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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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frage mich, was wohl einst aus ihm wird. Ich nenne ihn Edward, denke an den kleinen Prinzen und bin mir sicher, dass er ein glückliches Leben haben wird.

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    Hertford Castle
FRÜHJAHR 1456
    R ichard kommt nicht nach Hause, obwohl ich ihm vom stillen und verängstigten Hof aus schreibe, um ihm mitzuteilen, dass er noch einmal Vater geworden ist und Großvater noch dazu. Ich erinnere ihn daran, dass Anthony einem großen Lord dienen muss. Aber wie soll ich in dieser neuen Welt, die wieder einmal von einem York regiert wird, einen auswählen? Ich weiß nicht einmal, ob er den Brief erhält, und auf eine Antwort warte ich vergebens.
    Die Garnison und die Stadt Calais liegen miteinander im Streit und heißen den frischernannten Befehlshaber, den siegreichen jungen Earl of Warwick, auch nicht herzlicher willkommen als den früheren Oberbefehlshaber, seinen Verbündeten, den Duke of York. Ich vermute – und befürchte –, dass Richard dafür sorgt, dass die Verbündeten von York nicht in die Burg gelangen und dass er die Stadt für Lancaster hält. Eine aussichtslose Hoffnung auf einem einsamen Posten. Ich vermute, dass er Lancaster die Treue hält und davon ausgeht, dass er dem umnachteten König den besten Dienst erweist, wenn er Calais hält. Doch über Weihnachten und die langen Wintermonate bekomme ich keine einzige Nachricht von ihm, außer dass er lebt und dass die Garnison erklärt hat, den Earl of Warwick niemals in die Burg einzulassen, denn sie steht treu zu dem Mann, den er getötet hat, dem toten Lord Somerset.
    Erst im Frühling wenden sich die Dinge allmählich zum Besseren. «Der König erholt sich langsam», erklärt mir Marguerite.
    Ich sehe sie zweifelnd an. «Er spricht deutlicher als zuvor», pflichte ich ihr bei. «Aber er ist nicht wie früher.»
    Sie knirscht mit den Zähnen. «Jacquetta, er wird vielleicht nie wieder sein wie früher. Seine Wunde ist verheilt, er kann wieder richtig sprechen, und er geht, ohne zu stolpern. Er kann als König durchgehen. Aus der Ferne wirkt er recht imponierend. Das muss reichen.»
    «Wofür?»
    «Um ihn zurück nach London zu bringen, ihn dem Kronrat vorzuführen und dem Duke of York die Macht zu entreißen.»
    «Er ist nur die äußere Hülle eines Königs», warne ich sie. «Ein Marionettenkönig.»
    «Dann werde ich die Fäden ziehen», kündigt sie an. «Und nicht der Duke of York. Während wir hier sind und dem Lord Protector erlauben zu regieren, reißt der Duke of York alle Posten an sich, alle Lehensgüter, alle Steuern und Vergünstigungen. Er plündert das Land, am Ende haben wir nichts mehr. Ich muss den König wieder auf den Thron setzen und York auf seinen Platz verweisen. Ich muss das Erbe meines Sohnes retten, bis er alt genug ist und seine eigenen Schlachten schlagen kann.»
    Ich zögere, denn ich denke daran, wie der König ruhelos mit dem Kopf wackelt und bei jedem plötzlichen Lärm zusammenfährt. Er wird unglücklich sein in London, er wird Angst haben in Westminster. Die Lords werden sein Urteil erbitten und verlangen, dass er regiert. Das kann er nicht. «Im Kronrat gibt es fortwährend Streitereien und Geschrei. Er wird zusammenbrechen, Marguerite.»
    «Ich befehlige Euren Gemahl nach Hause», lockt sie mich. «Ich sage dem König, er soll der Garnison vergeben und der Wache erlauben, nach Hause zurückzukehren. Richard kann heimkommen und seinen Enkelsohn sehen. Und seinen Sohn. Er hat Euren Jüngsten noch gar nicht gesehen.»
    «Das ist Bestechung», bemerke ich.
    «Eine äußerst wirksame Bestechung», erwidert sie. «Denn sie ist unwiderstehlich, nicht wahr? Also, pflichtet Ihr mir bei? Sollen wir den König so weit bringen, dass er wieder Anspruch auf den Thron erhebt?»
    «Würdet Ihr diesen Weg nicht einschlagen, wenn ich Euch abriete?»
    Sie schüttelt den Kopf. «Ich bin fest entschlossen. Ob Ihr mir nun zustimmt oder nicht, Jacquetta, ich werde dieses Land über meinen Gemahl regieren und England für meinen Sohn retten.»
    «Dann holt mir Richard nach Hause, und Ihr könnt Euch unserer Unterstützung gewiss sein. Ich will ihn wieder in meinem Leben haben, in meiner Nähe, in meinem Bett.»

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    Westminster Palace, London
FRÜHJAHR 1456
    R ichards Abberufung aus Calais ist eine der ersten Amtshandlungen des wieder eingesetzten Königs. Wir ziehen mit allem Prunk in Westminster ein und erklären dem Rat, dass der König genesen ist. Es läuft besser, als ich zu hoffen gewagt hatte. Der

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