Die Mutter der Königin (German Edition)
Rache entzückt sie zu sehr, als dass sie ein warnendes Wort hören will.
«Edmund sagt, jetzt sei wieder alles möglich. Der König ist wieder gesund und willens zu tun, was wir sagen, wir haben einen Sohn und Erben, den niemand leugnen kann, und wir können York eine Lektion erteilen, die er niemals vergessen wird. Edmund sagt, wenn wir beweisen können, dass York vorhatte, sich den Thron widerrechtlich anzueignen, dann sei er ein toter Mann.»
Jetzt unterbreche ich sie. «Euer Gnaden, das würde den Duke of York doch sicher in die offene Rebellion treiben? Gegen solche Vorwürfe muss er sich verteidigen. Er wird verlangen, dass der Gerichtshof des Königs die Anklagen gegen den Duke of Somerset wieder aufnimmt, und dann steht Ihr mit dem Duke of Somerset und den Euren gegen ihn und die Seinen.»
«Nein!», erwidert sie. «Denn der König selbst hat vor den Lords erklärt, dass Somerset ein treuer Freund und Verwandter ist. Niemand wird es wagen, etwas gegen ihn vorzubringen. Wir werden eine Ratsversammlung in Westminster einberufen, zu der York nicht eingeladen wird, und dann werden wir in Leicester eine Verhandlung gegen ihn abhalten, bei der er in Abwesenheit angeklagt wird. Die Midlands sind uns treu, auch wenn London manchmal unsicher ist. Dies ist das Ende des stolzen Herzogs und der Beginn meines Rachezugs gegen ihn.»
Ich schüttele den Kopf. Ich kann sagen, was ich will, sie begreift nicht, dass der Duke of York zu mächtig ist, um ihn sich zum Feind zu machen.
«Ihr müsstet Euch doch eigentlich freuen!», ruft sie aus. «Edmund hat mir versprochen, Euch Euren Gemahl Richard nach Hause zu bringen.»
Jeder hat seinen Preis. Meiner lautet Richard. Augenblicklich stelle ich die Warnungen ein und nehme sie bei den Händen. «Wirklich?»
«Er hat es mir versprochen. Der König wird Edmund vor aller Augen den Schlüssel von Calais überreichen. Richard wird als treuer Befehlshaber der Garnison gelobt und zu Euch nach Hause geschickt werden, York wird in Haft gesetzt, das Königreich wird rechtmäßig von Edmund Beaufort und mir regiert, und wir sind alle wieder glücklich.»
Ich bin glücklich in seinen Armen, das Gesicht in seiner wattierten Jacke vergraben, während er mich wie ein Bär an sich drückt, sodass ich kaum Luft bekomme. Als ich in sein geliebtes, müdes Gesicht blicke, küsst er mich so fest, dass ich die Augen schließe und mich wieder wie ein vernarrtes junges Mädchen fühle. Ich schnappe nach Luft, und dann küsst er mich weiter. Hafenarbeiter und Matrosen feuern uns mit derben Bemerkungen an, doch Richard hört sie gar nicht. Unter meinem Umhang wandern seine Hände zu meinen Hüften.
«Hör sofort damit auf», flüstere ich.
«Wo können wir hin?», fragt er, und man könnte wahrlich denken, wir wären wieder jung.
«Komm in den Palast», sage ich. «Komm. Sind deine Sachen gepackt?»
«Zum Teufel mit meinen Sachen», erwidert er fröhlich.
Hand in Hand laufen wir vom Kai in Greenwich zum Palast, schleichen über die Hintertreppen hinein wie ein junger Stallbursche und sein Mädchen, verriegeln meine Tür und lassen sie den ganzen Tag und die ganze Nacht verschlossen. Um Mitternacht schicke ich nach etwas zu essen, das wir in die Bettlaken eingewickelt am warmen Feuer verspeisen.
«Wann wollen wir nach Grafton reisen?»
«Morgen», sagt er. «Ich will meine Kinder sehen, besonders meine kleine Tochter. Dann muss ich gleich zurückkehren und mich wieder einschiffen, Jacquetta.»
«Einschiffen?»
Er verzieht das Gesicht. «Ich muss Beauforts Befehle persönlich entgegennehmen», erklärt er. «Die Feste wurde von innen nach außen zerrissen. Ich kann sie nicht ohne einen Befehlshaber zurücklassen. Ich bleibe, bis der Herzog mich ersetzt, und dann komme ich direkt zu dir nach Hause.»
«Ich dachte, du wärst jetzt zu Hause!», rufe ich aus.
«Verzeih mir», sagt er. «Ich müsste um die Garnison fürchten, wenn ich nicht zurückginge. Wahrlich, Liebste, das waren schreckliche Tage.»
«Aber dann kommst du nach Hause?»
«Die Königin hat es versprochen, der Herzog hat es versprochen, und ich verspreche es auch», beruhigt er mich, beugt sich vor und zieht eine Strähne aus meinem Zopf. «Es ist nicht leicht, einem Land wie dem unseren zu dienen, Jacquetta. Doch dem König geht es jetzt gut, er hat erneut die Macht ergriffen, und unser Haus steigt wieder auf.»
Ich lege meine Hand auf die seine. «Liebster, ich wünschte, es wäre so, doch so einfach ist es nicht. Du
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