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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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luxemburgischen Burg in die königliche Familie Englands. Sie möchten, dass du sie zuerst triffst und sie ihrem neuen Hof vorstellst.»
    «Ich weiß nicht, ob ich da eine große Hilfe bin», sage ich, folge ihm aber hinaus.
    «Du sprichst ihre Sprache, das ist doch schon etwas», meint er. «Sie ist sogar noch jünger, als du bei deiner Hochzeit mit dem Herzog. Sie ist erst fünfzehn. Sie braucht eine Freundin am Hof.»
    Er führt mich zu der doppelflügeligen Tür, die zu den prächtigsten Gemächern führt, und tritt zur Seite. Die Wachen öffnen sie. Als ich eintrete, rufen sie laut: «Die Herzoginwitwe von Bedford!»
    Zuerst fällt mir auf, dass sie winzig ist, wie eine hübsche Puppe. Ihr Haar ist rotgolden, ihre Augen sind graublau. Sie trägt ein schieferblaues Kleid und hat den Kopfschmuck weit nach hinten geschoben, um ihr außerordentlich hübsches Gesicht und ihre vollkommene blasse Haut zur Geltung zu bringen. Ihr Kleid ist mit Margeriten bestickt – Gänseblümchen sind ihr Emblem. Ihr Schmollmund deutet auf ein verwöhntes Kind, doch als sie meinen Namen hört, wendet sie sich rasch um und strahlt mich liebenswürdig an.
    «Ah! Madame la Duchesse !», ruft sie auf Französisch und läuft mir entgegen, um mich zu küssen, als wären wir alte Freundinnen. «Ich bin so froh, dass Ihr gekommen seid, um mich zu begrüßen.»
    Ich knickse vor ihr. «Ich bin erfreut, Euch kennenzulernen, Euer Gnaden.»
    «Und dies hier ist Maman . Ich war froh, als man mir erzählt hat, dass Ihr mich mit dem Earl of Suffolk abholen kommt, denn ich dachte, Ihr könnt mir sagen, wie ich mich verhalten muss. Als Ihr mit dem Herzog verheiratet wurdet, wart Ihr nur wenig älter als ich jetzt. Und fünfzehn ist jung zum Heiraten, nicht wahr?»
    Über dieses aufgeregte Geplapper muss ich lächeln.
    «Scht», sagt ihre Mutter, «die Herzogin wird dich noch für ein Plappermaul halten.»
    «Es sind schrecklich viele Engländer gekommen, um mich zu begrüßen, ich habe Mühe, mir all die Namen zu merken. Und dann sind sie so schwer auszusprechen!»
    Ich lache. «Am Anfang wollte mir nicht einmal mein eigener Name richtig über die Zunge kommen», erzähle ich ihr. «Die Sprache ist schwer. Aber ich bin mir sicher, Ihr werdet sie lernen. Außerdem spricht hier jeder Französisch, und alle möchten Euch kennenlernen und sich mit Euch anfreunden. Wir möchten, dass Ihr glücklich werdet.»
    Ihre Unterlippe zittert, doch sie spricht tapfer weiter. «Oh, ich habe schon angefangen, ich kann Earl of Suffolk sagen und Kardinal Bouffé.»
    «Bouffé?», frage ich nach.
    «Ist das nicht richtig?»
    «Beaufort!» Jetzt habe ich es begriffen.
    Sie lacht und streckt mir die Hände entgegen. «Seht Ihr? Ihr werdet mir beibringen, wie man diese Wörter ausspricht, und auch, wie die englischen Ladys sich kleiden. Müssen wir immer schwere Stiefel tragen?»
    «Stiefel, Euer Gnaden?»
    «Wegen des Schlamms?»
    Ich lache. «Ach, da hat man Euch auf den Arm genommen. Es kann sehr matschig sein in England, besonders im Winter, aber das Wetter ist nicht schlimmer als, sagen wir, in Paris. Ich ziehe London Paris vor, ich bin jetzt sehr glücklich in England.»
    Sie schiebt ihre Hand in die meine. «Und Ihr werdet neben mir stehen und mir alle Namen nennen, ja? Und wie man sie richtig ausspricht?»
    «Ja», verspreche ich ihr und spüre, wie der Griff ihrer kleinen Hand fester wird, als sie sich an ihre Mutter wendet und sagt: «Sag ihnen bitte, sie können jetzt hereinkommen. Ich sollte sie jetzt alle kennenlernen.»

    Sie ist eine entzückende kleine Prinzessin, vollkommen bis ins kleinste Detail – abgesehen von der Tatsache, dass ihr Vater, obwohl er König genannt wird, seine vielen Königreiche nicht beherrscht und sie auch niemals beherrschen wird. Sie hat keine Mitgift. Zwar sagt sie, sie bringe uns die Inseln Menorca und Mallorca, doch wir wissen alle, dass sie nichts erben wird. Alles, was sie für die Reise und die Hochzeit braucht, wurde von England bezahlt – und die Schatzkammer Englands ist leer. Sie ist außerordentlich schön, doch das sind viele fünfzehnjährige Mädchen. Der französische Hof liebt sie, und sie ist der erklärte Liebling ihres Onkels, Charles VII. aus dem Hause Valois, doch sie entstammt nicht seiner Linie, sondern ist nur eine Prinzessin aus Anjou. Er schickt keine seiner eigenen Töchter zur Heirat nach England, sondern nur eine Nichte. Kurz gesagt, die meisten Engländer, die zu ihrem Geleit mitgekommen sind,

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