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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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anzusehen. Und ich, die ich in Mucklestone auf das Vorüberziehen der siegreichen gegnerischen Armee gewartet habe, finde keinen Gefallen daran, eine stolze Frau so erniedrigt zu sehen.
    «Ihr habt die Schlüssel zur Burg für mich», singt die Königin geradezu und sieht von ihrem hohen Ross herab die Herzogin an.
    «Ja, Euer Gnaden», sagt Cecily ruhig. «Und ich bitte Euch darum, mich und meine Kinder zu verschonen.»
    «Selbstverständlich», sagt der König sofort. «Sir Richard – nehmt die Schlüssel und begleitet die Herzogin und ihre Kinder an einen sicheren Ort. Sie steht unter meinem Schutz.»
    «Einen Moment noch», sagt Marguerite. «Wie heißen diese Kinder?»
    «Dies ist meine Tochter Margaret», erklärt Herzogin Cecily. Ein großes Mädchen von dreizehn Jahren wird entsetzlich rot und sinkt vor der Königin in einen tiefen Knicks, dann bemerkt sie ihren Fehler und knickst vor dem König. «Dies ist mein Sohn George, und das ist mein Jüngster, Richard.»
    Ich würde George auf etwa elf Jahre schätzen, und Richard dürfte wohl sieben sein. Sie sind vor Schreck wie benommen, wen wundert es. Denn noch am Vortag hielten sie ihren Vater für den Thronerben Englands, der sich den Weg zum Thron schon freikämpfen würde, und heute stehen sie der Armee des Königs gegenüber, und ihr Vater ist geflohen. In einem Haus hinter uns kracht es laut, und eine Frau ruft durchdringend um Hilfe, als sie zu Boden gezerrt und vergewaltigt wird. Das gemahnt uns daran, dass wir uns mitten im Krieg befinden und uns auf einem Schlachtfeld unterhalten.
    «Bringt sie weg», sagt der König schnell.
    «Und Euer Gemahl hat Euch hier zurückgelassen?», quält die Königin die besiegte Herzogin weiter. «Erinnert Ihr Euch, wie Ihr darauf bestanden habt, in mein Gemach vorgelassen zu werden, als ich gerade niedergekommen war? Wie Ihr mir gesagt habt, Euer Gemahl müsse den meinen besuchen, als er krank war, in unserer dunklen Zeit? Einmal hat sich Euer Gatte gewaltsam Zutritt zum Kronrat verschafft, aber jetzt ist er auf und davon. Er ist anwesend, wenn er nicht erwünscht ist, aber wenn er gebraucht wird, lässt er Euch einfach im Stich. Er erklärt den Krieg, und dann verschwindet er vom Schlachtfeld.»
    Die Herzogin schwankt, ihr Gesicht ist blass. Rauch weht über den Marktplatz, irgendwo brennt ein Strohdach. Die Frau, die um Hilfe gerufen hat, weint jetzt vor Schmerzen. Der kleine Richard sieht sich um, als eine Axt durch eine verriegelte Tür gehauen wird und man hört, wie ein alter Mann um Gnade stammelt, jemanden um Schonung anruft, der ihm nicht zuhört.
    «Euer Gnaden», wende ich mich an die Königin. «Dies ist kein Ort für uns. Die Lords müssen die Kontrolle über ihre Männer zurückgewinnen. Wir sollten von hier fort.»
    Zu meiner Überraschung lächelt sie mich an, und ich sehe deutlich einen Schimmer Heimtücke, bevor sie den Blick auf die Mähne des Pferdes senkt und ihren Gesichtsausdruck verbirgt.
    «Eine Armee aus unkontrollierten Männern ist eine stumpfe Waffe», sagt sie. «Als York seine Soldaten gegen mich aufgestellt hat, wird er kaum gedacht haben, dass ich eine eigene Armee gegen ihn aufbringen und alles so enden würde. Er hat mir eine Lektion erteilt, und ich war eine aufmerksame Schülerin. Eine Armee aus armen Männern ist wirklich schrecklich. Fast hätte er mich erschreckt. Aber jetzt wird es ihm leidtun, jetzt, wo eine Armee armer Männer seine Heimatstadt in Stücke reißt.»
    Der dunkelhaarige Junge Richard wird rot vor Wut, sieht zu ihr hoch und öffnet den Mund, als wollte er etwas Trotziges herausbrüllen.
    «Lasst uns gehen», sage ich eilends, und mein Gemahl ruft nach Pferden, hebt die Herzogin ohne weiteres Zeremoniell in den Sattel, setzt ihre Kinder auf die Pferde zu drei Kavalleristen, und wir verlassen die Stadt. Als wir über die Brücke reiten, höre ich wieder das Geschrei einer Frau, gleich darauf schnelle Schritte. Ludlow zahlt den Preis für die Flucht seines Lords, des Duke of York.

    «Ja, aber nicht für seinen Tod», bemerkt mein Sohn Anthony. Wir drei reiten zusammen heim nach Grafton, unsere Männer bummeln hinter uns her. Ich habe durchaus bemerkt, dass sie schwer an ihrer Beute tragen, auch wenn ich sehr deutlich gemacht habe, dass ich die Augen davor verschließe. Jeder hat irgendetwas in seinen Sack eingewickelt, ein eingerolltes Tuch oder eine Platte, einen Becher oder Krug. Sie sind unsere Pächter, aber wir haben sie in die Armee der Königin gesteckt, und

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