Die Mutter der Königin (German Edition)
geschenkt.»
«Ach, wirklich?» Entzückt nimmt er ihn in die Hand und betrachtet ihn. «Eine sehr gute Arbeit. Da habe ich mich wohl sehr gefreut.»
Sie schluckt. «Ja, das hast du. Wir beide. Das ganze Land hat sich gefreut.»
Wir warten darauf, dass er nach dem Kind fragt, aber das hat er offensichtlich nicht vor. Sein Kopf sinkt auf die Brust, als wollte er dösen. Dann hören wir ihn leise schnarchen. Marguerite sieht mich an.
«Wollt Ihr denn gar nicht wissen, was aus dem Kind geworden ist?», frage ich ihn. «Ihr seht den Schmuck, den Ihr der Königin gegeben habt, als sie Euch sagte, sie sei guter Hoffnung. Das ist fast zwei Jahre her. Das Kind ist längst zur Welt gekommen.»
Er zwinkert, dann sieht er mich verständnislos an. «Welches Kind?»
Ich gehe zur Tür und nehme Edward aus den Armen des wartenden Kindermädchens entgegen. Zum Glück schläft er friedlich. Ich hätte es nicht gewagt, ihn hereinzubringen, wenn er in dieser stillen Kammer laut geplärrt hätte. «Dies ist das Kind der Königin», sage ich. «Euer Kind. Der Prinz von Wales, Gott segne ihn.»
Edward rührt sich im Schlaf und strampelt mit den strammen Beinchen. Er ist ein kräftiges und hübsches Kleinkind, kein Säugling mehr, und meine Gewissheit wankt, als ich ihn zum König trage. Er wiegt schwer in meinen Armen, ein gesunder Junge von fünfzehn Monaten. Es scheint unsinnig, ihn seinem Vater zu präsentieren wie einen Neugeborenen. Der König betrachtet ihn so gleichgültig, als hätte ich ein fettes kleines Lamm in die königlichen Gemächer geschleppt.
«Ich hatte ja keine Ahnung!», sagt er. «Ein Junge oder ein Mädchen?»
Die Königin erhebt sich, nimmt mir Edward ab und hält dem König den schlafenden Jungen hin. Er schreckt zurück. «Nein, nein. Ich will es nicht halten. Sagt mir nur, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.»
«Ein Junge», antwortet die Königin, und ihre Stimme bebt vor Enttäuschung über seine Reaktion. «Ein Junge, Dank sei Gott. Ein Thronerbe, der Junge, um den wir gebetet haben.»
Er sieht sich das rosige Gesicht an. «Ein Kind des Heiligen Geistes», sagt er versonnen.
«Nein, dein rechtmäßiger Sohn», verbessert ihn die Königin scharf. Ich sehe mich um. Die Ärzte, ihre Gehilfen und zwei oder drei Hofdamen haben diese vernichtende Äußerung des Königs sicher gehört. «Er ist der Prinz, Euer Gnaden. Dein Sohn und Erbe, ein Prinz für England. Der Prinz von Wales; wir haben ihn Edmund getauft.»
«Edward», brause ich auf. «Edward.»
Sie besinnt sich. «Edward. Dies ist Prinz Edward von Lancaster.»
Der König lächelt strahlend. «Oh, ein Junge! Was für ein Glück.»
«Ihr habt einen Sohn», sage ich. «Einen Sohn und Erben. Euer Sohn und Erbe, Gott segne ihn.»
«Amen», sagt er. Ich nehme der Königin den kleinen Jungen ab, und sie lässt sich wieder auf den Stuhl sinken. Der Junge rührt sich, ich lege ihn gegen meine Schulter und wiege ihn zärtlich. Er riecht nach Seife und warmer Haut.
«Und ist er getauft?», fragt der König im Plauderton.
Marguerite knirscht mit den Zähnen, diese langsamen Fragen über die schrecklichen Tage reizen sie. «Ja», sagt sie dann freundlich. «Ja, natürlich ist er getauft.»
«Und wer sind die Paten? Habe ich sie ausgesucht?»
«Nein, du hast geschlafen. Wir – ich – habe Erzbischof Kemp, Edmund Beaufort, den Duke of Somerset, und Anne, die Duchess of Buckingham, ausgewählt.»
«Genau wie ich es getan hätte», verkündet der König lächelnd. «Meine besonderen Freunde. Anne wie?»
«Buckingham», sagt die Königin langsam und deutlich. «Die Duchess of Buckingham. Aber ich muss dir leider mitteilen, dass der Erzbischof verstorben ist.»
Vor Verwunderung wirft der König die Hände in die Luft. «Nein! Warum, wie lange habe ich denn geschlafen?»
«Achtzehn Monate, Euer Gnaden», sage ich leise. «Eine lange Zeit, in der wir alle um Eure Gesundheit gebangt haben. Es ist sehr gut, Euch wieder genesen zu sehen.»
Er sieht mich mit seinem kindlich-vertrauensvollen Blick an. «Das ist wirklich eine lange Zeit. Aber ich erinnere mich nicht daran. Nicht einmal an meine Träume.»
«Erinnert Ihr Euch, wie es war, als Ihr eingeschlafen seid?», frage ich ihn leise und verabscheue mich dafür.
«Überhaupt nicht!», meint er kichernd. «Nur an letzte Nacht. Ich kann mich nur noch erinnern, wie ich letzte Nacht eingeschlafen bin. Ich hoffe, wenn ich heute Nacht einschlafe, werde ich morgen wieder wach.»
«Amen», sage ich. Die
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