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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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diesem Meteorologen, Di Callare; sobald dieses Chaos sich
gelegt hat und sie Pauliss abserviert haben, werden sie Callare
einweihen müssen – wenn der Luftdruck noch in 220 km
Entfernung vom Auge des Wirbelsturms so niedrig ist, dann muß
an der Peripherie des windstillen Auges mit seinem momentanen
Durchmesser von 140 km eine Windstärke von etwa Beaufort-46
beziehungsweise eine Windgeschwindigkeit von 146 Metern pro Sekunde
herrschen, was etwa 330 Meilen pro Stunde entspricht (Hardshaw ist
dankbar für letztere Zahl, denn sie kommt mit dem metrischen
System nicht zurecht); die Meteorologen verweisen dabei auf die
Übereinstimmung mit früheren Beobachtungen und mit der
Theorie.
    »Da bin ich aber froh«, sagt Hardshaw laut. »Es
hätte mir nämlich gar nicht gefallen, wenn ein lausiger
Pfadfinder eine ganze Theorie zu Fall gebracht hätte.«
    Diem plaziert eine Platte mit belegten Broten und einer Kanne
Kaffee auf dem Schreibtisch der Präsidentin, nimmt
unaufgefordert Platz und sagt: »Gut, wie verfahren wir nun mit
dem SecGen?«
    »Nun, vielleicht wollte er uns mit einem großen
Hilfspaket ködern und dann unsere Einwilligung – vielmehr
unsere Kapitulation – erhalten, daß unsere Wissenschaftler
mit ihm kooperieren. Weil ich aber schon eingewilligt hatte, bevor er
seine übrigen Konditionen darlegen konnte und weil dieses
Gespräch auch nicht annähernd abhörsicher war, steht
er jetzt in der Pflicht und wird uns helfen müssen. Und wir
haben ihm klargemacht, daß wir grundsätzlich nicht auf
fremde Hilfe angewiesen sind. Das müßte ihn eine Weile
beschäftigen – und außerdem hat er nicht die
Möglichkeit, es uns durch eine Verzögerung der
Hilfsmaßnahmen heimzuzahlen. Haben die UNSOO-Daten
überhaupt einen Wert für uns?«
    »An sich nicht, aber wenn Rivera wirklich einen gewissen
Einfluß auf Japan hat, sind wir wahre Glückspilze, denn Di
Callare und Henry Pauliss haben mir versichert, daß die Japaner
über eine Art Tomograph verfügen, der den Sturm
scheibchenweise abtastet; daher könnten sie immer dann, wenn
einer ihrer Satelliten über Hawaii steht, Angaben zu
Wasserstand, Wind- und Strömungsgeschwindigkeit machen.
Natürlich nur unter der Voraussetzung, daß der Satellit
auch mit diesem Gerät bestückt ist.«
    »Gut. Da haben wir also einen guten Schachzug gemacht.«
Brittany Hardshaw lehnt sich im Sessel zurück und mustert Harris
Diem intensiv. Sie erinnert sich noch an die Zeit als
Generalstaatsanwältin von Idaho, wo er ihr Praktikant und
Assistent war, und an die vielen guten und schlechten Tage seit
damals. Es ist typisch für Leute in ihrer Position, daß
sie sich nur selten Gedanken über die persönliche Situation
ihres Referenten gemacht hat. Aber dennoch stellt sie sich die Frage,
ob er wohl noch immer bei ihr wäre, wenn ihr verschlungener
Lebensweg sie nicht vom staubigen Idaho hierher befördert
hätte.
    Aber das ist natürlich irrelevant. Er ist noch hier, aus
welchem Grund auch immer. Aber dennoch… »Sie sehen
schrecklich müde aus«, sagt sie.
    »Sie auch, Chefin. Und wenn Sie noch nicht müde genug
sind, dann habe ich hier eine kleine, beunruhigende Nachricht von
Carla Tynan.«
    Hardshaw stöhnt innerlich, nimmt noch ein Brot und
gießt sich noch eine Tasse Kaffee ein. »Das schmeckt
köstlich.«
    »Mutters Rezept. Heute nur noch schwer zu bekommen, aber es
lohnt sich. Sie kommen vom Thema ab, Chefin.«
    »Ja, richtig…« Hardshaw grinst ihn an. »Wie
oft haben Sie und ich schon die ganze Nacht
durchgearbeitet?«
    »Ist der Fünfte Verfassungszusatz noch in
Kraft?«
    Sie bedeutet ihm zu essen.
    Als jeder von ihnen eine Schnitte verputzt hat, sagt sie:
»Gut, kommen wir zur Sache. Ich weiß, daß Sie mich
nicht mit Kleinigkeiten behelligen, nur um sich selbst nicht damit
befassen zu müssen, also wird es sich um etwas Wichtiges
handeln.«
    Diem nickt und sagt: »Wollen Sie auch den wissenschaftlichen
Hintergrund oder nur die Fakten?«
    »Nur die Fakten bitte, und gerade so viel Wissenschaft, damit
ich beurteilen kann, ob Carla nicht vielleicht übertreibt. Mein
Gott, wie konnten wir sie überhaupt aus dem Staatsdienst
entlassen? Sie ist zwanzigmal so viel wert wie ein Sesselfurzer wie
Henry Pauliss.«
    Diem schneidet zwar eine Grimasse, aber er hat seine Stelle
hauptsächlich deswegen bekommen und sie auch behalten, weil er
alles schluckt und nur im Notfall sagt, was er denkt. »Nur zu
Ihrer Erinnerung: nach dem Globalen Aufstand mußte unbedingt
verhindert werden, daß

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