Die Mutter der Königin (German Edition)
verbracht hat, doch die exquisite Schönheit ihrer Züge, die fein gezeichnete Nase, die Augenbrauen und der vollkommen geschwungene Mund sind so hübsch wie die eines kleinen Mädchens.
Sie zieht eine Schnute. «So etwas kannst auch nur du denken, werte Mutter. Ich passe durch keine Tür, und John hat meinem Bett vor drei Monaten den Rücken gekehrt, denn das Kind tritt mich so sehr, wenn ich liege, dass ich mich die ganze Nacht hin und her wälze und er keinen Schlaf findet.»
«Das ist bald vorbei», sage ich. «Und es ist gut, dass er starke Beine hat.» Ich führe sie zum Ruhebett und hebe ihre Füße an. «Ruh dich aus», sage ich. «In ein paar Tagen hast du genug zu tun.»
«Glaubt Ihr, es sind noch Tage?», fragt Lady Grey.
Ich sehe Elizabeth an. «Das kann ich noch nicht sagen», antworte ich. «Und das Erste lässt sich ja oft mehr Zeit.»
Lady Grey verlässt uns mit dem Versprechen, ein gutes Abendessen heraufzuschicken, sobald es dunkel wird. Elizabeth wartet, bis sich die Tür hinter ihr schließt, dann sagt sie: «Du hast ‹er› gesagt.»
«Tatsächlich?» Ich schenke ihr ein Lächeln. «Was meinst du?»
«Ich habe mit dem Ehering gependelt», sagt sie eifrig. «Willst du wissen, was dabei herausgekommen ist?»
«Lass mich es versuchen», sage ich, aufgeregt wie ein Mädchen. «Lass es mich mit meinem Ring versuchen.»
Ich streife den Ehering vom Finger und löse eine dünne Goldkette von meinem Hals. Während ich den Ring auf die Kette fädele, geht mir durch den Kopf, dass ich wirklich gesegnet bin, für meine Tochter pendeln zu dürfen, um herauszufinden, ob ihr Ungeborenes ein Junge oder ein Mädchen ist. Ich halte die Kette über ihren Bauch und warte, bis sie ganz ruhig hängt. «Im Uhrzeigersinn für einen Jungen, entgegen dem Uhrzeigersinn für ein Mädchen.» Ohne mein Zutun rührt sich der Ring, zittert zuerst ein wenig, wie in einer leichten Brise, und dreht sich dann immer entschiedener im Kreis. Im Uhrzeigersinn. «Ein Junge.» Ich fange den Ring auf, stecke ihn mir wieder an den Finger und lege mir die Kette um den Hals. «Was meinst du?»
«Ja, das denke ich auch», bestätigt sie. «Und was bekommst du?»
«Ich glaube, auch einen Jungen», sage ich stolz. «Was sind wir doch für eine Familie. Ich schwöre, sie sollen alle Herzöge werden. Wie möchtest du ihn nennen?»
«Er soll Thomas heißen.»
«Thomas, der Überlebende», sage ich.
Sie wird neugierig. «Warum nennst du ihn so? Was wird er überleben?»
Ich betrachte ihr schönes Gesicht, und einen Augenblick ist mir, als sähe ich sie durch ein Buntglasfenster in einer düsteren Halle, und sie ist viele Jahre älter als ich jetzt. «Ich weiß nicht», sage ich. «Ich glaube nur, dass er eine lange Reise haben und viele Gefahren überleben wird.»
«Und was meinst du, wann er kommt?», fragt sie ungeduldig.
Ich lächele. «Natürlich an einem Donnerstag», antworte ich und zitiere das alte Sprichwort: «Ein Donnerstagskind wird es weit bringen.»
Sie lässt sich leicht ablenken. «An welchem Wochentag bin ich geboren?»
«Montag. Ein Montagskind entzückt mit seinem hübschen Gesicht.»
Sie lacht. «Oh, werte Mutter, ich sehe aus wie ein Kürbis!»
«Ja», sage ich. «Aber nur noch bis Donnerstag.»
Es erweist sich, dass ich mit beidem recht habe, doch ich triumphiere nicht über Lady Grey, denn ich möchte sie mir nicht zur Feindin machen. Das Kind ist ein Junge, er kommt an einem Donnerstag zur Welt, und meine Elizabeth besteht darauf, dass er Thomas heißen soll. Ich warte, bis sie wieder auf den Beinen ist, dann begleite ich sie in die Kirche, damit sie den priesterlichen Segen erhält, und als es ihr gut geht und sie das Kind an die Brust legt und ihr Gemahl nicht mehr zehn Mal am Tag zu mir kommt, um mich zu fragen, ob auch wirklich alles gut sei, reise ich nach Grafton zu meinen anderen Kindern. Ich versichere ihnen, dass ihr Vater wie immer tapfer seinem König dient und er wie immer zu uns nach Hause kommt, so schnell er kann, und dass er ein ums andere Mal geschworen hat, uns treu zu bleiben.
Im Dezember ziehe ich mich zurück, und in der Nacht, bevor das Kind geboren wird, träume ich von einem Ritter, so tapfer und kühn wie mein Gemahl, von einem Land, trocken und heiß und braun, von einer flatternden Standarte vor sengender Sonne, und von einem Mann, der sich vor nichts fürchtet.
Als mein Sohn zur Welt kommt, ist er nur ein winziger, greinender Säugling, und ich halte ihn in den Armen und
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