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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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betrachtet sich die Garnison als von England mehr oder weniger unabhängig. Richard bittet den Rat um Anweisungen und betont, dass eigentlich nur noch Lord Welles und er selbst auf Befehle warten. Der Rest, die große Garnison, die Soldaten, die Seeleute im Hafen, die Kaufleute und die Bürger, nehmen das Gesetz in die eigene Hand. Mir schreibt er, dass niemand in der Stadt die Herrschaft des Herzogs von York anerkennt, niemand weiß, was er über den König glauben soll, und er fragt, ob ich es für wahrscheinlich halte, dass sich Edmund Beaufort aus dem Tower befreit und die Macht ergreift. Ganz zum Schluss schreibt er, dass er mich liebt und vermisst. «Ich zähle die Tage», schreibt er.
Mein Herz verzehrt sich nach Dir, Geliebte. Sobald ich diese Garnison einem neuen Kommandanten überantworten kann, komme ich zu Dir nach Hause, aber ich glaube, wenn ich nicht hier wäre, würde die Stadt an die Franzosen fallen, die unsere Notlage nur zu gut kennen. Ich tue meine Pflicht unserem armen König und unserem armen Land gegenüber, so gut ich kann, so wie Du auch. Aber wenn ich dieses Mal nach Hause komme, will ich mich nie mehr von Dir trennen, ich schwöre es.

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    Windsor Castle
WINTER 1454
    D er Duke of York ist entschlossen, allen seine Macht über Calais zu demonstrieren und einen französischen Angriff abzuwehren. Er mustert eine kleine Flotte an, steigt auf ein Schiff nach Calais und sagt, er werde sich dort Einlass verschaffen, um die Soldaten auszuzahlen, die Händler zu befrieden, die Verräter aufzuknüpfen und als Oberbefehlshaber von Calais anerkannt zu werden.
    Calais ist eine außerordentlich starke Feste, seit Generationen Englands Außenposten in der Normandie. Nun haben die Soldaten die Kontrolle über das Fort an sich gerissen, und als sie die Segel der Flotte Yorks sehen, legen sie die Kette vor die Hafeneinfahrt, richten die Mündungen der Kanonen zur Seeseite aus und verweigern ihm die Einfahrt in seine eigene Stadt.
    Sie bringen uns diese Nachricht an einem kalten Novembernachmittag, während wir beim König sitzen. Marguerite frohlockt. «Dafür wird Euer Gemahl geehrt, darum kümmere ich mich persönlich!», ruft sie aus. «Wie York sich erniedrigt gefühlt haben muss! Was für eine Schande für ihn! Auf dem Meer mit einer eigenen Flotte, und die Stadt Calais verweigert ihm die Einfahrt! Gewiss entheben ihn die Lords jetzt seines Amtes? Gewiss befreien sie Edmund jetzt aus dem Tower?»
    Ich sage nichts. Hat mein Gemahl danebengestanden, als seine Männer gemeutert und seinen Befehl verweigert haben, ihren neuen Oberbefehlshaber einzulassen? Oder hat er – und das wäre weit schlimmer, weit gefährlicher für uns – sie gar persönlich dazu gebracht, sich dem Duke of York zu widersetzen? Hat er sie vom hohen Turm herab angewiesen, die Kanonen auf den Regenten zu richten, den rechtmäßig ernannten Lord Protector von England? In beiden Fällen ist er in Gefahr, in beiden Fällen hat er sich den Herzog von Stund an zum Feind gemacht.
    Der König, festgebunden in seinem Stuhl, gibt im Schlaf leise Laute von sich, aber die Königin würdigt ihn keines Blickes.
    «Stellt Euch York vor, wie er auf dem Wasser dümpelt, die Kanonen auf ihn gerichtet», malt sie sich schadenfroh aus. «Bei Gott, hätten sie ihn doch nur erschossen! Denkt nur, wenn sie sein Schiff versenkt hätten und er ertrunken wäre. Wenn Richard ihn getroffen hätte!»
    Die Vorstellung lässt mich schaudern. Richard hätte seiner Garnison doch sicher niemals gestattet, das Feuer auf einen vom Kronrat ernannten Herzog von königlichem Geblüt zu eröffnen? Dessen bin ich mir sicher, dessen muss ich mir sicher sein.
    «Das wäre Verrat gewesen», sage ich rundweg. «Ob wir York mögen oder nicht, er ist vom Kronrat und vom Parlament ernannt worden, um an des Königs statt mit dessen Autorität zu regieren. Es wäre Verrat, ihn anzugreifen. Außerdem wäre es schlimm, wenn Calais vor den Augen der Franzosen das Feuer auf englische Schiffe eröffnet.»
    Sie zuckt die Achseln. «Ach! Wen kümmert es? Von seinen eigenen Strohmännern ernannt zu werden zählt nicht», sagt sie. «Ich habe ihn nicht ernannt, der König hat ihn nicht ernannt, in meinen Augen hat er die Macht an sich gerissen. Er ist ein Usurpator, und Euer Gemahl hätte ihn erschießen sollen, sobald er in Reichweite war. Das hat er versäumt. Er hätte ihn töten sollen, als er es konnte.»
    Wieder gibt der König einen leisen Laut von sich. Ich

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