Die Mutter der Königin (German Edition)
König ist huldvoll und der Rat sichtlich erleichtert über seine Rückkehr. Der König wird jetzt mit dem Duke of York als Berater an seiner Seite regieren. Der König verzeiht der Garnison in Calais, dass sie sich geweigert hat, York und Warwick einzulassen, und er unterzeichnet ein Begnadigungsschreiben speziell für Richard und vergibt ihm seine Rolle in dem Aufstand gegen den Lord Protector.
«Euer Gemahl ist ein treuer Diener meiner selbst und meines Hauses», bemerkt er, als er vor dem Abendessen in die Gemächer der Königin kommt. «Das werde ich nicht vergessen, Lady Rivers.»
«Kann er denn nach Hause kommen?», frage ich. «Er ist schon sehr lange fort, Euer Gnaden.»
«Bald», verspricht er mir. «Ich habe ihm und Lord Welles geschrieben, dass ich persönlich den Earl of Warwick zum Befehlshaber von Calais ernannt habe und dass ich ihnen befehle, ihn einzulassen. Sobald sie ihn in die Stadt lassen und er seinen Posten einnimmt, kann Euer Gemahl nach Hause kommen.» Er seufzt. «Wenn sie doch nur gütlich zusammenleben würden», sagt er. «Wenn sie doch nur wären wie die Vögel in den Bäumen in ihrem Nest.»
Ich knickse. Der König driftet wieder in einen seiner Tagträume. Er hat eine Vision von einer freundlicheren und besseren Welt, die niemand in Abrede stellen könnte. Doch denjenigen von uns, die in der wirklichen Welt leben müssen, nützt das wenig.
Die Schmerzen durch die unerwartete Verletzung, der Schock über die erbitterten Kämpfe und das grausame Sterben in den Straßen von St. Albans scheinen den König sehr tief erschüttert zu haben, auch wenn er behauptet, dass es ihm jetzt wieder gut geht. Wir haben eine besondere Messe zum Dank lesen lassen, und alle haben gesehen, dass er geht, ohne zu stolpern, mit Bittstellern spricht und auf seinem Thron sitzt. Doch die Königin und ich sind unsicher, ob er nicht wieder forttreibt. Besonders Lärm und Streit sind ihm verhasst, und der Hof, das Parlament und der Kronrat sind vor Zwietracht zerrissen. Jeden Tag gibt es Zwietracht zwischen den Anhängern der yorkistischen Lords und unseren Leuten. Der kleinste Ärger, der geringste Missklang, und schon wird sein Blick trüb, und er sieht aus dem Fenster und verstummt, entschwebt in einen Tagtraum. Die Königin hat sich angewöhnt, ihm niemals zu widersprechen, und der kleine Prinz wird aus dem Raum gebracht, kaum dass er die Stimme erhebt oder herumläuft. Der Hof geht seinen Aufgaben auf Zehenspitzen nach, um den König nicht aufzuregen, und bis jetzt ist es uns gelungen, den äußeren Schein zu wahren.
Die Königin hat gelernt, ihr Temperament zu zügeln, und es ist reizend mit anzusehen, wie sie sich mäßigt, um ihren Gemahl nicht zu erschrecken oder zu beunruhigen. Marguerite hat ein aufbrausendes Gemüt und ein starkes Bedürfnis zu herrschen. Zu beobachten, wie sie sich auf die Zunge beißt, und zu hören, wie sie die Stimme senkt, um den König nicht mit der widerrechtlichen Aneignung seiner Macht zu konfrontieren, ist, als sähe man eine junge Frau Weisheit erlangen. Sie ist auf eine Weise freundlich zu ihm, die ich nie für möglich gehalten hätte. Sie geht mit ihm um wie mit einem verletzten Tier, und wenn sein Blick vage wird oder er sich umsieht und versucht, sich auf ein Wort oder einen Namen zu besinnen, legt sie ihre Hand behutsam auf die seine und sagt es ihm vor, wie die liebevolle Tochter eines senilen Vaters. Ein trauriges Ende für die Ehe, die so voller Hoffnungen geschlossen wurde. Des Königs verborgene Schwäche gleicht ihrer verborgenen Trauer. Der Verlust hat sie ernster gemacht. Sie hat sowohl den geliebten Mann verloren als auch ihren Gemahl, doch sie beklagt sich nur bei mir über ihr Leben.
Mir gegenüber zügelt sie ihr Temperament nicht, und wenn wir allein sind, fährt sie oft wütend auf. «Er tut, was der Duke of York ihm sagt», faucht sie. «Er ist sein Welpe, sein Hündchen.»
«Er muss im Einvernehmen mit dem Duke of York, dem Earl of Salisbury und dem Earl of Warwick regieren», sage ich. «Er muss sich gegen den Einwand behaupten, den der Kronrat gegen ihn vorgebracht hat: dass er nur Lancastrianer um sich geschart hat. Jetzt besteht unser Parlament aus allen großen Männern, Yorkisten wie Lancastrianern. In England haben sie es gern so, Euer Gnaden. Sie teilen die Macht. Sie haben gern viele Ratgeber.»
«Und was ist damit, was ich will?», fragt sie. «Und was ist mit dem Duke of Somerset, der tot ist – dank ihnen? Der liebste,
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