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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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wesentlich stärkeren
Stürmen heimgesucht werden, weil es dort weniger Landmassen
gibt, an denen sie sich brechen könnten.
    Louies auf über einer Billiarde Modellrechnungen basierende
Prognose besagt, daß die Stürme zwischen 0 Grad und 32
Grad südlicher Breite um den Äquator zirkulieren werden,
wobei sie generell einen Süd-West-Kurs einschlagen, aber so
variieren, daß sie ihre Dynamik bewahren und
regelmäßig neue Stürme erzeugen.
    Mit viel Glück trifft er noch zu dem Zeitpunkt ein, wenn die
letzten Stürme in der Südlichen Hemisphäre abflauen
und bevor der nächste ›Clem‹ sich in der
Nördlichen Hemisphäre aufbaut.
    Mit viel Glück wird ein Teil der Zivilisation überdauert
haben, und wenn nicht, dann werden trotzdem noch viele Millionen
Menschen am Leben sein, manche werden noch Radio oder Fernsehen
haben, und die Datennetze werden an vielen Orten noch intakt
sein.
    Wenn die Zivilisation indes völlig ausgelöscht ist, wird
Louie mit viel Glück imstande sein, nach der Eliminierung der
Stürme eine neue zu errichten.
    Aber da hat er seine Zweifel. Der Zweite Globale Aufstand geht
bereits in den vierten Tag und weitet sich noch immer aus. Weltweit
verzeichnet jede Stadt mit über 500.000 Einwohnern weitere Opfer
des Aufstands. In Städten wie Berlin, Tokio, Moskau, Caracas,
Montevideo, Riad, Bujumbara und Katsina hat die Armee wahre Massaker
an plündernden Zivilisten verübt… die Liste
könnte beliebig fortgesetzt werden.
    Die Tatsache, daß Sniffings das alles ausgelöst
hat, ist längst in Vergessenheit geraten; genauso, wie das
tropische Tief, aus dem ›Clem‹ hervorging, sich schon lange
aufgelöst hat, sind die Ursachen für den Aufstand nicht
mehr zu ermitteln. ›Clem‹ wütet weiter, weil er eben
ein Hurrikan ist und es reichlich warmes Wasser gibt; der Zweite
Globale Aufstand dauert an, weil es eben ein Aufstand ist und es noch
viel zu plündern und anzuzünden gibt.
    Würde es sich beim Zweiten Globalen Aufstand um einen Krieg
handeln, dann stünde er bereits auf Rang Sechs der blutigsten
Kriege des einundzwanzigsten Jahrhunderts – noch immer kein
Vergleich zu den ›Leistungen‹ des zwanzigsten Jahrhunderts,
aber noch ist ja Zeit…
    Er darf keine einzige Sekunde verschenken, sagt Louie sich.
Geschwindigkeit ist jetzt alles.
    So schnell wie er ist noch kein Mensch gewesen; und er wird immer
schneller – aber er hat noch einen weiten Weg vor sich.
     
    In Novokuznetsk sollen kaum Unruhen stattgefunden haben; das wird
Klieg zumindest erzählt. Aber diese Aussage muß man wohl
im Zusammenhang betrachten. Angesichts einer täglichen Quote von
weltweit Zehntausenden von Toten sind ein bißchen Kriegsrecht,
ein paar Plünderungen und gelegentliche Heckenschützen
wahrhaftig relativ geringfügig.
    Auf jeden Fall ist er in Anbetracht der viel schlimmeren Situation
in den Staaten froh, daß Glinda und Derry hier sind.
    John Klieg hat sich seit jeher als Pragmatiker bezeichnet, und der
Grundstein dieses Pragmatismus ist die Überzeugung, daß
die meisten Menschen nicht die geringste Ahnung haben vom
Unternehmertum, seinen Prinzipien, was es leisten kann und was nicht.
Was sie ständig aus dem Blick verlieren, ist die Tatsache,
daß es im Geschäftsleben darum geht, Kapital von einem Ort
zum anderen zu transferieren und daß die Geschäftsleute
die Welt rational und vernünftig gestalten, weil sie
nämlich selbst rationale und vernünftige Leute sind. So
einfach ist das. Die Marktwirtschaft macht einige Leute reich und
gibt den meisten anderen Arbeit. Was sie indes nicht leisten kann,
ist, die Welt in ein Paradies zu verwandeln, wo es wie im Film zugeht
und jeder das bekommt, was ihm zusteht.
    Wenn die Unternehmen die Welt wie in den Filmen gestalten
würden, dann müßten die Film-Unternehmen Konkurs
anmelden. Und Klieg liebt Filme, und viele seiner Freunde
investieren in diesem Geschäft.
    Was ihn wirklich wurmt, ist die Tatsache, daß er hier nicht
nur die Gelegenheit des Jahrhunderts, sondern vielleicht sogar des
Jahrtausends hatte und daß mitten im Spiel die Regeln
geändert wurden. Wie diese Bastarde von der Regierung. Teufel,
wenn die Privatwirtschaft von vornherein die Erschließung des
Weltraums hätte betreiben dürfen, anstatt sich mit der
Regierung herumzuschlagen, dann wäre die Küste von Orlando
bis Canaveral mit Millionen-Dollar-Häusern zugebaut worden, noch
bevor der erste Satellit ins All geschossen wurde, und dann gäbe
es heute auch in der Raumfahrt etliche große

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