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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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aus«, antwortet er. »Ich glaube, sie
werden heute grünes Licht geben. Die Top-Agenten vor Ort melden,
daß die sibirischen Arbeiter heute nicht arbeiten, weil sie
keine amerikanischen Vorarbeiter mehr haben. Hie und da gibt es
vielleicht noch ein paar Geheimpolizisten, aber wir werden ohnehin
mitten in der Nacht zuschlagen – wir rechnen nur mit geringem
Widerstand im Weltraumzentrum. Das Gefängnis macht mir viel mehr
Sorgen. Wäre eine schlechte Nachricht, einige prominente Geiseln
zu verlieren.«
    »Nun, wenn es darauf hinausläuft… dann stellen Sie
mich zu Rivera durch. Schauen wir mal, ob es klappt. Am Tag vor dem
Putsch sagte Klieg, er könne in einigen Wochen starten. Je
weniger er zu reparieren hat, desto besser.«
    »Mal wieder etwas von Tynan gehört?«
    Hardshaw lehnt sich zurück und streckt sich stöhnend.
»Alles läuft bestens, nur daß er auf eine so hohe
Geschwindigkeit beschleunigt hat, die er laut Aussage der Ärzte
unmöglich überlebt haben kann, und er bestätigt das
auch; aber trotzdem hält er weiter Verbindung zu uns. Eine
Theorie besagt, er hätte vergessen, auf das Schiff
überzuwechseln und würde sich noch immer auf dem Mond
aufhalten, aber anhand der Daten, die er uns geschickt hat, muß
er doch unterwegs sein – außerdem hat er uns noch Bilder
seines mumifizierten Körpers übermittelt. Carla glaubt ihm
anscheinend, aber trotzdem betreiben sie immer diese seltsame
Breitband-Kommunikation. Vielleicht halluziniert sie nur von
ihm.« Zögernd fährt sie fort: »Wenn er uns
indessen doch die Wahrheit sagen sollte, dann dürfte wohl klar
sein, daß das Problem Monate früher als geplant
gelöst wird, und im Grunde sogar kostenlos. Ich traue mich fast
nicht, an den Erfolg zu glauben.«
    Harris Diem nickt. »Und ich habe Angst, daß es ein
Erfolg wird. Wenn Tynan den Auftrag ausführt, dann wird er sich
nämlich zum Diktator des Sonnensystems aufschwingen – und
der Zustimmung der Weltöffentlichkeit sicher sein.«
    »Ja.« Plötzlich lacht sie.
    »Was ist denn?« fragt Diem.
    »Ach, wissen Sie, ich habe Louie Tynan schon ein paarmal
getroffen. Was einer Frau wohl sofort an ihm auffällt, ist,
daß er ein geiler Kerl ist; als der große Raumfahrer war
er immer ein Frauenschwarm. Als Diktator des Sonnensystems – na
gut. Sie werden auf ihn fliegen, und er kann nichts mit ihnen
anfangen. Stellen Sie sich das mal vor! Er könnte jede Frau
haben, und mit keiner kann er etwas anfangen.«
    Diem lächelt. »Das ist wirklich nicht
angenehm.«
    * * *
    Vom 25. Juli bis zum 2. August zieht ›Clem‹ auf einem
erratischen Kurs westwärts, wobei er erneut den Gepflogenheiten
eines normalen Wirbelsturms zuwiderhandelt: er folgt den
Höhenwinden und seine Fallströme wandern entgegen der
Coriolis-Kraft. ›Clem‹ hängt zwischen dem 35. und 45.
nördlichen Breitengrad, ein Sektor, in dem ein Wirbelsturm sich
eigentlich schon totgelaufen haben müßte, aber
gleichzeitig weist dieser Abschnitt des Ozeans auch das
größte Differential auf – ein durchgehender
Warmwasser-Gürtel, aus dem ›Clem‹ immer mehr Energie
absaugt.
    Etwas kommen sehen und seine Bedeutung zu verstehen sind zwei
völlig verschiedene Dinge; die Westküste der USA wird in
einem steten Strom evakuiert. Auf jeder Autobahn ist ein Fahrstreifen
für die nach Westen fahrenden Tankwagen reserviert, und auf der
anderen Spur wird der Verkehr Richtung Osten abgewickelt. Für
Busse und Kleinbusse ist eine Überholspur reserviert, um die
Menschen zu befördern, die keine Automatik-Fahrzeuge haben
– und um diejenigen aufzunehmen, die eine Fahrzeugpanne hatten.
Zeltstädte und provisorische Siedlungen entstehen überall
in den Rockies; Chugwater, Wyoming, blüht zu einer Metropolis
auf, wobei die Pioniertruppen rund um die Uhr arbeiten, um die
Kanalisation, Straßen und Stromleitungen den gestiegenen
Erfordernissen anzupassen.
    Im Norden, in Pazifikanada, strömen die Einwohner von
Vancouver nach Calgary.
    Doch als am Nachmittag des 1. August die Sturmflut in den Puget
Sound gedrückt wird und an der Küste entlangwandert, ist
die Evakuierung noch nicht abgeschlossen. Manche Leute warten noch
auf ihren Abtransport, andere sind in höhergelegene Abschnitte
ausgewichen. Einige wenige haben sich stur geweigert, an die
nächste Flutwelle zu glauben, in der Überzeugung, daß
Gott oder die Natur doch wohl nicht so grausam seien, die Küste
ein zweitesmal heimzusuchen.
    Und wieder andere, wie Old Robert und Old Bob, haben nie die
Nachrichten

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