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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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Jerry Anders in
einer tiefen, feuchten Klamm, direkt neben der Bundesstraße 93.
Randy erhält eine Meldung von seinen Daten-Spähern, wonach
es ihnen gelungen ist, in die Datenbank der Highway Patrol von Idaho
einzudringen, und vielleicht hat er noch mehr Zeit, als er
zunächst gedacht hatte.
    Er macht ein ausgiebiges Nickerchen, bevor er den Clip abspielt.
Er enthält allen möglichen ekligen Mist, und daher bereitet
er sich seelisch darauf vor, nach der richtigen Stelle zu suchen.
Nach vier Tagen kämpft er sich noch immer durch Splitter von
vergewaltigten, verstümmelten und ermordeten Frauen und
Mädchen, durch Winstons schreckliche Drohungen, durch die Szene,
in der Brown ihm die Drogen verkauft…
    Randy merkt, daß er das nicht länger verkraftet. Der
Clip ist ein einziger Alptraum. Er will Anders’ Version gar
nicht mehr überprüfen, das Wissen, in welchem Sektor des
Clips die relevante Stelle sich befindet oder auch nicht, genügt
ihm. Er nimmt ein Beruhigungsmittel.
    Sie hatte recht in diesem Traum. Es ist wirklich schlimm.
Streiflichtartig sieht er, wie sie ausgespäht wird, wie sie
feststellen, daß sie immer allein duscht und niemand auf sie
wartet. Er durchlebt, wie Anders Kimbie Dee im Traum ausspäht
und dabei onaniert.
    Einmal erhält er in dem Clip unfreiwillig Einblick in eine
Erinnerung aus zweiter Hand, wie Kimbie Dee mit den Händen ihre
Blöße zu bedecken versucht, als dieses auf sie angesetzte
Monster in die Dusche kommt, dann der Anblick des großen,
widerwärtigen Mannes, wie er eine Waffe zieht und auf sie
anlegt, die Scham, als sie die zitternden Hände von den
Brüsten nimmt und er sie anstarrt…
    Er stellt das ab, wobei er sich fast übergibt, aber da war
noch etwas in dieser Erinnerung, und als er noch einmal
zurückgeht, hat er es.
    Er hat einen Namen, und dieser Name ist ihm durchaus ein Begriff.
Aber nicht als Käufer solcher Machwerke, geschweige denn als
Auftraggeber.
    Aber Randy weiß, daß kein Irrtum möglich ist.
Zumindest war Jerren Anders der Ansicht gewesen, für diesen Mann
zu arbeiten und hatte sich damit auch die vielen Todesurteile nach
dem Auffliegen des Händlerrings erklärt.
    Der Zugang zu diesem Mann wird nicht einfach sein. Er ist froh,
daß die Daten-Späher bei der Highway Patrol von Idaho ihm
einen Zeitgewinn verschafft haben – denn er wird viel Zeit
brauchen.
     
    Vielleicht besteht der eigentliche Grund für das
Zustandekommen der Ergebnisse schlicht darin, daß Carla Tynan
zum erstenmal seit mehreren Tagen wieder richtig ausgeruht ist. Auf
ihrem Kurs zu den Salomonen befindet sie sich bereits weit
südlich des Äquators und ist der höheren
Geschwindigkeit wegen wieder auf Tauchfahrt gegangen. Ihre innere
Stimme untersagt ihr das Sonnenbaden und das Arbeiten im Freien.
    Es besteht kein Zweifel daran, daß Dis Team bei der NOAA
erstklassige Arbeit bei der Erklärung der Physik des Fallstroms
als ›Motor‹ des Wirbelsturms leistet. Man muß der
NOAA nur einen Schubs in die richtige Richtung geben, und sie laufen
zur Hochform auf…
    Aber, so überlegt Carla, die noch immer in ihrer sauberen und
warmen Koje liegt und nur entfernt daran denkt, aufzustehen und an
die Arbeit zu gehen, genau das war auch ein Problem, mit dem sie
damals als Angestellte bei der NOAA zu kämpfen hatte: bei der
Genehmigung eines Projekts zeigten die Verantwortlichen durchaus
Interesse an Detailfragen; wenn es dann aber an die Durchführung
ging, ließ dieses Interesse schnell nach. Wenn ihre Stimmung
gut war, attestierte sie sich immer das
›Daniel-Boone-Syndrom‹ – sobald sie einen Hügel
genommen und die anderen mitgezogen hatte, wollte sie schon den
nächsten in Angriff nehmen. Wenn ihre Befindlichkeit indes
weniger gut war, wie so oft damals, bescheinigte sie sich eine
Kombination aus echtem kreativen Talent und profunder Faulheit –
sie wußte, ihre Ideen waren so gut, daß sie ihr den
Arbeitsplatz sicherten, und daher war sie auch weiterhin kreativ und
überließ die harte Arbeit den anderen.
    Wie so oft, war es erneut Louie, der, obschon selbst nicht mit
übermäßiger Selbsterkenntnis gesegnet, ihr einen
Einblick in ihr Inneres ermöglichte. »Quatsch, das ist
keine Faulheit. Wenn du eine Theorie ausbrütest, arbeitest du
doch auch zwanzig Stunden am Tag, oder? Und es ist auch kein
Pioniergeist; wenn du nämlich keine Theorie ausbrütest,
liest du nur Schundromane oder gehst einkaufen – es ist nun
wirklich nicht so, daß du zwanghaft kreativ bist. Ich

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