Die Mutter der Königin (German Edition)
hoffnungslos unterlegen, aber er weiß es nicht.
Ich finde es greulich, mit anzusehen, wie die Männer sich bewaffnen, ihre Ausrüstung prüfen und sich in Reih und Glied formieren. Elizabeths Gemahl, Sir John Grey, kommt nach einem Zwei-Tages-Marsch an der Spitze seiner bewaffneten Pächter auf seinem schönen Pferd an. Er erzählt mir, Elizabeth habe bei ihrem Abschied einen Weinkrampf bekommen und scheine voller böser Vorahnungen zu sein. Sie habe ihn gebeten, nicht auszureiten, doch seine Mutter habe sie auf ihr Zimmer geschickt wie ein unartiges Kind.
«Hätte ich bei ihr bleiben sollen?», fragt er mich. «Ich hielt es für meine Pflicht herzukommen.»
«Du tust recht daran, deine Pflicht zu erfüllen», wiederhole ich die abgenutzte Phrase, die es den Gemahlinnen erlaubt, ihre Männer ziehen zu lassen, und den Müttern, ihre Söhne in den Krieg zu schicken. «Du tust sicherlich recht daran, deine Pflicht zu erfüllen, John.»
Die Königin ernennt ihn zum Anführer der Kavallerie. Anthony, mein Erbe und kostbarster Sohn, stößt aus unserem Haus in Grafton zu uns, er wird an der Seite seines Vaters kämpfen. Sie werden zum Schlachtfeld reiten, dort absitzen und zu Fuß kämpfen. Bei dem Gedanken, dass mein Sohn in eine Schlacht zieht, wird mir so übel, dass mir der Appetit vergeht.
«Ich habe Glück», sagt Richard zu mir. «Du weißt, dass ich Glück habe, du hast mich einige Dutzend Male in die Schlacht reiten und immer wieder wohlbehalten zu dir zurückkehren sehen. Ich halte ihn bei mir, dann wird er auch Glück haben.»
«Sag das nicht! Bitte nicht!» Ich schlage die Hand vor den Mund. «Das heißt, das Schicksal herauszufordern. Lieber Gott, müsst ihr diesmal denn wirklich mit hinaus?»
«Diesmal und jedes Mal, bis das Land Frieden gefunden hat», sagt er nur.
«Aber der König hat es nicht befohlen!»
«Jacquetta, bittest du mich, zum Verräter zu werden? Willst du, dass ich die weiße Rose Yorks trage?»
«Natürlich nicht. Es ist nur …»
Sanft nimmt er mich in den Arm. «Nur was? Dass du es nicht erträgst, dass Anthony in Gefahr gerät?»
Ich schäme mich und nicke. «Mein Sohn …», flüstere ich voller Angst.
«Er ist nun ein Mann, Gefahren sind für ihn jetzt so selbstverständlich wie der Schnee für den Winter und die Blumen für den Frühling. Er ist ein tapferer junger Mann, an meiner Seite ist er mutig geworden. Bring du ihm nicht bei, zum Feigling zu werden.»
Mein Kopf schießt hoch, und mein Gatte lacht leise in sich hinein. «Du willst also nicht, dass er in den Krieg zieht, aber du willst auch nicht, dass er ein Feigling ist. Das ist doch unsinnig. Sei tapfer und sieh uns beim Ausmarsch zu, winke uns zum Abschied, lächele und gib uns deinen Segen.»
Wir gehen zusammen zur Tür, seine warme Hand liegt auf meiner Taille. Die Königin hat der Armee befohlen, sich vor der Zugbrücke der Burg zu versammeln, wo auch der kleine Prinz auf seinem weißen Pony sitzt. Anthony löst sich aus den Reihen und kniet geschwind vor mir nieder. Ich lege meinem geliebten Sohn die Hand auf das warme, weiche Haar.
«Gott segne dich, mein Sohn.» Ich kann kaum sprechen, so schnürt es mir die Kehle zu. Heiße Tränen steigen mir in die Augen. Er erhebt sich und steht vor mir, aufgeregt und abmarschbereit. Ich will noch hinzufügen: «Tu, was dein Vater dir sagt, und behalt dein Pferd in der Nähe, damit du jederzeit wegkommst, halt dich von Gefahren fern, du musst nicht mitten ins Kampfgetümmel …», doch Richard zieht mich an sich und küsst mich schnell auf den Mund, damit ich still bin.
«Gott segne dich, mein Gemahl», sage ich. «Kommt wohlbehalten nach Hause zurück, alle beide.»
Die Königin und ich, ihre Hofdamen und der Prinz mitsamt seinem Haushalt winken, als sie an uns vorbeimarschieren, die Standarten flattern in der Brise, und die Männer sehen eifrig und zuversichtlich aus. Sie sind gut gerüstet, die Königin hat Gelder genutzt, die ihr das Parlament eigentlich für die Verstärkung der Verteidigung gegen die Franzosen zugesprochen hat, um Waffen und Stiefel für die dortige Armee zu kaufen. Als sie fort sind und der Staub auf der Straße sich wieder gelegt hat, befiehlt die Königin dem Prinzen, mit seinem Kindermädchen hineinzugehen. Dann wendet sie sich an mich.
«Und jetzt heißt es warten», sagt sie. «Aber wenn sie Salisbury ausgemacht haben und der Kampf beginnt, will ich es sehen. Ich reite hin, ich will es mit ansehen.»
Fast denke ich, sie scherzt
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