zerklüfteten Gipfel und steilen Felswände waren schneebedeckt. Er befand sich in einem schmalen Tal zwischen diesen beiden Erhebungen. Es war wie ein weißes Meer, aus dem da und dort Gruppen hoher Tannen aufragten oder kleinere Felsbrocken, die ebenfalls schneebedeckt waren. Er sah sich in alle Richtungen um, in der Hoffnung, das rosige Fell von Tibby Rose zu entdecken, aber es rührte sich nichts.
Alistair kämpfte sich aus der Schneewehe, in der er gelandet war, wobei ihm sein Rucksack ziemlich hinderlich war. Als er sich endlich befreit hatte, blieb er einige Sekunden keuchend auf der Schneedecke liegen, dann stand er unsicher auf. » Puh! « Er war völlig von Schnee überzogen. Sogar sein Schal war weiß. Er klopfte sein Fell ab, dann begann er, durch den knietiefen Schnee am Fuß des Abhangs zu stapfen, verzweifelt darüber, dass er nur so langsam vorankam.
» Tibby! « , rief er. » Tibby Rose! « Er war sicher, vorhin ihre Stimme gehört zu haben, aber es kam keine Reaktion. Vielleicht war auch sie in eine Schneewehe eingesunken, aus der sie nicht herauskam. Er verspürte ein angstvolles Beben im Bauch. Wie lange konnte eine Maus, die im Schneebegraben lag, überleben? Oder vielleicht war sie auch gar nicht hier und er hatte sich den Klang ihrer Stimme nur eingebildet? Vielleicht hatte einer der Adler sie erwischt? Sein Herz fing wie wild zu klopfen an, als er den Kopf zurücklegte und den Himmel absuchte. Nichts. Wo war sie?
» Tibby! « , schrie er verzweifelt.
Er hatte fast eine der kleineren Felsformationen erreicht, als er plötzlich wieder mit den Beinen einsank. Der Schnee unter ihm sackte weg. Halb stürzend, halb hechtend konnte er sich noch an dem scharfkantigen Rand eines Felsens festhalten. Als er sich hinaufzog, glaubte er, auf der anderen Seite einen rosafarbenen Schein zu sehen. Er kletterte hinüber, wobei er sich Hände und Knie aufschürfte. Tibby Rose lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und rührte sich nicht. » Tibby! « , brüllte Alistair und rutschte über den Felsen zu ihr hinunter. Er landete neben der ausgestreckten Gestalt. » Tibby Rose! «
Schwer atmend legte Alistair das Ohr auf Tibbys Brust, aber er konnte nichts hören, so laut ging sein eigener Herzschlag.
Ungeduldig nahm er Tibbys Handgelenk. Ihr Puls war regelmäßig, und als er ihr erneut das Ohr auf die Brust legte, hörte er einen kräftigen Herzschlag.
Alistair lehnte sich an den Felsen zurück und ließ erleichtert die Schultern sinken.
Dann hörte er ein ersticktes Piepsen. Er beugte sich vor und sah, dass Tibby im gleißenden Licht der Sonne blinzelte.
»Was ... « , keuchte sie. »Was ist passiert? « Mühsam setzte sie sich auf, doch Alistair legte sie sanft wieder hin.
» Du bist gefallen « , sagte er nur. » Und ohnmächtig geworden. Versuche, dich nicht zu schnell zu bewegen. Tut dir was weh? «
» Mein Kopf ein bisschen. «
Alistair suchte in seinem Rucksack nach einer Flasche Wasser und hielt sie Tibby an den Mund. Sie trank ein paar Schlückchen, dann fragte sie ängstlich: » Ist dir was passiert? « Als Alistair sie davon überzeugt hatte, dass mit ihm alles in Ordnung war, schloss sie die Augen. Dann schlug sie sie wieder auf. » Oswald « , sagte sie matt. » Ist er ...? «
Alistair erschrak schuldbewusst. An den verletzten Uhu hatte er überhaupt nicht gedacht.
» Ich weiß nicht, Tib. Nach unserem Sturz habe ich von ihm und den Adlern nichts mehr gesehen. «
» Armer Oswald « , sagte Tibby seufzend. » Die Alder würden ihn doch nicht – sie würden ihn doch nicht umbringen,
Weitere Kostenlose Bücher