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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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hatte er einen
Nervenzusammenbruch, erregte das Mitleid des Richters und der
Geschworenen, erholte sich wieder und wird jetzt resozialisiert.
    Randy wird sich seiner auch annehmen. Das ist die einfachste und
sauberste Option.
    Der Gefängnishof ist weder ummauert noch eingezäunt; man
verläßt sich darauf, daß die am
Fußknöchel angebrachten Transponder die Gefangenen von
Fluchtversuchen abhalten, und wenn sie doch fliehen sollten,
können sie leicht wieder aufgespürt werden. Er hat nur
ungefähr eine halbe Minute, aber im Grunde ist es nicht
schwierig, er muß nur den Zeitplan einhalten.
    Es geschieht an einem sonnigen Tag, daß Randy hinter einem
Baum hervortritt, Anders niederschlägt, eine Waffe auf seine
Brust richtet und sagt: »Schönen Gruß von Withers,
Wallace und Brown. Du kommst mit mir.«
    »Mit dem Scheiß will ich nichts mehr zu tun
haben.«

»Dann töte ich dich.«
    Anders steht auf und hebt die Hände. Randy lotst ihn schnell
zum Fahrzeug. Zum Glück ist es zur Zeit noch nicht möglich,
ein Privatfahrzeug aufzuspüren; diese Menschenrechtstypen sind
also doch zu etwas gut. Sie steigen ins Fahrzeug, und Randy nennt
einen Zielort; dann setzt das Auto sich in Bewegung.
    »Was hast du…«
    Randy setzt Anders mit einem Paralysator außer Gefecht.
Nicht etwa aus Rücksichtnahme, aber so wirkt es wie eine
Betäubung.
    Dann nimmt er ein Brecheisen und bricht Anders Füße.
Anders Augen weiten sich, und Tränen laufen über sein
Gesicht, aber er kann sich nicht bewegen, nur stöhnen.
    Wenn man das Band um den Knöchel durchschneidet, stellen sie
die Suche ein. Weil es nämlich unmöglich ist, das Band
über den Fuß zu ziehen, unterstellen die Behörden,
daß man es überhaupt nicht loswerden kann. Das würde
dann zutreffen, wenn man sich auf der Flucht befände. Oder wenn
man in der Lage wäre, sich dem Brechen der Füße zu
widersetzen.
    Aber in diesem Fall stehen die Dinge etwas anders. Randy schwingt
die Brechstange – er hat nur zirka fünf Minuten für
seine Verrichtung –, und die alten, spröden Knochen brechen
und splittern unter den Schlägen. Das Knacken nach den ersten
Hieben weicht einem patschenden Geräusch. Anders’ qualvoll
verzogener Mund ist wirklich degoutant, aber im Moment hat er noch
keine Zeit, ihn zu knebeln.
    Als die in einer Plastiktüte verpackten Füße nur
noch Matsch sind, packt Randy das Band und reißt es aus der
breiigen, blutigen Masse. Nun wird das Fahrzeug seiner eigentlichen
Bestimmung zugeführt – es soll einen automatisierten
Lastzug abfangen –, und Randy kurbelt die Scheibe hinunter.
    Dort. Gerade fährt eine robotgesteuerte Zugmaschine mit drei
Anhängern vom Hof, und das ist die Gelegenheit. Randy
übernimmt selbst das Steuer – jetzt kommt ihm die
Fahrschule zupaß – und tritt aufs Gas. Der mittlere
Hänger transportiert Vieh, das ihn aus großen Augen
blöde anglotzt, als er längsseits geht und das Band
hineinwirft.
    Er rast eine Seitenstraße ohne Leitsystem entlang; auf
halber Strecke geht er wieder auf Automatik und programmiert einen
langen Umweg ein, bevor das Fahrzeug wieder in eine Straße mit
Leitsystem einbiegt. Es wird Wochen dauern, bis sie die
Aufzeichnungen des Leitsystems mit dem Bewegungsprofil des Bandes
abgeglichen haben und ihm auf die Spur kommen – aber bis dahin
will Randy seine Arbeit längst erledigt haben.
    Das von der Rückbank dringende Stöhnen wird lauter, als
Randy in den Fond steigt, um den nächsten Arbeitsschritt in
Angriff zu nehmen. Er fesselt Anders und hebt dann die Wirkung des
Paralysators auf.
    Jetzt sprudelt es aus Anders heraus, er will ihm alles sagen, halt
das Übliche in einer solchen Situation.
    Randy stellt die entscheidende Frage: »Du erinnerst dich
sicher noch, daß du vor vierzehn Jahren der Mittelsmann
für einen Clip mit einem kleinen blonden Mädchen gewesen
bist…?«
    »Scheiße, Mann, der nicht, nein, Scheiße, du
kannst mir gar nicht so übel mitspielen, wie die es tun
werden…«
    Randy hält den Lügendetektor in die Höhe.
»Wetten, daß?«
    Schließlich sagt Anders es ihm auch so. Aber die Sache ist
zu wichtig, als daß er es riskieren könnte, sich von dem
alten Schurken belügen zu lassen; und deshalb visiert Randy ihn
an, sagt: »Oh, das war eine Lüge« und treibt den
Detektor tief in die Stirn des alten Mannes. Der Mann schreit und
geifert, als Randy die Schlüsselwörter abliest und sein
Aufzeichnungsgerät alles auf den Clip kopiert.
    In dieser Nacht verschwindet der Leichnam von

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