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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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adrette Frisur und dezente
Kleidung auch hier ein MUSS!!!!‹
    Das Lachen hebt ihre Stimmung, und als sie wieder ihr Büro
betritt, fühlt sie sich allem gewachsen. Rivera wird aus der
Situation sicher Kapital schlagen wollen, und er wird dieses Ziel mit
ausgesuchter Höflichkeit verfolgen. »Laß den Leuten
immer ihre Würde; sie hat nämlich keinen
Wiederverkaufswert«, pflegte ihr Vater immer zu sagen, nachdem
er einen Touristen bei der Reparatur seines Autos abgezockt
hatte.
    Als sie vor dem Bildschirm Platz nimmt, bekritzelt Harris neben
ihr gerade einen Zettel; sie wirft einen Blick darauf und liest:
›Die letzten fünf Minuten hat er billige Witze über
Frauen gerissen, die zu lange für ihre Toilette brauchen.‹
Sie überprüft, ob der Video-Kanal inaktiv ist und kritzelt
dann ihrerseits auf Harris’ Notizblock: ›Wie Dorothy Parker
bereits sagte, wer sollte sich für ihn auch schon
zurechtmachen.‹
    Diem grinst und blinzelt ihr zu, und dann aktivieren sie den
Video-Kanal, um mit Rivera zu sprechen.
    Er kommt ohne Umschweife zur Sache. »Frau Präsidentin,
ich arbeite gerade Hilfsmaßnahmen für Ihr
Katastrophengebiet aus.«
    »Akzeptiert«, erwidert Hardshaw.
    »Würde… ähem… würde es Sie denn
interessieren, worin diese Maßnahmen bestehen?«
    »Lebensmittel, Medikamente und sonstiges, was die
Pazifikanrainer eben beigesteuert haben, könnte ich mir
vorstellen. Und ich weiß auch, daß die UN ihre Hilfe nie
an Bedingungen knüpfen. Normalerweise würden wir Ihr
Angebot selbstverständlich ablehnen, weil es andernorts auf der
Welt dringender benötigt wird und Ihre Ressourcen ohnehin schon
knapp sind; wir legen eher Wert darauf, selbst zurechtzukommen. Aber
in diesem Fall können wir jede Hilfe gebrauchen.«
    Rivera nickt nachdenklich. »Ich verstehe. Und werden
Sie… äh… können Sie uns schon etwas über das
Ausmaß der Katastrophe sagen?«
    Mit einem Kopfnicken bedeutet Hardshaw Diem, diese Frage zu
beantworten. »In einer halben Stunde haben Sie den aktuellen
Stand, wenn Sie daran interessiert sind. Wir können Ihnen aber
jetzt schon sagen, daß wir keine Verbindung zu den Inseln
haben. Wir erhalten zwar Kurzmeldungen von Funkamateuren, aber die
wissen auch nicht mehr, als daß es sintflutartig regnet und
daß die Windgeschwindigkeit extrem hoch ist. Sie sind
völlig abgeschnitten. In drei Stunden wird eine Einsatzgruppe
der Armee versuchen, auf Kauai zu landen. Aber bis einer der
Überlebenden zum Hörer greift und uns informiert, wissen
wir überhaupt nichts.«
    »Ich werde mal sehen, ob wir die Japaner und Chinesen zu
einer Kooperation bewegen können. Ich wette, Sie haben von
keinem dieser Länder brauchbare Daten erhalten, aber wie die
UNSOO mir mitgeteilt hat, haben sie eine Reihe von Satelliten im
Orbit. Und natürlich übermitteln wir Ihnen die UNSOO-Daten,
auch wenn sie nicht sehr umfangreich sind.«
    »Gut«, meint Harris Diem, »und haben Sie Dank
für Ihre Hilfe.«
    »Schließlich leben wir alle auf demselben
Planeten«, weiß Rivera. »Ich freue mich, wenn wir
etwas für Sie tun können. Wir bleiben in Verbindung.«
Er nickt ihnen zu und hebt die Finger in einer fließenden
Bewegung, die entweder als lässiger Gruß oder
herablassende Verabschiedung interpretiert werden könnte. Der
Monitor verdunkelt sich, noch bevor Hardshaw sich verabschiedet
hat.
    Sie lehnt sich im Sessel zurück. »Spitze, nach der
Dusche, dem Kleiderwechsel und der Verhandlung mit diesem Bastard
fühle ich mich topfit. Bestellen Sie uns Kaffee und belegte
Brote, Harris, und dann werden wir uns darüber unterhalten, was
hier eigentlich vorgeht.«
    Sie geht an ihren Schreibtisch zurück und sichtet den neuen
Stapel Ausdrucke. Auf Oahu hat sich ein Funkamateur gemeldet, ein
sechzehnjähriger Pfadfinder in Pupukea; er hat einen vierzig
Jahre alten Ford-Pritschenwagen und zwei vierzehnjährige Helfer,
aber die Straße ist dermaßen unterspült, daß
es unmöglich sei, vom Berg herunterzukommen, und überhaupt
befindet er sich fernab der Orte, über deren Zustand sie etwas
wissen müßten. Aber er hat es geschafft, eine
Außenantenne zu montieren, die hoffentlich nicht weggeblasen
wird. Sie stehen also in ständigem Kontakt mit ihm, und weil es
noch einige intakte meteorologische Instrumente im Camp gibt,
bestätigt er, daß der Luftdruck schon seit drei Stunden
unter 700 Millibar liegt.
    »Und was heißt das nun im Klartext?« brummelt
Hardshaw, bevor sie die dahingekritzelte Notiz erblickt – sie
stammt von

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